Keine Schokolade ist auch keine Loesung
gerade erfahren«, sagt Cooper, als ich rangehe. »Bist du okay?«
»Mir geht es gut«, lüge ich. Meine Hände haben immer noch nicht aufgehört zu zittern, trotz der zwei (Nicht-Diät-)- Colas, die ich getrunken und des Sandwiches, das ich verzehrt habe, um den Schock zu lindern. »Ich bin nicht diejenige, die einen veganen Cupcake gegessen hat, der mit Rattengift bestäubt war.«
»Gott sei Dank«, erwidert er. »Mein Vater sagt, die Ärzte tun alles, was in ihrer Macht steht, aber es sieht wohl nicht gut aus für Jared. Dafür ist Stephanie Brewer außer Lebensgefahr, genau wie der Kerl aus dem anderen Wohnheim.«
Simon hatte ich ganz vergessen.
»Zu schade«, sage ich, bevor ich mich bremsen kann. »Wenn es jemand verdient, wie eine Ratte zu krepieren …«
Dann klappe ich schuldbewusst den Mund zu. Ich kann niemandem so einen Tod wünschen, nicht einmal Simon … Vor allem nicht, wenn Sarah in der Nähe sitzt und überrascht von ihrer gedämpften Unterhaltung aufblickt, die sie gerade am Handy führt. Ich schäme mich. Ich soll doch eigentlich ein Vorbild sein.
»Heather, es ist noch nicht bewiesen, dass es tatsächlich ein Giftanschlag war«, sagt Cooper. »Der Mann könnte auch einen Herzinfarkt gehabt haben, nach allem, was du weißt.«
»Cooper.« Ich senke meine Stimme, weil mir bewusst ist, dass Sarah zu mir herüberschaut und Detective Canavan und ein weiterer Polizist sich nebenan in Lisas Büro befinden, wo sie gerade Gavin und Brad befragen. Lisas Büro ist vom Vorzimmer – in dem mein Schreibtisch steht – nur durch eine halbhohe Wand und ein Metallgitter getrennt. Muffy hat uns alle strikt davor gewarnt, dass wir unseren Job verlieren, falls auch nur ein Wort über das, was passiert ist, nach außen dringt. Auch wenn ich weiß, dass Cooper nicht sofort zur New York Pos t rennen wird mit dem, was ich ihm gleich erzähle, möchte ich trotzdem nicht beim Tratschen erwischt werden. »Einen Herzinfarkt? Willst du mich verarschen? Aus seiner Nase kamen richtige Blutfontänen. Nur kurz nachdem er Cupcakes gegessen hat, die ein Fan für Tania im Gebäude abgegeben hat.«
»Das heißt nicht …«
»Cooper, es ist noch nicht lange her, dass wir auf einem Personalmeeting über die Symptome einer Lebensmittelvergiftung unterrichtet worden sind. Nasenbluten und Übelkeit waren zwei davon. Jared hatte beides, bevor er ohnmächtig wurde. Warfarin, der Wirkstoff in älteren Rattengiften, ist sowohl geruchlos als auch geschmacksneutral. Ich habe mal in einer Folge von Freaky Eaters eine Frau gesehen, die ganz verrückt danach war und es in kleinen Mengen gegessen hat. Es hat sie schließlich auch getötet, nur viel langsamer.«
»Wer zum Teufel«, sagt Cooper, »isst denn absichtlich Rattengift?«
»Keine Ahnung«, sage ich. »Die haben auch mal einen Mann gezeigt, der sein eigenes Auto gegessen hat. ›Wenn ein Hobby zur Besessenheit wird‹«, zitiere ich aus einer meiner anderen Lieblingssendungen, »›nennt man das eine Sucht‹. Dann braucht man eine Intervention.«
Cooper ist einen Moment lang still. Dann sagt er: »Ich werde unseren Kabelanschluss kündigen. Du siehst viel zu viel fern.«
»Sagt der Mann, der eine Kanone in einer Gürteltasche mit sich herumträgt. Du solltest mal lieber ganz still sein.«
»Ich trage keine … Was willst du?«, stammelt er. »Wer … wer hat dir das erzählt?«
»Vergiss es, Cooper«, sage ich und sehe zu Sarah hi nüber. Sie hat sich mit ihrem Bürostuhl zur Wand gedreht und flüstert wütend in ihr Handy. Ich vermute, sie telefoniert mit Sebastian. Nach der Nahtoderfahrung, der wir beide beigewohnt haben, ist es ja verständlich, dass wir die Hand nach unseren Liebsten ausstrecken. Es ist auch verständlich, dass wir uns an ihnen abreagieren. Die Anspannung ist nämlich groß. »Ich weiß Bescheid, hörst du? Ich weiß, warum du vorhin so genervt warst wegen deiner Cargohose und so erpicht darauf, sie zu finden. Ich weiß, dass du mich angelogen hast, was deine Waffe betrifft. Und das ist schon okay, denn weißt du was? Ich habe auch meine Geheimnisse.«
»Was für Geheimnisse?«, fragt Cooper. »Und eigentlich habe ich dich nicht angelogen. Ich habe dir die Wahrheit verschwiegen, weil ich wusste, das wird nur …«
»Verzeihung.«
Zwei Gestalten tauchen im Türrahmen des Büros auf. Es sind Mrs. Upton und ihre Tochter Cassidy. Ich muss mir ein Stöhnen verkneifen. Wirklich? Jetzt?
»Ich muss aufhören«, sage ich zu Cooper. »Wir setzen unsere
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