Keine Schokolade ist auch keine Loesung
Touren läuft. Bestimmt hat er den ganzen Weg vom Hauptgebäude durch den Park zu Fuß zurückgelegt. Ich sehe einen verräterischen Glanz am Ansatz seiner immer noch vollen dunklen Haare, die an den Schläfen grau meliert sind. »Wir haben großartige Neuigkeiten. So großartig, dass ich sie Ihnen persönlich überbringen möchte.«
»Ja«, sagt Sarah von ihrem Schreibtisch drüben neben dem Kopierer aus. Sie trägt ihr Alltagsoutfit – schwarzes T-Shirt und Overall –, aber sie hat ihren Wuschelkopf glatt geföhnt und sogar ein bisschen Eyeliner aufgetragen. Sarah hat ihr Gesicht früher unberührt von allem, was auch nur entfernt Make-up ähnelte, gelassen, da sie es als einen Verstoß gegen die feministische Ethik betrachtete zu verschönern, was Mutter Natur uns gegeben hat, bis ich sie darauf aufmerksam machte, dass Mutter Natur, würde sie etwas dagegen haben, dass wir uns schminken, manchen von uns nicht so helle Wimpern gegeben hätte, dass sie praktisch unsichtbar waren und uns ohne Mascara aussehen ließen wie Albino-Kaninchen. »Warte, bis du diese Neuigkeiten hörst, Heather. Sie könnten nicht großartiger sein.«
Sarahs Ton lässt keinen Zweifel daran, dass sie die Neuigkeiten alles andere als großartig findet. Aber wer sie nicht so gut kennt wie ich, nimmt den Sarkasmus nicht wahr.
»Fantastisch«, sage ich. »Ich bin schon ganz gespannt. Muss ich mich vorher setzen?«
»Wahrscheinlich«, sagt Sarah. »Ich an deiner Stelle würde das machen. Diese Neuigkeiten sind nämlich so großartig, dass du dich gleich wirst setzen wollen, wenn du sie hörst, damit du nicht vor Begeisterung in Ohnmacht fällst.«
Ich gehe hinter meinen Schreibtisch und setze mich, während ich sie anfunkle. Sie übertreibt es ein bisschen.
»Sonst noch jemand?«, frage ich und deute auf die Sitzcouch gegenüber von meinem Schreibtisch und auf die anderen Sessel, die ich aus der Cafeteria gerettet habe, bevor die Malerarbeiten dort anfingen.
»Danke«, sagt die junge Frau, die mir unbekannt ist. »Da habe ich nichts dagegen. Meine Quanten bringen mich nämlich um.« Sie setzt sich. Ich bemerke, dass Sarah sie wütend anstarrt. Ich weiß nicht, ob es an dem Kommentar »meine Quanten bringen mich um« liegt (der zugegebenermaßen etwas zu lässig ist, aber wahrscheinlich genauso ironisch gemeint wie Sarahs »damit du vor Begeisterung nicht in Ohnmacht fällst«) oder daran, dass die beiden eine kleine Unstimmigkeit hatten, bevor ich auftauchte. Sie scheinen ungefähr im selben Alter zu sein und sind beide ähnlich schlampig gekleidet. Mir ist bewusst, dass ich nicht so laut schreien darf, aber ich kann mir nicht vorstellen, worin die beiden sich uneins sein könnten.
»Darf ich es ihr sagen?«, fragt Muffy Dr. Jessup und wippt auf den Spitzen ihrer Pumps. »Biii-tte, Stan?«
Er schenkt ihr ein gnädiges Lächeln. »Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Ich sehe Muffy an. Sie und ich sind Freundinnen, wenn man es Freundschaft nennen kann, dass wir nicht nur das gemeinsame Bedürfnis haben, keinen auf dem Campus, auf dem wir arbeiten, mit Mord davonkommen zu lassen, sondern auch eine gemeinsame Schwäche für denselben Mann (Muffy ist mit meinem Exfreund und Exmathematikdozenten Tad Tocco zusammen). Glücklicherweise geben Tad und Muffy ein viel besseres Paar ab als Tad und ich jemals abgegeben haben, was in erster Linie Tads Hinwendung zum Veganismus und meiner Hinwendung zu einem anderen Mann geschuldet ist, nämlich zu Cooper Cartwright. Muffy erzählte mir in unserer letzten Mit tagspause, die wir gemeinsam verbracht haben, dass sie sich ziemlich sicher sei, dass Tad ihr bald einen Heiratsantrag machen wird (weil sie ihm erklärt hat, dass es, wenn es nach drei Monaten Beziehung keinen Vorwärtsimpuls mehr gibt, in ihrem Alter nur Sinn mache, sich zu trennen), aber sie war sich noch unschlüssig, ob sie ihn annehmen würde.
»Einerseits«, sagte sie über den gesunden Thunfischsalat-Wrap hinweg, den sie im Stiefmütterchen-Café gekauft hatte, »werde ich nicht jünger, und da ich mir unbedingt Kinder wünsche, kann ich sie auch genauso gut mit Tad bekommen. Wissen Sie, das würden kluge Kinder werden, weil Tad so einen hohen IQ hat, und wir könnten viel Geld sparen bei der Kinderbetreuung, weil Uni-Dozenten nur ungefähr drei Stunden in der Woche arbeiten. Also kann Tad zu Hause bei den Kindern bleiben.« Ich musste zugeben, dass das stimmte. »Andererseits«, fuhr Muffy fort, »habe ich immer gehofft, dass ich einmal
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