Keine Schokolade ist auch keine Loesung
Kinderärztin werden möchte. Und ich würde sicher kein Geld bezahlen für so einen …«
»Vorsicht«, knurre ich ihn an. »Im Übrigen müssen die Mädchen für das Camp nichts bezahlen. Sie haben sich dafür beworben und sind ausgewählt worden. Tatsächlich bekommen sie sogar Geld dafür, dass sie mitmachen. Was soll’s, also …« Ich streife meine Haare zurück, die mir während dieses Wortwechsels ins Gesicht gefallen sind, und fahre mit dem Finger die Namensliste vor mir entlang. »Bill Bigelow? Das kann nicht stimmen. Es soll sich eigentlich um einen orthodoxen Juden handeln. Außerdem ist Bill Bigelow …«
Ich verstumme. Warum kommt mir dieser Name so bekannt vor?
Pete dreht das Gästeregister wieder zu sich. »Bigelow hört sich auch für mich nicht gerade jüdisch an. Moment mal, klang das jetzt rassistisch?«
»Chef.« Eine Gruppe Studenten nähert sich Petes Schreibtisch. »Ich brauche das Gästebuch. Ich will die Jungs hier anmelden.«
»Gleich«, erwidert Pete. Er zeigt Wynona das Register. »Wyn, hast du diesen Kerl schon mal gesehen? Trägt er zufällig eine Kippa?«
»Woher soll ich das wissen?«, entgegnet Wynona, während sie den Namen liest. »Der Mindestaufenthalt in die sem Haus beträgt im Sommer nur zwei Wochen, und außerdem wird hier an jeden vermietet, der im Voraus bezahlt. Ich kann mir nicht jedes einzelne Gesicht merken, ganz zu schweigen von dem jeweiligen Namen, der dazugehört.«
»Chef«, sagt der Student wieder, der nach dem Gästebuch gefragt hat, »kann ich jetzt bitte meine Gäste eintragen? Wir müssen einen Film drehen für meinen Drehbuch-Workshop.«
»Sehe ich etwa aus wie ein Chef?«, erwidert Wynona laut. »Außerdem sind Filmaufnahmen in den Wohnheimen verboten.«
»Aber wenn ich das Projekt nicht bis Freitag fertig habe«, jammert der Student, »kriege ich keinen Schein.«
»Das hättest du dir mal früher überlegen müssen«, sagt Wynona. »Mit der Ausrüstung kommst du hier jedenfalls nicht rein. Das Brandrisiko ist zu groß.«
Bill Bigelow. Bill Bigelow. Bill Bigelow.
»Boah, Alter«, sagt einer der Begleiter des Studenten. »Was für eine Zicke.«
»Wen nennst du hier eine Zicke?«, entgegnet Wynona und erhebt sich hinter ihrem Tisch.
Der Begleiter wird blass. »Niemanden.«
»Ich brauche Zugang zu den Personendaten der Bewohner im System«, sage ich zu Pete. »Ich muss diesen Kerl überprüfen und herausfinden, wie alt er ist. Und ob er Vollzeit studiert oder nur über den Sommer hier wohnt.«
Pete schüttelt den Kopf. »Tut mir leid, Heather«, sagt er. »Der einzige Computer steht im Büro des Direktors, und das ist geschlossen. Es ist immer geschlossen um diese Uhrzeit.«
»Es ist immer geschlossen, Punkt«, sagt Wynona. Sie hat wieder auf ihrem Stuhl Platz genommen, nachdem sie die Filmstudenten vertrieben hat. »Ich wünschte, ich hätte diesen Job. Ich würde nämlich nichts dagegen haben, zwei Tage in der Woche arbeiten zu kommen und für fünf bezahlt zu werden.«
Ich muss mir schnell was einfallen lassen. Bridget ist gerade in Bill Bigelows Zimmer und hat genau in diesem Moment, vielleicht, wahrscheinlich , Sex.
Natürlich geht mich das nichts an. Ich bin nicht ihre Mutter, wie ich Pete eben noch erklärt habe. Soviel ich weiß, könnte Bill Bigelow auch in Bridgets Alter sein und während des Sommers auf dem Campus des New York College wohnen, weil er, wie Bridget, ein talentiertes Wunderkind ist, das hier einen Informatik- oder Violinkurs macht. Vielleicht sitzen sie dort oben und spielen Schach. Vielleicht …
Ach, scheiß drauf.
Ich hole mein Handy hervor und will gerade Lisas Nummer wählen, als zwei große, mir sehr vertraute Gestalten in die Lobby der Wasser Hall schlendern, von denen eine einen Trainingsanzug trägt und die andere eine Leinenhose und ein Polohemd. Beide machen den Eindruck, als würde ihnen das Haus gehören. Ich bin erleichtert und stürme durch die Halle auf die beiden zu.
»Hey, Jungs«, sage ich. »Kann einer von euch über Smartphone auf das Studentenregister zugreifen?«
»Ach«, sagt Tom beleidigt, »freut uns auch, dich zu sehen, Heather. Und, wie ist dein Tag so?«
»Es geht hier um was Ernstes«, erwidere ich. »Ich muss dringend einen Bewohner überprüfen, aber das Büro der Heimleitung ist geschlossen, und ich habe nur so ein prähistorisches Uralthandy.« Ich halte es zum Beweis hoch.
»Ist das da etwa eine Antenne dran?«, fragt Steven entsetzt.
»Oh, du bedauernswertes kleines Ding«,
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