Keine Schokolade ist auch keine Loesung
Doku-Reality-Soap. Können Sie das glauben?«
»Ist es denn keine?«, fragte ich.
»Warten Sie, bis Sie das Endergebnis sehen«, erwiderte Jared unheilvoll.
»Warum?«, fragte ich.
»Ich schätze, Sie werden erstaunt sein, wie wenig Realität tatsächlich darin enthalten ist.«
Bevor ich dazu kam zu fragen, was er damit meinte, ließ der Kameramann sein Objektiv sinken.
»Lass uns gehen, Jared«, sagte er. »Ich hab Hunger. Du hast versprochen, dass der Sender uns ein Essen im Ray’s spendiert.«
Jared seufzte. »Sehen Sie?«, sagte er und lächelte. »Sehen Sie, womit ich mich herumschlagen muss?« Dann verabschiedete er sich und ging.
Ich schätze, nach alldem hätte ich wohl damit rechnen müssen, was an dem Vormittag passieren würde, an dem die Mädchen ins Tania Trace Rock Camp einchecken. Stattdessen trifft es mich völlig unvorbereitet. Es ist schwer zu glauben, dass an einem so herrlichen Sommertag etwas Schlimmes passieren kann, besonders weil auf dem Weg zur Arbeit mein Handy klingelt und ich rangehe, um Cooper sagen zu hören: »Ich kann meine Hose nicht finden.«
»Auch dir einen guten Morgen, mein Schatz«, flöte ich.
»Das ist mein Ernst«, sagt er. »Hast du sie irgendwo hingetan?«
»Wo sollte ich deine Hose schon hintun?«, frage ich, die Unschuld in Person.
»Zum Beispiel in den Wäschekorb oder so?«
»Cooper«, sage ich mit einem Lachen. »Ich schätze diese Beziehung sehr. Ich kümmere mich nicht mehr um deine Wäsche, seit ich weiß, wie pingelig du mit deinen Sachen bist. Weißt du noch, als ich versehentlich – denn auch wenn du es vielleicht nicht glauben magst, aber es war ein Versehen – dein Knicks-T-Shirt zu heiß gewaschen habe? Ich dachte, du kriegst gleich einen Infarkt. Ich habe dir schon gesagt, wir brauchen eine erfahrene Kraft, die wir dafür bezahlen, dass sie unseren Haushalt in Schuss hält. Außerdem wüsste ich die perfekte Kandidatin dafür, Magdas Cousine, diejenige, die …«
Cooper unterbricht mich. »Ich hatte sie gestern noch an. Sie lag direkt neben dem Bett, nachdem ich sie am Abend ausgezogen habe.«
»Ich erinnere mich«, sage ich mit einem anzüglichen Grinsen, das er natürlich nicht sehen kann, da er zu Hause ist, ohne Hose.
Ein Mann, der die Mülltonnen am Fuß einer Treppe durchstöbert, sieht allerdings mein Grinsen und ruft mir etwas Obszönes zu. Irgendwie verdirbt er mir die Stimmung damit.
»Cooper, du bist Privatdetektiv«, sage ich und biege um die Ecke auf den Washington Square West, um schnell vor dem Obdachlosen und seinem Wunsch, dass ich etwas Unaussprechliches mit seinen Genitalien veranstalte, zu flüchten. »Solltest du nicht in der Lage sein, deine Hose zu finden?«
»Nicht, wenn jemand sie absichtlich in meinem Haus versteckt«, erwidert er. Ich kann nicht glauben, dass er mich durchschaut hat. »Habe ich das richtig verstanden, was dir da gerade jemand hinterhergerufen hat?«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, sage ich. »Und warum sollte ich so kindisch sein und deine Hose verstecken?«
»Ich weiß nicht«, sagt Cooper. »Du bist eine komplizierte Frau. Aber du hast recht. Ich hatte nicht die Absicht, dich zu beschuldigen. Die Sache ist die, ich brauche diese Hose heute unbedingt. Ich kann mir nicht vorstellen, wohin sie verschwunden sein könnte.«
»Du hast noch jede Menge anderer Hosen«, sage ich. »Warum musst du ausgerechnet die Cargohose anziehen? Was ist mit dieser hübschen Khakihose, die ich dir gekauft habe? Oder mit der Jeans, die du neulich anhattest? Darin siehst du sehr sexy aus.« Ich grinse schon wieder anzüglich. Ich kann nichts dafür.
»Ich brauche meine Cargohose, Heather«, sagt Cooper. »Für die Arbeit. Ich benutze gern die Seitentaschen.«
Ich verstehe das nicht. »Jeans haben auch Taschen«, erinnere ich ihn und sehe, dass eine ganze Reihe Fahrzeuge vor der Fischer Hall steht, was so früh an einem Samstagmorgen ungewöhnlich ist, besonders weil das Parken auf dem Washington Square West verboten ist.
»Aber nicht genügend«, sagt Cooper. »Und außerdem sind sie nicht tief genug.«
»Tief genug wofür? Als Nächstes fängst du noch an, eine Gürteltasche zu tragen«, sage ich leichthin.
Cooper erwidert nichts darauf.
Abgesehen von den Fahrzeugen fällt mir außerdem auf, dass sich eine größere Anzahl von Menschen als sonst vor der Fischer Hall tummelt. Es sind keine Studenten, das sehe ich sofort. Sie sind nicht im richtigen Alter und viel zu hübsch angezogen. Ich habe mich
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