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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Chance.
    Als sie die schwabbelige Masse in ihrer Körpermitte betrachtete, stieß sie einen wütenden Schrei aus und wagte sich schließlich todesmutig auf die Waage. Beinahe wäre sie vornüber gekippt.
    72,3 Kilogramm
    Das lag an diesem verdammten Gips,
aber garantiert!
    Fünf Minuten saß sie auf dem Badhocker und wälzte sich im Selbstmitleid, dann hob sie in neu entflammter Entschlossenheit den Kopf.
    Okay, ihre Chancen tendierten zwar gegen null, doch um ihn bereits jetzt aufgeben zu können, bedeutete er ihr zu viel. Sich das einzugestehen, fiel ihr nicht schwer, es hörte ja sonst niemand.
    Unter Aufbietung ihrer letzten Kraftreserven kämpfte sie sich in die Küche und begann, den Kühlschrank zu entleeren.
    Kurz darauf beherbergte der kleine Mülleimer etliche noch ungeöffnete Colaflaschen. Hamburger gesellten sich hinzu, ein paar Puddings mussten auch dran glauben. Es kostete Tina reichlich Überwindung, ihre geliebte Mayo zu versenken und danach starben die Bagels, dicht gefolgt von fünf Hamburgerbrötchen.
    Verfluchte Geldverschwendung!
    Zwei Brezeln gingen kurz darauf zugrunde, gefolgt von drei Packungen Buttercookies – oh verdammt, die schmeckten so lecker! Ganze
fünf
Tüten Chips (Cheese & Onion, Creame) folgten, die wurden bereits im frisch eingeweihten
großen
Müllsack beerdigt. Die Schokoriegel fielen danach ihrer Vernichtungswut zum Opfer. Und zuletzt, unter Tränen, mussten die fünf Tuben gezuckerte Kaffeesahne dran glauben. Tina trank kaum Kaffee, sie aß nur gern das süße Zeug. Also früher jedenfalls, vor etwas mehr als einer halben Stunde.
    Damit waren Kühlschrank und alle übrigen Schränke bis auf ein paar Kleinigkeiten geleert und sie verspürte Hunger. Schließlich lag anstrengende Arbeit hinter ihr.
    Missmutig trank sie ein Wasser und ging seufzend zurück ins Bad.
    Der Anblick im Spiegel wirkte noch ebenso niederschmetternd wie zuvor. Was vielleicht an dieser bescheuerten Brille lag. Leider konnte man die nicht mit einer simplen Räumaktion entfernen. Und um die größte Ungerechtigkeit beim Namen zu nennen: Seit mehr als einer Stunde hungerte sie nun schon und bisher zeigte die Waage noch immer diese monströse 72,3 an.
    Was für ein
Beschiss!
    Ihr galliges Kichern verstummte sehr schnell, als Tina an die älteren Studentinnen dachte. Darunter befanden sich auch Brillenträgerinnen. Bei den allermeisten jedoch wirkten die Sehhilfen nicht hässlich, sondern ließen die Gesichter eher interessant erscheinen. Wenn Tina in den Spiegel sah, erblickte sie eine widerliche Brillenschlange, sonst nichts.
    Nun, das ließ sich zunächst nicht ändern. Frühestens am Montag und höchstwahrscheinlich nicht einmal dann. Momentan gestaltete es sich etwas schwierig, zu einem Optiker zu gelangen und zweitens kosteten Brillen ein halbes Vermögen.
    Dass Geld ein ernstes Problem darstellte, ging ihr auf, als sie wieder über die anderen – älteren – Mädchen nachgrübelte, für die Daniel den
echten
Blick erübrigte. Keine von ihnen trug irgendetwas in Pink. Okay, ihr Favorit war diese Farbe nie gewesen, Tinas Mom liebte derartige Töne.
    Kurz entschlossen humpelte sie zu ihrem Schrank und begann, alles Pastellfarbene, Pinke oder Violette herauszuzerren.
    Zwanzig Minuten später, drohte der zweite große Müllsack zu platzen, in ihrem Schrank hingegen herrschte gähnende Leere.
    Obwohl nicht mehr viel Auswahl zur Verfügung stand, benötigte Tina gefühlte fünfundzwanzig Ewigkeiten, um etwas Passendes für den bevorstehenden Empfang auszuwählen.
    Passend – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum eines der wenigen Kleidungsstücke entsprach ihrer derzeitigen Konfektionsgröße. Am Ende entschied sie sich für ein schwarzes Sweatshirt, die Farbe sollte ja angeblich schlank machen und Jeans.
    Nach zwanzig Minuten erbittertem Krieg, überwand die Hose ihren Hintern und Tina litt unter Atemnot.
    Bei den Schuhen stand sie kurz darauf vor dem nächsten gravierenden Problem, denn die Auswahl beschränkte sich auf drei Optionen.
    Ein Paar Sporttreter, Vera hatte sie kurz vor Tinas Abreise gekauft. Ein Paar Ballerina in Blau und ein Paar Sandalen, total unspektakulär – ohne Absatz.
    Weshalb Letztere überhaupt hier weilten, konnte sie sich nicht erklären. Demnächst musste man im Staate New York mit dem Wintereinbruch rechnen und momentan herrschte nasskaltes Herbstwetter.
    Blieb also die Wahl zwischen Sportschuhen und Ballerina. Natürlich nur jeweils einen Schuh betreffend, weil sich der andere

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