Keine Schokolade ist auch keine Loesung
sie«, höre ich Cassidy winseln.
»Nicht vergessen, zu dem Tania Trace Rock Camp gehört auch«, rufe ich ihnen hinterher, »neue Menschen und andere Kulturen hier am New York College in New York City kennenzulernen.« Das ist der Satz, den wir zu Studenten und Eltern sagen sollen, die zu uns ins Büro kommen, um sich über Mitbewohner zu beschweren, üblicherweise weil diese eine Abstammung, Religion oder sexuelle Orientierung haben, die sich nicht mit ihrer eigenen deckt. »Bewahren Sie einen offenen Geist und ein offenes Herz!«
»Genau«, sagt Cassidys Mutter. Ich höre, dass sie den Knopf für den Aufzug drückt. »Hast du gehört, was die Frau gesagt hat? Wir hassen niemanden …«
»Ich hasse dich«, versichert Cassidy ihr, wobei sie dafür sorgt, dass ihre Stimme laut genug ist, dass ich sie höre. »Und ich hasse diese fette Frau da drinnen.«
Bevor ich eine Chance habe, das richtig zu verdauen, fliegt die Tür von Lisas Büro auf, und Detective Canavan stapft heraus. Er hat im Laufe des letzten Jahres so viel Zeit hier in der Fischer Hall verbracht wegen all der Todesfälle im Gebäude, dass es mich nicht überrascht, dass es ihm vorkommt, als würde er hier arbeiten. Aber das gibt ihm nicht das Recht herumzubrüllen.
»Was zum Teufel«, poltert er, während sein grauer Schnurrbart sich sträubt, »ist hier draußen eigentlich los? Das hört sich an wie eine Folge von dieser verdammten Serie, die sich meine Tochter immer anschaut, die mit den Töchtern von Bruce Jenner.«
Es dauert einen Moment, bis mir klar wird, dass er von den Kardashians spricht.
»Das sind seine Stieftöchter«, erwidere ich. »Und das hier war gerade nur ein Gespräch unter Frauen.«
»Huh«, sagt der Detective, macht allerdings den Eindruck, als würde er mir nicht glauben. Er zieht eine unangezündete Zigarette aus seiner Khakihose und steckt sie sich in den Mundwinkel. »Also, was höre ich da, Sie haben sich verlobt?«
Ich werfe Sarah einen finsteren Blick zu, aber sie schüttelt vehement mit dem Kopf und formt mit den Lippen ein Ich war’s nicht .
»Ich bin nicht verlobt.« Ich nehme die linke Hand hoch. »Sehen Sie? Kein Ring.«
»Das hat nichts zu bedeuten«, erwidert Detective Canavan. »Ich habe nämlich auch gehört, dass Sie heimlich heiraten wollen. Sehen Sie mich nicht so blöd an. Ich arbeite seit dreißig Jahren in diesem Beruf. Jedenfalls, mazel tov .«
»Ich habe auch nicht vor, heimlich zu heiraten«, sage ich, spüre jedoch gleichzeitig, wie mein Gesicht heiß wird.
»Sicher«, sagt Detective Canavan. »Vergessen Sie nicht, sich irgendwo zu registrieren. Meine Frau und ich werden Ihnen und Cartwright einen hübschen Schongarer schicken. He, ihr zwei.« Er dreht sich um zum Büro der Wohnheimleitung. »Macht schon.«
Gavin und Brad kommen aus dem Büro herausgeschlichen. Sie lassen die Köpfe hängen wie zwei kleine Jungs, die beim Ladendiebstahl erwischt wurden.
»Was habt ihr, Jungs?«, frage ich, erleichtert, dass die Aufmerksamkeit des Detective von mir abgelenkt ist.
»Anscheinend lässt meine Beobachtungsgabe zu wünschen übrig«, sagt Gavin mit einem wütenden Blick in Richtung Detective Canavan.
»Der schlimmste Augenzeuge, den ich jemals hatte«, bekräftigt der Detective und sieht Gavin missbilligend an. »Und dann erzählt der mir doch glatt, dass er Regisseur werden möchte. Filmregisseur. Ein echter Scorsese, nicht?«
»Heute Morgen war ein Riesenandrang, als ich die Rezeption aufgemacht habe«, erklärt Gavin mir. »Die Leute haben mir von allen Seiten Blumen und Geschenke in die Hand gedrückt. Wie soll ich noch wissen, was von wem war?«
»Wenn es um die Eistorte ginge«, wirft Brad ein, »könnte ich es Ihnen sagen. Das weiß ich noch, weil ich unbedingt ein Stück davon haben wollte. Nicht dass ich tatsächlich davon essen würde, schließlich ist so viel Zucker wirklich nicht gesund.«
»Ich glaube, es war ein Mann«, sagt Gavin.
»Ein Mann«, sagt Detective Canavan. »Haben Sie diesen Burschen gehört? Er glaubt, es war ein Mann. Aus dem hier wird noch ein richtiger Francis Ford Coppola, wenn er mit seinem Studium fertig ist. Beschreib ihr, wie dieser Mann aussah.«
Gavin sieht mich an. Ihm ist sichtlich unbehaglich zumute. »Äh …«, sagt er. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, er trug eine Baseballmütze. Und eine Kapuzenjacke. Ich habe nicht wirklich viel in Erinnerung behalten angesichts des Massenansturms. Ich habe einfach alles entgegengenommen, was man mir gab, und
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