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Keine Schokolade ist auch keine Loesung

Keine Schokolade ist auch keine Loesung

Titel: Keine Schokolade ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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»Damals war Alkohol am Steuer noch nicht so verpönt wie heute. Obwohl dieser Bauer echt sauer war wegen seines Zauns.«
    »Ihr seid widerlich«, sagt Nicole.
    Jessica scheint ausnahmsweise einmal mit ihrer Schwester einer Meinung zu sein. »Allerdings.«
    Ich folge dem Rasenweg – nun dezent beleuchtet von Halogenlampen, die in der Bepflanzung versteckt sind –, zurück ins Penthouse. Drinnen ist von Tania nichts zu sehen, aber ich kann einen Fernseher und das Klirren eines Hundehalsbands hören … Baby kratzt sich bestimmt gerade. Ich folge den Geräuschen, bis ich mich in einem holzvertäfelten Medienzimmer wiederfinde, und entdecke Tania im Licht eines Flatscreen-Fernsehers auf einer schwarzen Ledercouch zusammengesunken. Sie hat sich einen falschen Chinchillapelz über die nackten Beine gelegt, zum Schutz vor der Klimaanlage, und Baby sitzt auf ihrem Schoß. Beide sehen auf, als ich im Türrahmen erscheine.
    »Oh, hi«, sage ich zögernd. Weder Hund noch Frauchen scheinen sich besonders über meinen Anblick zu freuen. »Ich bin nur …«
    Auf der Suche nach der Toilette? Falsch abgebogen auf dem Weg nach draußen? Ach, scheiß drauf. Der Regisseur, mit dem diese junge Frau täglich zusammengearbeitet hat, ist heute praktisch in meinen Armen gestorben. Ich habe ein paar Antworten verdient, und es ist Zeit herauszufinden, ob Tania welche hat.
    »Ich wollte nur fragen, ob ich dir ein bisschen Gesellschaft leisten darf«, sage ich, betrete das Zimmer und schließe die Tür hinter mir. »Ich kann die Familie Cartwright nämlich nur in gewissen Dosen verkraften.« Ich durchquere den Raum und mache einen Bogen um den großen Couchtisch aus Glas, auf dem ein dekorativer Korb mit Rattanbällen steht (liebe Raumausstatter auf der Welt, was hat es mit diesen geflochtenen Bällen auf sich?). »Rutsch mal rüber.«
    Sie rührt sich nicht vom Fleck, die Augen weit aufgerissen, ihr Blick verwirrt.
    »Da drüben ist jede Menge Platz«, erwidert sie und zeigt mit der Fernbedienung in der Hand auf die Couch gegenüber.
    »Ja«, sage ich, »aber du hast die einzige Decke.«
    Ich hebe den falschen Chinchilla an und setze mich neben sie, sorgsam darauf achtend, sie nicht zu berühren, bevor ich meine Schuhe abstreife – was für eine Wohltat! Dann ziehe ich die Beine hoch, Tanias Haltung imitierend. Wir haben in unserem Psychologiekurs gelernt, dass die subtile Nachahmung der Körperhaltung seines Gegenübers die Chance für ein erfolgreiches zwischenmenschliches Miteinander erhöht. Zahlreiche Studien haben das bewiesen. Baby scheint sich mit der Situation schnell anzufreunden, weil er sich prompt in den Graben aus falschem Pelz kuschelt, der sich zwischen Tania und mir gebildet hat.
    »Na«, sage ich, »die Cartwrights scheinen dich ja wirklich in ihr Herz geschlossen zu haben. Das ist schön. Sie haben zwar einen ziemlichen Knall, aber ich glaube, den haben die meisten Familien. Zumindest alle, die ich am New York College kennengelernt habe, wo ich arbeite. Ich glaube, so was wie eine normale Familie gibt es gar nicht. Was heißt das überhaupt, normal?«
    Tania erwidert nichts. Ihre Augen kleben an der Mattscheibe. Sie zappt schneller durch die Programme, als ich schauen kann. Offenbar tut sie sich schwer damit, einen interessanten Sender zu finden, obwohl die Cartwrights Satellitenempfang haben und Tania bereits die 900er erreicht hat. Aber sie hat den Ton leiser gestellt, was ein gutes Zeichen ist.
    »Es ist schön«, sage ich in einem zweiten Anlauf, »dass dein Kind, wenn es einmal auf der Welt ist, so viele Menschen hat, die sich um es kümmern, selbst wenn deren geistige Gesundheit etwas fragwürdig scheint. Ich habe gehört, dass die Mutter bestimmen kann, wie viele Leute bei der Entbindung dabei sein dürfen. Vielleicht solltest du das in Erwägung ziehen. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass Nicole die Geburt auf keinen Fall verpassen möchte, damit sie Material für einen Song über den Geschmack von Plazentas sammeln kann …«
    Tania zeigt endlich ein Lächeln.
    »Nein«, sagt sie und löst den Blick von der Mattscheibe. »Das würde sie nicht bringen.«
    »Das ist mein Ernst«, sage ich. »Es wäre ihr durchaus zuzutrauen. Es ist zwar nicht leicht, etwas zu finden, das sich auf ›Plazenta‹ reimt, aber ich wette, Nicole kriegt das hin. ›Sie hatte die Farbe Magenta. Sie schmeckte wie Polenta.‹«
    »Hör auf«, sagt Tania lachend. Sie schnappt sich ein Dekokissen und wirft es nach mir, woraufhin

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