Keine Schokolade ist auch keine Loesung
uns herüberschlendert und Stephanie zuraunt »Lass mal beißen, Baby«, »wir hier eine Hausvorschrift haben. Wir verzehren keine Sachen, die uns nicht gehören.«
»Heather hat recht. Wir wissen nicht einmal, wo die Sachen herkommen«, kommt Lisa mir zu Hilfe. Aber mir entgeht nicht der Glanz in ihren Augen, als sie beobachtet, wie Stephanie von ihrem Cupcake abbeißt. Neid.
»Wir wissen sehr wohl, wo die Sachen herkommen«, widerspricht Stephanie kauend. »Von Tanias Fans. Wir dürfen nicht vergessen, die Fans sind diejenigen …«, sie zieht eine Grimasse, »… die unsere Gehälter bezahlen.«
Christopher geht zum nächsten Abfalleimer und spuckt aus, was in seinem Mund war, aber Simon versucht, taktvoller zu sein.
»Ich finde den Kuchen ganz lecker«, sagt er kauend. »Vielleicht ein bisschen trocken.«
Muffy wirkt enttäuscht. »Oh, das ist aber verdammt schade«, sagt sie. »Und ich habe so viel Gutes über Pattycakes gehört.«
Präsident Allington hat bereits die Hand über die Theke gestreckt. Nun zieht er sie zurück.
»Nein, danke«, sagt er. »Ich versuche, meine mädchenhafte Figur zu halten. Es macht keinen Sinn, Kalorien zu sich zu nehmen mit etwas, das nicht so gut schmeckt, wie es aussieht.«
Ich bemerke, dass sich auch ein paar Basketballspieler in der Eingangshalle versammelt haben. Nichts kann sie aufhalten, wenn es umsonst etwas zu essen gibt und vielleicht einen Blick auf Tania Trace. Sie können sich kaum das Grinsen verkneifen.
»Im Ernst, Jared, er hat recht«, sagt Stephanie, ohne wahrzunehmen, was hinter ihr passiert. »Wie kannst du hier sitzen und dieses Zeug essen? Das schmeckt wie Pappe.«
»Keine Ahnung«, sagt Jared. Offenbar hat seine anfängliche Begeisterung etwas nachgelassen. Er wischt sich mit seinem Ärmel den Mund ab. »Ich hatte Hunger. Ich habe das Frühstück übersprungen.«
»Nun, dann geh dir in der Cafeteria einen Bagel holen«, erwidert Stephanie gereizt. »Also, in welchem Zimmer werden Cassidy und die anderen zwei Mädchen untergebracht sein?«, fragt sie mich.
»1621«, antworte ich, ohne in der Liste nachzusehen.
Lisa lächelt mich an, beeindruckt, aber die Wahrheit ist, ich habe es schon die ganze Zeit gewusst. Ich wollte nur Zeit schinden, um mir einen Eindruck davon zu verschaffen, was hinter der Rezeption los ist. Ich habe den ganzen Belegungsplan im Kopf, schließlich habe ich ihn selbst gemacht. Ich kann nämlich nicht die Software benutzen – für die das College, wie Muffy Fowler mir erzählte, eine »skandalöse« Summe bezahlt hat –, um die Raumzuteilung in der Fischer Hall zu organisieren, weil das Programm zu viele Fehler macht, wie zum Beispiel Studenten, die um ein Zimmer »auf einer niedrigen Etage mit Südblick« gebeten haben, ein Zimmer auf einer hohen Etage mit Nordblick zuzuweisen. Es ist einfacher für mich, den Plan manuell zu erstellen.
»Ich hatte eine schriftliche Notiz vorliegen, in der ich gebeten wurde, Bridget, Cassidy und Mallory im selben Raum unterzubringen«, erkläre ich Stephanie. »Also habe ich das getan, zusammen mit Cassidys Mutter als An standsdame im Vorraum. Aber nachdem ich inzwischen Mrs. Uptons Bekanntschaft gemacht habe, könnte ich mir vorstellen, dass sie nicht allzu …«
»Ausgezeichnet«, sagt Stephanie, ohne mich ausreden zu lassen. »Diese drei Mädchen hatten nämlich die höchsten Quoten in der Bewertung ihrer Bewerbungsvideos. Wenn wir es hinbekommen, dass die drei sich einen blutigen Zickenkrieg liefern bis zum Rock Off, wäre das grandios.«
Meine Augenbrauen schießen in die Höhe, und ich höre Lisa entsetzt » Was ?« sagen.
»Nicht im wörtlichen Sinn blutig«, versichert uns Lauren. Sie arbeitet offenbar noch nicht lange genug in der TV-Branche, um so abgestumpft zu sein wie ihre Chefin. »Sie meint das rein gesangstechnisch. Das Rock Off ist die große Abschlussshow im Camp am letzten Abend, wo sich zeigen wird, wer das größte Bühnentalent ist. Die Gewinnerin erhält fünfzigtausend Dollar und einen Plattenvertrag von Cartwright Records.«
»Diese drei Mädchen haben sich alle mit demselben Song für die Show beworben«, erklärt Stephanie. Ich registriere, dass sie »Show« sagt und nicht »Camp«. »Nämlich mit So sue me .«
»Oh, ich liebe diesen Song«, sagt Jamie, und die anderen Werkstudentinnen, Tina und Jean und sogar Davinia, nicken.
Ich kann das gut nachvollziehen. So sue me klingt tatsächlich anders als Tanias sonstige Songs, und das nicht nur, weil das Stück
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