Keine Schokolade ist auch keine Loesung

»Mom, ich dachte, du wolltest es ihr verbieten.«
    »Was soll ich machen?«, entgegnet Mrs. Cartwright. »Sie erwürgen?«
    »Ja, wenn du verhindern willst, dass ich vom Dach springe«, sagt Jessica und stapft an mir vorbei. »Nic«, ruft sie wütend und marschiert auf die Feuerstelle zu. »Hör endlich auf. Daddy wird deine bescheuerten Songs nicht kaufen.«
    Ich folge Jessica vorsichtig mit meinem Glas über den Rasen zur Feuerstelle. Meine hohen Absätze sinken in den Boden ein.
    »Hier«, sagt eine männliche Stimme an meiner Seite. »Wenn du erlaubst.«
    Es ist Cooper. Er trägt in einer Hand ein Tablett mit diversen Getränken. Mit der anderen stützt er nun meinen Arm.
    »Also, was sind das für Geheimnisse, die du vorhin am Telefon erwähnt hast?«, fragt er mich mit leiser Stimme. »Haben sie damit zu tun, was du unter diesem Kleid trägst?«
    Sein Lächeln ist neckisch. Leider trifft das auf meine Geheimnisse ganz und gar nicht zu.
    »Wir unterhalten uns später darüber«, erwidere ich. »Dann können wir auch darüber reden, wo du deine Waffe im Haus aufbewahrst.«
    »Heather …«, beginnt er, aber ich unterbreche ihn.
    »Nicht jetzt«, sage ich. »Lass uns zuerst herausfinden, wer es auf Tania abgesehen hat. Dann können wir uns mit unseren eigenen Problemen befassen.«
    Während ich mich dem Feuer nähere, lausche ich dem Text des Liedes, das Nicole singt. Sie hat eine angenehme Stimme, in der eine zauberhafte Leichtigkeit liegt. Leider kann man das von ihrem Songtext nicht behaupten.
    »›Mein Blut‹«, singt Nicole gefühlvoll, während sie in den Sonnenuntergang blickt. »›Mein Blut, ich trank mein Menstruationsblut. Und ja, sie schmeckte gut, die süße rote Flut …‹«
    Jessica stößt ein nicht jugendfreies Schimpfwort aus und sagt dann: »Mom, ich schwöre bei Gott, wenn du sie nicht zum Schweigen bringst, springe ich. Ich tu’s.«
    »Willkommen zurück in der Familie«, flüstert Cooper und gibt mir ein flüchtiges Küsschen auf die Wange, bevor er sich von mir entfernt, um die Drinks zu servieren.

16
    The Palm Tania Trace Spezial – Veganer Salat
    Zutaten (für 4 Personen):
    ½ Pfund grüne Bohnen, geputzt und geschnitten (2–3 cm), knackig-zart gekocht (ca. 4 Minuten)
    1–2 große Fleischtomaten, entkernt und in kleine Würfel geschnitten
    1 Süßzwiebel, zum Beispiel Vidalia, klein gehackt
    Für das Dressing:
    ½ Tasse Olivenöl
    2 Esslöffel Rotweinessig
    1 Esslöffel Dijon-Senf
    1 Teelöffel Salz
    ½ Teelöffel Pfeffer
    Zubereitung:
    Die Zutaten für das Salatdressing in einen Becher geben und gut schütteln
    Abschmecken und gegebenenfalls nachwürzen
    Grüne Bohnen, Tomaten und Zwiebeln mischen
    Dressing darüberträufeln
    Auf einer gekühlten Salatplatte servieren
    Das Abendessen wird draußen an einem Tisch serviert, der aus Stein gehauen ist – höchstwahrscheinlich geklaut von Stonehenge. Die Sonne geht unter, und als es dunkel wird, funkeln Sterne am nächtlichen Himmel. Zwei Ober und ein Hilfskellner vom Palm kommen mit unzähligen Isoliertaschen, die Steaks, Hummer, Pommes frites, Kartoffelpüree und Cheesecake enthalten, bestellt von Grant Cartwright. Sie decken auf der Terrasse den Tisch, als würden sie hier jeden Abend bedienen. Vielleicht tun sie das auch, nach allem, was ich weiß.
    Für Tania gibt es einen speziellen veganen Salat, den der Restaurantbesitzer nach ihr benannt hat. Es ist die Variante eines Salats von der Karte (ohne Garnelen und Speck), den Tania auf ihrer letzten nationalen Tournee werbewirksam in jedem Palm Steakhouse landesweit bestellt hat. Er wurde zu einem der beliebtesten Gerichte auf der Speisekarte.
    Aber nachdem die Kellner sich die Mühe gemacht haben, Tanias Salat frisch zuzubereiten und anzurichten, um ihn ihr anschließend mit einer sehr charmanten Geste zu präsentieren, ist alles, was sie macht, nachdem sie sich artig bedankt hat, darin herumzustochern. Selbst ihr Hund, den sie die ganze Zeit auf dem Schoß behält, scheint kein Interesse an dem Salat zu haben. (Ich hätte auch keins, außer die Garnelen und der Speck wären noch drin. Da Lucy sogar aus Owens Katzenklo fressen würde, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie den Salat essen würde, selbst ohne Garnelen und Speck.)
    Die meisten Anwesenden am Tisch tun ihr Bestes, um die Unterhaltung höflich von dem schrecklichen Vorfall an meinem Arbeitsplatz abzulenken. Selbst Grant Cartwright, der Mensch, der für meinen jetzigen Armutszustand verantwortlich ist (meine Mutter und