Keine Schokolade ist auch keine Loesung
die Vereinbarung, die ihr unterschrieben habt. Nichts abseits der Kamera. Das ist das, was wir gesagt haben. Das ist das, was dein Vater gesagt hat.«
Jordan sieht geknickt aus. »Richtig«, sagt er. »Nein, natürlich, du hast recht.«
Ich sehe, dass Tania geschlagen zu Boden blickt. Es überrascht mich nicht, dass Jordan damit gescheitert ist, für die Rechte seiner Frau einzutreten. Im Gegensatz zu Cooper hat Jordan immer das getan, was sein Vater ihm gesagt hat – inklusive mich abzuservieren –, und Stephanie hat das eindeutig erkannt. Offenbar braucht sie lediglich die Worte »Das ist das, was dein Vater gesagt hat« zu äußern, und Jordan kuscht. Ich werfe einen Blick zu Cooper und sehe, dass er genauso abgestoßen von seinem Bruder ist wie ich.
Doch bevor Cooper etwas sagen kann, komme ich zu Tanias Rettung. Eigentlich will ich gar nicht. Ich bin nämlich ihr oder Jordan ganz bestimmt nichts schuldig. Aber ich kann nicht anders. Die Fischer Hall ist meine Insel – der Nichtsnutzspielzeuge, wie Cooper sagt –, und es gefällt mir nicht, wenn auf meiner Insel Leute herumgeschubst werden.
»Tja, noch einmal, wirklich schade«, sage ich. »Aber in diesem Gebäude sind keine Filmaufnahmen erlaubt.«
Tania hebt ihre schweren falschen Wimpern, und mir fällt wieder ein, warum sie als Künstlerin so beliebt ist. Das liegt nicht nur daran, dass sie eine großartige Stimme hat – die hat sie wirklich – oder weil sie in ihren knappen Kostümen so umwerfend aussieht. Sondern es liegt auch daran, dass ihr Gesicht mit einem einzigen Blick so viel Emotionen vermitteln kann … oder zumindest kommt es einem so vor. Im Moment drückt es eine überwältigende Dankbarkeit aus.
Ich bin ein bisschen verwirrt. Tania Trace hat über zwanzig Millionen Alben verkauft, war in über dreißig Ländern an der Spitze der Charts und hat vier Grammys gewonnen, und nun erwartet sie ein Kind von Jordan Cartwright, der selbst eine Rekordzahl von Hits produziert hat (mit der Hilfe seines Vaters natürlich). Tania und Jordan haben ihre eigene Fernsehshow. Sie ist eine Diva. Warum sie nicht Nein sagen kann zu Stephanie Brewer ist mir ein Rätsel.
»Und wir werden keine Verzichterklärungen unterschreiben«, sagt der Sanitäter, während er und seine Kollegin zu Tania gehen. Stephanies Ader beginnt so heftig zu pulsieren, dass ich Angst habe, sie wird gleich platzen.
Cooper muss wohl dieselbe Beobachtung gemacht haben, weil er nun sagt: »Vielleicht sollten wir rausgehen. Gibt es hier nicht eine Terrasse? Dort könnte es ein bisschen kühler sein.«
Cooper gibt sich höflich. Er weiß ganz genau, dass die Wohnung der Allingtons eine Außenterrasse hat. Ich wäre dort einmal beinahe umgebracht worden.
»Ja, gute Idee«, sagt Christopher rasch. Er klatscht in die Hände. »Okay, hey, alle mal herhören, lasst uns eine kleine Pause machen. Und gönnen wir unserem Star ein bisschen Privatsphäre, während diese netten Rettungsleute ihren Job machen. Getränke sind im Kühlschrank in der Küche, falls jemand möchte.«
»Guarana?«, fragt der Tonassistent mit hoffnungsvoller Stimme, legt die Mikrofonangel zur Seite und streift den Kopfhörer ab.
»Guarana für Marcos«, sagt Christopher. »Red Bull für alle anderen. Möchten Sie auch etwas trinken?« Er sieht Cooper und mich an, und ohne eine Antwort abzuwarten ruft er: »Hey, Lauren, bring uns mal ein paar Flaschen Wasser.«
Die Filmcrew stürmt in die Küche der Allingtons, während Christopher die Glastüren öffnet, die vom Wohnbereich des Penthouse seiner Eltern auf die umlaufende Terrasse hinausführen. Sofort schlägt uns eine kühle Brise entgegen. So weit oben – wir sind neunzehn Stockwerke über dem Boden – kommt einem die Luft sauberer vor als unten. Vom Verkehr ist hier kaum etwas zu hören, aber durch irgendein akustisches Phänomen dringt hin und wieder das Rauschen der Wasserfontänen aus dem Washington Square Park zu uns hoch. Der Panoramablick auf Manhattan ist atemberaubend – unter uns die funkelnden Stadtlichter und über uns der Mond und ein paar Sterne.
Hier draußen auf der Terrasse geben die Allingtons meistens ihre Empfänge, wenn sie in der Stadt sind, Catering-Events mit professionellem Servicepersonal in schwarz-weißer Livree. Hier hätte ich einmal beinahe mein Leben verloren. Ich versuche allerdings, das zu verdrängen. Der Professor, bei dem ich in diesem Sommer ein Seminar besuche (Einführung Psychologie), sagt, dass man das Dissoziation
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