Keine Schokolade ist auch keine Loesung
manche davon einen Meter groß. Adressaten sind Tania und Jared.
»Seit gestern Abend kommen unablässig Geschenke«, erklärt Jamie. »Ich schätze, die Leute können sich denken, dass die Cupcakes für Tania bestimmt waren und dass der Anschlag eigentlich ihr galt. Manche haben so sehr geweint, dass sie kaum reden konnten. Wir wussten nicht wirklich, was wir mit dem ganzen Zeug machen sollen, also hat Gavin erst mal alles in den Lagerraum gepackt. Aber nicht mehr lange, und uns geht der Platz aus.«
Meine Augen füllen sich unerklärlicherweise mit Tränen, während ich auf all die Teddys schaue, die Schilder mit der Aufschrift GOTT SEGNE DICH! halten, und auf die Karten, auf denen WIR WERDEN DICH IMMER LIEBEN steht. Tania mag ihre Probleme haben, aber sie strahlt anscheinend etwas aus, das die Leute berührt. Mir kommt unwillkürlich der Gedanke, dass ihre Fans sie nur noch mehr lieben würden, wenn sie die Wahrheit darüber erführen, was Tania durchgemacht hat.
»Danke, Jamie«, sage ich, schließe die Tür wieder ab und gebe ihr den Schlüssel zurück. »Ich werde dem Sender Bescheid geben und darum bitten, jemanden vorbeizuschicken, um die Sachen abzuholen. Ihr nehmt solange weiterhin alles in Empfang, was die Leute hier abgeben – außer natürlich Essbares. Sagt ihnen, dass ihr keine Lebensmittel annehmen dürft. Und falls so ein zwielichtiger Typ im mittleren Alter auftaucht …«
Sie sieht mich ausdruckslos an. »Ein Typ im mittleren Alter? Und was genau verstehen Sie unter ›zwielichtig‹? Die Väter der Mädchen sahen alle ein bisschen zwielichtig aus …«
Mir wird bewusst, dass ich den Bogen ein wenig überspannt habe. Cooper hat noch gestern Abend eine Nachricht für Detective Canavan hinterlassen, in der er ihn bat, sich möglichst schnell zurückzumelden, obwohl ich argumentiert habe, dass das ein Vertrauensbruch Tania gegenüber sei.
»Sie hat gesagt, dass ich es keiner Menschenseele erzählen darf«, erklärte ich Cooper. »Und ich habe es bereits dir erzählt, und du willst es nun der Polizei erzählen.«
»Der Mann ist ein Mörder, Heather«, entgegnete Cooper. »Tania sollte sich nicht so sehr um ihr Bild in der Öffentlichkeit sorgen, als sich vielmehr der Realität stellen. Es wird sowieso irgendwann rauskommen, auf die eine oder andere Art.«
»Es ist nicht die schlechte Publicity, vor der sie Angst hat«, sagte ich. »Sie fürchtet sich davor, dass er ihrem Baby schaden könnte.«
»Nun, seine Chance dazu wird deutlich geringer sein, wenn er auf Rikers Island eingesperrt ist«, erwiderte Cooper.
Gegen dieses Argument war schwer anzukommen. Als Detective Canavan sich gleich heute Morgen zurückmeldete, war ich diejenige, die den Hörer abnahm. Der Detective hörte sich alles an, was ich ihm über Tanias Exmann zu sagen hatte und unterbrach mich nur hin und wieder, um einen Kraftausdruck zu äußern. Als ich fertig war, sagte er in seinem sarkastischsten Ton: »Nun, das ist großartig, Wells. Das ist einfach fantastisch. Wir haben hier einen gemeingefährlichen Irren, der frei herumläuft, und Sie sagen mir, dass ich das für mich behalten soll aus Rücksicht auf die Gefühle der neuen Frau Ihres Exfreunds? Ich habe Neuigkeiten für Sie. Das hier ist kein Lifetime Dokudrama, und ich bin nicht John Stamos.«
Ich verkniff mir die Bemerkung, dass es wenig wahrscheinlich war, dass Lifetime einen so jungen Darsteller wie John Stamos engagieren würde, um den Detective zu verkörpern. Eher Tom Selleck.
»Wir wollten Ihnen nur einen Gefallen tun und Sie auf den neuesten Stand bringen«, erwiderte ich. »Weil Sie ein Freund sind.«
Cooper zuckte zusammen, als ich das sagte. Im ersten Moment war mir nicht klar, warum … bis der Detective explodierte.
»Ich bin nicht Ihr Freund!«, brüllte er in den Hörer. »Ich vertrete das Gesetz! Sie haben mir gerade erzählt, dass eine Zeugin – Ihre gute Freundin Tania Trace – eine Falschaussage gemacht hat, nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Als Bürgerin dieser Stadt wäre es Miss Trace’ Pflicht gewesen, alles auf den Tisch zu legen, was sie wusste.«
»Sie hat Angst«, sagte ich. »Sie hat sich schon früher an die Polizei gewendet, aber die konnte ihr nicht helfen. Gibt es dafür eigentlich keine gesetzliche Schutzmaßnahme oder so? Eine Art Das-brennende-Bett -Verfügung?« Darüber hatte ich tatsächlich mal einen Film auf Lifetime gesehen.
»Das brennende Bett, meine Fresse«, knurrte Detective Canavan. »Ich wünschte,
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