Keine Schokolade ist auch keine Loesung
nennt und dass es die Betroffenen fast immer wieder einholt.
Ich bin bereit, es darauf ankommen zu lassen.
»Wer sind Sie überhaupt?« Stephanie Brewer wendet sich fragend an mich, während wir eine Sitzgruppe mit grün-weiß gestreiften Polstermöbeln ansteuern. »Ich denke, Präsident Allington wird mit Interesse vernehmen, dass Sie sich so unkooperativ verhalten haben. Er und seine Frau sind nämlich große Fans von CRT, nur damit Sie es wissen.«
Cooper, der das zufällig hört, sieht verärgert aus. »Tut mir leid«, sagt er zu Stephanie, obwohl er überhaupt nicht den Eindruck macht, als täte es ihm leid. »Ich habe wohl vergessen, Sie bekannt zu machen mit …«
»Heather«, komme ich ihm rasch zuvor.
Ich ahne, was Cooper vorhat. Es gefällt ihm nicht, wie Stephanie mich behandelt – als wäre ich eine Art Untergebene. Er möchte ihr klarmachen, dass ich jemand Besonderes bin. Aber ich werde jeden Tag von Leuten wie Stephanie verhöhnt und herablassend behandelt. Wie Millionen von Menschen in der Verwaltung und im Service habe ich mich daran gewöhnt, auch wenn ich bezweifle, dass ich es jemals verstehen werde. Es würde vielleicht einen Sinn ergeben, wenn ich in meinem Job nicht gut wäre so wie Simon, aber ich bin gut. Trotzdem, Stephanie sollte niemanden so behandeln, wie sie mich behandelt … Was der Grund dafür ist, dass ich nicht möchte, dass Cooper sie auf meine einstige Berühmtheit aufmerksam macht. Und er sollte definitiv nicht das Geheimnis ausposaunen, das wir seit vielen Monaten so sorgfältig hüten – nämlich dass ich mit dem Sohn von Stephanies Chef zusammen bin –, nur um ihr eine Benimmlektion zu erteilen.
»Ich bin die stellvertretende Leiterin der Fischer Hall«, erkläre ich ihr. »Wenn Sie sich bei Präsident Allington beschweren möchten, merken Sie sich meinen Namen. Heather Wells.« Ich buchstabiere ihn für sie.
»Informieren Sie auch meinen Vater«, sagt Cooper und rückt einen der grün-weißen Polstersessel für mich zu recht, damit ich mich setzen kann. »Ich bin mir sicher, Stephanie, Grant wird seinen Spaß haben, wenn er hört, wie Sie Heathers Bekanntschaft gemacht haben.«
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, weil er meinen Plan ruiniert hat, aber er sieht mich nur stirnrunzelnd an. Cooper mag es nicht, wenn ich meine, wie er es ausdrückt, »außergewöhnlichen Errungenschaften schmälere«, in dem ich mich nicht als die Heather Wells zu erkennen gebe, die jüngste Künstlerin aller Zeiten, die mit einem Debütalbum die Spitze der Billboard Charts eroberte, und die erste Künstlerin, die gleichzeitig mit einem Album und einer Single Platz 1 belegte ( Sugar Rush ).
Aber mal ehrlich, wer geht schon mit fast dreißig Lenzen hin und erinnert die Leute an etwas, das fünfzehn Jahre zurückliegt? Das ist, als würde man für das Facebook-Foto ein Porträt von sich aus der Highschool-Zeit als Quarterback verwenden.
Ich kann im Schein der Lichterketten sehen, dass es zu spät ist. Stephanie ist bereits selbst dahintergekommen, dank Coopers Anspielung. Ich kann sogar genau den Moment verfolgen, in dem ich in Stephanies Augen von der giftigen College-Verwaltungsangestellten zu Heather Wells werde, der ehemaligen Teenie-Pop-Sensation und einer der größten Erfolgsgeschichten ihres Chefs … Bis ich ein paar Pfund zunahm und darauf bestand, meine eigenen Songs zu schreiben.
Trotzdem kann ich es Cooper nicht übel nehmen. Stephanie wird nämlich bewusst, dass sie mit ihrer Schuhgröße 38 ins Fettnäpfchen getreten ist, und es ist amüsant zu beobachten, wie sie nun zurückrudert.
»Oh, deshalb kamen Sie mir gleich so bekannt vor«, flötet sie und streckt mir anmutig ihre perfekt manikürte Hand über den Glastisch zwischen unseren Polstersesseln entgegen. » Don’t tell me stay on my diet, you have simply got to try it «, singt sie. Tatsächlich trifft sie die Töne perfekt. »Gott, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich mir Sugar Rush angehört habe, als ich noch jünger war. Das war früher mein Lieblingssong. Bevor wir uns alle von Pop zu richtiger Musik umorientiert haben, wissen Sie?«
Ich bewahre mein Lächeln. Richtige Musik? Ich hasse das so sehr. Manche Menschen scheinen zu vergessen, dass »Pop« die Abkürzung von »populär« ist. Die Beatles gelten als Popmusiker. Genauso die Rolling Stones. Stephanie scheint außerdem vergessen zu haben, dass die Popmusik ihr Gehalt finanziert und die Gehälter aller, die bei Cartwright Records beschäftigt
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