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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Fuß ja in dem verdammten Gips befand. Unschlüssig betrachtete Tina die beiden Kandidaten und konnte sich nicht entscheiden.
    Nach einer halben Stunde Ratlosigkeit, wollte sie das dämliche Barbecue absagen. Sollte er sich eine Andere für seine alberne Scharade suchen, deren Scheitern in Tinas Augen ohnehin feststand.
    Diese Meinung behielt Tina für die nächsten dreißig Minuten bei. Währenddessen wurde es draußen hell und ging mit rasanten Schritten auf sechs Uhr zu. Diese Erkenntnis riss sie am Ende aus ihrer vorübergehenden Lethargie. Nichts da mit einer anderen dummen Gans! Die gab sie und zwar
exklusiv!
    Wütend feuerte sie die Ballerinas zurück in den Schrank und zog den Sporttreter über.
    Es sah blöd aus, aber was sollte sie tun?
    Als Nächstes wollte sie ins Bad hetzen, ließ es jedoch etwas zu beschwingt angehen und schlug einmal der Länge nach hin. Da hatte sie doch glatt den Gips vergessen!
    Eine halbe Stunde später war die Jeans erfolgreich heruntergezerrt und das aufgeschlagene Knie verarztet. Es kostete noch einmal zwanzig Minuten, um das störrische Beinkleid glücklich wieder anzuziehen. Im Liegen machte sich die Angelegenheit ganz gut, da wirkte der Bauch auch nicht mehr so bedrohlich. Und dann endlich kramte Tina ihre Kosmetiktasche hervor und begann mit dem wahnwitzigen Versuch, sich in einen Menschen zu verwandeln.
    Das Haar lag immer noch, unglaublich bei der schnell fettenden Wolle, die ihr Kopf beherbergte.
    Zwischenzeitlich traktierte sie ihre Nase mit Spray. Alle zehn Minuten. Irgendwann musste der Mist ja mal aufhören. Schnupfen und Make-up stellten nämlich keine empfehlenswerte Kombination dar.
    Das Grundieren gestaltete sich noch recht routiniert. Wenn man großzügig darüber hinwegsah, dass ein halber Abdeckstift dafür draufging, die roten Stellen an der Nase und ungefähr dreieinhalbtausend noch nicht ganz verheilte Aknepickel zu kaschieren. Und dann existierten ja neuerdings dicke, schwarze Schatten unter ihren Augen, schließlich lag eine Nachtschicht hinter ihr.
    Seltsamerweise verspürte sie keine Müdigkeit. Allein der Gedanke, demnächst zu schlafen, verursachte den nächsten mittleren Kicheranfall.
    Regelmäßig dopte sie ihre Nase mit frischem Spray. Mit wachsender Vorsicht, denn nach Abdeckstift folgte das Make-up und ab diesem Moment wurde die Angelegenheit schwierig. Im Stillen dankte Tina sich für die Cleverness, das Sweatshirt bereits übergezogen zu haben. Andernfalls wäre es unter Garantie inzwischen schwarz/braun gescheckt gewesen.
    „Du machst dich“, versicherte sie tonlos ihrem Spiegelbild. „Noch zehn Jahre, dann könnte aus dir durchaus etwas werden.“ Flüchtig dachte sie an einen zehn Jahre älteren grünäugigen Dämonen und diesmal klang ihr Kichern reichlich hohl.
    Ja, Daniel, nicht wahr? Eines Tages wirst du dich nach mir zerfleischen, wie jetzt nach deiner Jane oder wie das dämliche Weib heißt!
    Grimmig begann sie, den Lidschatten aufzutragen, entschied sich bewusst für eine dunklere Farbe, sie fühlte sich heute ein wenig kryptisch. Auch alles andere, was nach und nach Platz auf ihrem Gesicht fand, fiel recht üppig aus. Mit wachsender Begeisterung experimentierte sie, wischte Begonnenes weg und versuchte etwas anderes. Zwischenzeitlich begab sie sich in ihr Zimmer und googelte nach neuen Ideen.
    Nach einer Stunde beurteilte Tina das, was ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, durchaus annehmbar. Nicht Jane – ha!, Größenwahnsinn gehörte nicht zu ihren Lastern, aber trotzdem nicht übel. Bis auf diese Brille.
    Resigniert dachte sie an ihren Dad. Was der auf ihr Gejammer erwidern würde, stand fest. Mehr, als ihre Eltern Tina monatlich gaben, plus Miete für das Appartement, konnten die nicht realisieren. Offensichtlich mussten die Stunden im Supermarkt drastisch aufgestockt werden. Momentan stellte sich ihre finanzielle Lage bescheiden dar, denn seit Wochen konnte sie nicht arbeiten gehen. Doch wenn man Miller, ihrem Arzt, glauben wollte, lagen nur noch weitere zwei Wochen mit dem Gips vor ihr, dann hatte sie wenigstens das überstanden.
    Bewaffnet mit Wasser und Nasenspray setzte Tina sich in ihren Sessel. Nur noch eine halbe Stunde. Okay,
einen
Vorteil konnte sie endlich ausmachen:
    Seit über einer Stunde war ihr Hunger wie weggeblasen.
    * * *
    Punktgenau
um zehn Uhr klopfte es.
    Scheinbar hatte der Mann einen Chronometer verschluckt. Für einen winzigen Moment spielte Tina mit dem Gedanken, ihn einfach zu ignorieren, mit einem

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