Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Mal erschien ihr die gesamte Idee überaus dämlich! Hektisch suchte sie nach einer Möglichkeit, sich zu verstecken. Ihr Bett, die Couch,
unter dem Bett!
Schließlich riss sie sich unter Aufbietung aller Kräfte zusammen. Einige Male atmete Tina durch (sehr tief ging nicht, wegen der blöden Jeans) und schleppte sich endlich zur Tür.
Daniels Blick erzählte von totaler Fassungslosigkeit, bis er endlich in schallendes Gelächter ausbrach. Ewigkeiten brachte er es auf kein zusammenhängendes Wort, weil ihn ein außerordentlich grausamer Lachflash heimsuchte. Irgendwann deutete er feixend auf ihr Gesicht. „Bist du in einen Farbeimer gefallen?“
Das augenblicklich einsetzende Erröten tarnten auch keine drei Zentner Abdeckstift und vier Tonnen Make-up. Hastig senkte Tina den Kopf, machte kehrt und sich auf den Weg ins Bad. Bevor sie es ganz erreichen konnte, tauchte er neben ihr auf.
„Sorry.“ Das kam durchaus glaubwürdig und sie sah flüchtig zu ihm auf.
Er wirkte ehrlich. „Es ist ... äh ...
toll
.“
Hmmm, irgendwie klang das nicht sehr ermutigend. Wortlos wandte sie sich ab und flüchtete endlich ins Bad. Dort beäugte sie sich ausgiebig im Spiegel.
Es war doch
okay!
Sicher, ein bisschen viel, wenn man die Tageszeit bedachte. Aber wie ein Scheusal wirkte sie nicht. Oder vielleicht doch ...?
Eilig entfernte Tina die Hälfte des Lidschattens und ruinierte damit auch gleich Lidstrich und Wimperntusche.
„Mist!“, stöhnte sie und begann von Neuem mit der Visagistenarbeit.
„Alles klar da drin?“
„Schnauze“, grummelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart.
Um die gröbsten Schäden zu beseitigen, bedurfte es einer weiteren Viertelstunde. Als Tina wieder in Zimmer trat, saß er in aller Seelenruhe auf ihrer Couch. Sonst mochte sie den Anblick sehr wohl, heute nicht.
Schon, wie der wieder aussah!
Daniel Grant schien ja über bemerkenswert viel Körperwärme zu verfügen. Man sah ihn selbst jetzt, im letzten Drittel des Oktobers, immer noch in einem leichten Hemd, dessen obere drei Knöpfe standardmäßig offen standen. Das dichte, dunkle Haar wirkte wie frisch gewaschen und lud Tina dazu ein, ihre Finger darin zu versenken.
Hmmm, aber klar doch!
Atemberaubend schmal, lockten seine Lippen anhaltend, es mit einem sanften Kuss zu versuchen.
Sicher! Und dann verfrachtete man sie ins Irrenhaus oder noch schlimmer, er lachte sie wieder aus!
Die Jeans saß perfekt. Figurprobleme mussten für diesen Mann ein Fremdwort sein, manchmal fragte Tina sich, ob der Kerl überhaupt aß. Die dunklen Lederschuhe wirkten genau auf den richtigen Grad zertreten, insgesamt strahlte er ein Selbstbewusstsein aus, dass einem übel wurde.
Doch sein Vorteil lag auch klar auf der Hand: Daniel
war
hübsch.
Ganz bestimmt benötigte er nicht – grob überschlagen –
acht
Stunden Stylingzeit und musste sich für das Ergebnis dennoch auslachen lassen. Was er mit der betreffenden Person dann wohl angestellt hätte, mutete zu grausam an, um es sich eingehender vorzustellen. Grant mochte ja nun alles, nur keine Kritik.
Und keine Zicken.
Als er sie bemerkte, sah er auf. „Hattest du Langweile?“ Mit bedeutsamem Blick nickte er zu dem schicken, prall gefüllten Müllsack vor ihrem Schrank.
„Was geht dich das an?“, fauchte sie. Erwartungsgemäß verzog er das Gesicht. „Sorry, ich wusste ja nicht, dass ich dir mit einer simplen Frage zu nahe trete.“
Darauf erwiderte Tina besser erst gar nichts. Stattdessen humpelte sie zu ihrem in Mitleidenschaft gezogenen Parkas. Wieder dachte sie an den derzeit desaströsen finanziellen Status, der einen Neukauf unmöglich machte. Und alles wegen dieses Idioten auf ihrer Couch, der aussah, als wäre er nicht von dieser Welt und sie für irgendein lästiges Insekt hielt.
Nachdem ihre Jacke geschlossen war, sah sie gelangweilt zu ihm. „Was ist jetzt? Ich denke, ich soll dir den Arsch retten!“
„Wir sind heute ein wenig vulgär, ja?“
„Nein, das ist mein übliches Vokabular. Was dir bestimmt bereits früher aufgefallen wäre, hättest du dir mal die Mühe gemacht, mir
zuzuhören!
“
Die makellose Stirn legte sich in Falten und plötzlich betrachtete er sie mit bedeutend mehr Interesse. „Hör mal, ich wollte dich vorhin nicht beleidigen. Es war nur wirklich ein bisschen viel.“
„Schon klar!“ Was musste sie doch für eine lächerliche Figur abgeben: Breitbeinig (eins davon in Gips), mit einer Flasche Nasenspray in der Hand, einer fetten Brille auf der Nase
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