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Keine Schokolade ist auch keine Loesung

Keine Schokolade ist auch keine Loesung

Titel: Keine Schokolade ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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werde dir meinen neuen Song vorspielen, an dem ich gerade arbeite. Er heißt ›Mein Zwilling, mein Unterdrücker‹.«
    »Willst du mich verarschen ?« Jessica knallt ihr Weinglas so heftig auf den Tisch, dass ich mich wundere, dass es nicht zerbricht.
    »Oh, entschuldige, natürlich nicht«, sagt Nicole ohne jegliches Bedauern in der Stimme. »Dir ist es doch sicher recht, wenn ich Tania in mein Zimmer bringe? Dort stinkt es nämlich nicht nach Rauch, und Rauchgestank ist nicht gut für das ungeborene Kind.«
    Mrs. Cartwright sieht Jessica überrascht an. »Du rauchst?«
    »Auf ärztliche Empfehlung«, erwidert Jessica. »Um mein Reizdarmsymptom in den Griff zu bekommen.«
    »Ja, klar«, höhnt Nicole mit einem sarkastischen Lachen. »Es hat natürlich rein gar nichts damit zu tun, dass du versuchst, deinen Appetit zu zügeln, weil du den ganzen Tag mit Magermodels zusammenarbeitest.«
    »Wenigstens werde ich für meinen Job bezahlt«, kontert Jessica giftig, »statt ständig Mom und Dad anzuschnorren, wie du das machst seit … oh, schon dein ganzes Leben lang.«
    Nicoles Augen werden schmal, und sie setzt sich wieder, bereit zum Kampf. »Verzeihung, Miss ›Ich arbeite in einer Branche, die Frauen zum Hungern anhält‹, aber sobald mein Trainingsprogramm für Teach for America zu Ende ist, werde ich etwas Bedeutendes in meinem Leben machen. Ich werde Kindern das Lesen beibringen. Und was wirst du tun? Ach ja, richtig: Du wirst für Daddy arbeiten.«
    Boah. Es ist schwer, den Stand zu verfolgen, aber ich denke, dieser Punkt geht an Nicole, obwohl wir in unserem Psychologieseminar gelernt haben, dass die drei Grundbedürfnisse des Menschen Nahrung (inklusive Wasser), Unterkunft und Kleidung sind. Lesen tauchte nirgendwo in dieser Liste auf, bis Wissenschaftler anfingen, mit Affen zu experimentieren. Sie trennten die Jungen kurz nach der Geburt von ihren Müttern und zogen sie in Einzelkäfigen ohne jeglichen Kontakt zu Artgenossen oder Menschen auf. Die Affenkinder entwickelten ein antisoziales Verhalten – sie versuchten, den Forschern die Augen auszukratzen oder bewarfen sie mit Kacke, bevor sie schließlich verendeten. Danach beschlossen die Forscher, der Liste der Grundbedürfnisse Begriffe wie Liebe, Sozialisierung, Bildung und Gesundheitsfürsorge hinzuzufügen, ohne die jedes Lebewesen am Ende den Verstand verliert und stirbt (ganz zu schweigen davon, dass es mit seiner eigenen Kacke herumwirft).
    Ich habe mich entschieden, Strafrecht als Hauptfach beizubehalten, weil mir Psychologie doch ein wenig brutal erscheint.
    Es dauert einen Moment, bis mir bewusst wird, dass Tania verschwunden ist, sie hat sich während des Streits zwischen den Schwestern offenbar unbemerkt fortgeschlichen. Ich sehe gerade noch, dass sie mit Baby an ihren Fersen durch die Glastür ins Penthouse geht und werfe Cooper einen fragenden Blick zu. Er nickt.
    Ich wische mir den Mund mit meiner Serviette ab und lege sie neben meinen fast leeren Teller – mein Rib-eye-Steak war selbst für mich zu groß, um es ganz zu schaffen, und ich bin eine Frau, die ein gut zubereitetes Steak zu würdigen weiß, dafür habe ich es geschafft, meinen Kartoffelbrei vollständig zu verputzen.
    »Entschuldigt mich«, murmle ich und stehe auf, nicht ohne Coopers dankbaren Blick aufzufangen. Er weiß, wo ich hingehe, und ist froh darüber. Tania braucht jemanden, der nach ihr sieht. Niemand sonst in der Runde nimmt zur Kenntnis, dass ich aufgestanden bin.
    »Jess«, höre ich Jordan in verständnisvollem Ton sagen, während ich mich vom Tisch entferne. »Ich kann das mit dem Appetitzügeln verstehen, wirklich. Aber Zigaretten sind total ungesund. Lass dir doch stattdessen lieber von Doktor Shipley ein ADHS-Medikament verschreiben. So mache ich das immer, wenn ich vor einem Auftritt ein paar Pfund abnehmen möchte. Diese Pillen bewirken Wunder. Und ein weiterer positiver Effekt ist, dass sie meine Konzentration verbessern, wenn ich eine Choreografie einstudiere oder so.«
    »Vielleicht weil du tatsächlich ADHS hast«, mutmaßt Cooper, aber Jordan lacht nur und boxt ihn in den Arm.
    »Zu unserer Zeit«, bemerkt Grant Cartwright, »nannte man solche Pillen Speed.«
    »Richtig«, stimmt seine Frau ihm zu. »Weißt du noch, Liebling, als wir einmal das ganze Speed genommen haben und anschließend nach Martha’s Vineyard gefahren sind?«
    »Nein«, sagt Grant Cartwright. »Das war nach unserem Margarita-Exzess.«
    »Ach ja, richtig«, sagt Patricia Cartwright.

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