Keine Schokolade ist auch keine Loesung
Unterhaltung später fort.« Ich lege auf und lächle die Uptons mit so viel Liebenswürdigkeit an, wie ich aufbringen kann. »Hallo, meine Damen. Gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?«
»Das hoffe ich doch«, erwidert Mrs. Upton.
Sie dirigiert ihre Tochter zunächst an den Schultern in mein Büro und drückt sie schließlich auf die Sitzcouch, die gegenüber von meinem Schreibtisch steht, herunter. Cassidys Miene ist störrisch, und als ihre Mutter ihre Schultern loslässt, sackt sie auf der Couch zusammen, als hätte sie keinen einzigen festen Knochen im Leib.
Ihre Mutter setzt sich in den Sessel neben meinem Schreibtisch. Ich bin gewillt, dieses Mal darüber hinwegzusehen, weil ich mich vor Mrs. Upton fürchte, aber ich habe sie nicht gebeten, Platz zu nehmen.
»Die junge Frau am Empfang sagte mir, dass Sie die richtige Ansprechpartnerin sind«, beginnt Mrs. Upton mit einem liebenswürdigen Lächeln, da sie sich offenbar nicht an unsere vorherige Begegnung erinnert. Jamie macht, wie ich weiß, den Empfangsdienst, während Gavin und Brad mit der Polizei nebenan sitzen. »Ich würde gern wissen, was ich tun muss, um in ein anderes Zimmer wechseln zu können.«
Ich sehe von Cassidy zu Mrs. Upton und wieder zurück. Cassidys Miene ist immer noch störrisch. Ihr elfenhaftes Gesicht ist zur Decke gerichtet, die Unterlippe aufgestülpt.
»Ich verstehe«, sage ich. »Darf ich fragen, was mit Ihrem Zimmer nicht stimmt?« Abgesehen von dem Umstand, dass es einmal ein unheimlicher Tribut an Prinz Kaspian war. »Ich weiß nämlich, dass Cartwright Records keine Mühen gescheut hat, um die Zimmer einzurichten.«
»Oh, es hat nichts mit der Einrichtung zu tun«, erwidert Mrs. Upton freundlich. »Die ist sehr hübsch. Es ist nur so, dass Cassidy sich noch nie ein Zimmer mit jemandem teilen musste, und nun hat sie nicht nur eine, sondern gleich zwei Mitbewohnerinnen, genau wie ich, und ich fürchte, das wird nicht …«
»Sie haben Ihr eigenes Zimmer«, kontere ich. Ich weiß, es ist unhöflich, jemandem ins Wort zu fallen, aber nach dem Vormittag, den ich hinter mir habe, kann ich nicht anders.
»Ja«, sagt Mrs. Upton, nun nicht mehr ganz so freundlich. »Aber die Mädchen müssen mein Zimmer durchqueren, um das Apartment zu betreten oder zu verlassen.«
»Richtig«, sage ich. »Weil die Mädchen fünfzehn Jahre alt sind und Sie sich bereit erklärt haben, sie zu beauf sichtigen. Das New York College erlaubt nämlich keine Bewohner unter achtzehn.«
»Nun, das ist schlichtweg dumm«, sagt Mrs. Upton und beginnt, mit dem Fuß in ihrem Louboutin zu wippen. »Meine Cassidy ist sehr reif für ihr Alter. Sie weiß ganz genau, wie sie sich zu benehmen hat.«
»Was ist das?«, fragt Cassidy und zeigt auf die Kon dome in dem Bonbonglas auf meinem Tisch.
Mrs. Upton sieht in die Richtung, in die Cassidy deutet, und ihr Gesicht färbt sich rot, was einen hübschen Kontrast zu den vielen Goldketten bildet, die sie um den Hals trägt.
»Nimm den Finger herunter, Cass«, sagt sie und wendet rasch den Blick von dem Glas ab. »Du weißt, dass sich das nicht gehört.«
»Aber was ist das?«, fragt Cassidy. »Ich habe noch nie solche Bonbons gesehen.«
In ihrem perfekten kleinen Lächeln liegt eine Verschlagenheit, die mir verrät, dass sie ganz genau weiß, worum es sich hier handelt, und dass sie nur mit uns spielt – schließlich ist sie ein Teenager, sie hat sicher schon mal MTV geschaut. Aber ihrer Mutter fällt das offenbar nicht auf.
»Das liegt daran, dass es keine Bonbons sind«, erklärt Mrs. Upton in missbilligendem Ton, »sondern etwas, das nichts in einem Bonbonglas auf dem Schreibtisch einer Frau verloren hat.«
»Und warum stellt diese Frau dann so was auf ihren Schreibtisch?«, fragt Cassidy und legt den Kopf schief, so wie Owen den Kopf zur Wand neigt, wenn er dahinter die Mäuse scharren hört.
Sarah beendet genau in diesem Moment ihr Telefonat und sagt: »Das sind Kondome, wie du ganz genau weißt, Cassidy. Kondome, keine Bonbons. Jetzt weißt du auch, wo du sie umsonst kriegst, du bist ja so reif.«
Mrs. Upton saugt scharf die Luft ein. »Wie bitte?«
»Tut mir leid, Mrs. Upton«, sage ich und beuge mich vor, um mir flugs das Glas zu schnappen und auf den Boden zu stellen, außerhalb der Sichtweite des Mädchens. »Ich fürchte, ich kann Ihnen kein anderes Zimmer geben. Sie haben sich schriftlich bereit erklärt, die Mädchen zu beaufsichtigen, und wenn ich Sie umquartiere, haben Mallory und Bridget
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