Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
und fünf Pfund Abdeckcreme im Gesicht.
„Du hättest einfach sagen können, dass du nicht mitkommen willst.“ In scheinbarer Gelassenheit hob er die Schultern. „Kein Problem.“
Mit wachsender Wut beobachtete Tina, wie der niedergeschlagene Ausdruck in seinem Gesicht an Form gewann. Dieser miese kleine Kretin manipulierte sie nach Strich und Faden, als wäre sie irgendein dahergelaufener Bauerntrampel. Viel zu dämlich, um seine gemeine Tour zu durchschauen.
Mit Abstand am meisten zur Weißglut trieb sie jedoch, dass dies der
Realität entsprach!
Gilman wurde auf kaum einer Karte erwähnt. Zu unbedeutend. Bisher hatte Tina zweimal Waterbury gesehen.
Egal, wie viel Paste sie in ihr Gesicht schmierte und sich damit vor dem Idioten zum Trottel machte, schön wurde sie deshalb nicht. Dennoch konnte sie nicht ertragen, wenn er so traurig dreinblickte, obwohl sie sein mieses Spiel längst entlarvt hatte!
„Gehen wir jetzt endlich, oder was?“
6.
Mit ausgesuchter Gemütsruhe ertrug er Tinas schlechte Stimmung.
Sein Blick wirkte etwas verkniffen und die Lippen hielt er wie so häufig fest aufeinander gepresst. Doch ansonsten ließ Daniel sich nicht anmerken, dass ihm ihr Gehabe gehörig gegen den Strich ging. Schade eigentlich, zu gern hätte sie noch ein paar dämliche Kommentare über ihre Aufmachung vernommen. Die wirkten so erfrischend und aufmunternd.
Vor seinem Elternhaus angelangt, staunte Tina nicht schlecht. Der mondäne, helle Altbau zog sich über drei Etagen und besaß jede Menge Balkone und Erker. Er erinnerte sie an eines jener Schlösser aus dem Märchen. Wunderschön!
Den etwa fünfundvierzigjährigen, brünetten, blauäugigen Dr. Grant kannte sie bereits. Bei dessen Frau handelte es sich um hübsche, ebenfalls dunkelhaarige Mittvierzigerin mit breitem Lächeln und warmem Blick. Und auch Daniels Dad – der angebliche Schurke in diesem Stück – wirkte wieder verdammt nett.
Nachdem Tina die beiden in deren Wohnzimmer erreichte, wurde sie von ihm mit einem freundlichen „Ich hoffe, es geht Ihnen besser, Miss Hunt“, empfangen. Mrs. Grants Lächeln geriet zu einem ausgewachsenen Strahlen, als sie Tina die Hand schüttelte. „Nenn mich Edith.“
Der nächste Schock. „Tina“, würgte sie hervor.
Beide lächelten noch etwas breiter und Mr. Grant (sen.) neigte den Kopf. „Bitte, nenn mich Jonathan.“
Bisher hatte Daniel schweigend und relativ unbeteiligt neben ihnen gestanden, doch genau in diesem Moment erlitt er einen gefährlich anmutenden Hustenanfall. Nachdem drei Augenpaare zeitgleich auf ihm lagen, erholte er sich erstaunlich schnell. „Sind Tom und Francis schon eingetroffen?“
„Ja, sie bereiten den Grill vor“, nickte Mrs. Grant.
Wortlos marschierte er davon, blieb jedoch nach zwei Schritten stehen, machte kehrt und packte Tinas Ellbogen. „Komm!“
Als die sich nicht bewegte, verengten sich die grünen Dämonenaugen bedrohlich. Alles hielt vor Spannung die Luft an und Tina zwang sich, nicht zurückzuweichen. Doch plötzlich lächelte er auf diese besondere Art, die sie stets in die akute Amnesie trieb. „Bitte?“
Was das nächste Erröten einläutete.
Auf einem wackligen Knie und einem starren Gips kämpfte sie sich zur Hintertür vor, die gleichzeitig den Zugang zu Terrasse und Garten darstellte.
Neben ihr trottete ein sichtlich entnervter Dämon.
Und schon folgte der nächsten Schlag an jenem Tag, der wohl als Tag der eintausend Schocks in Tinas persönliche Geschichte eingehen würde. Diesmal versetzt durch den Anblick von Daniels Schwester und deren Freund Thomas.
Bisher glaubte sie, die Mädchen an der Uni wären schön. Unzählige Nächte hatte sie wachgelegen und sich gewünscht, wie eine von ihnen auszusehen. Nur um jetzt zu erkennen, dass es sich um potthässliche, gewöhnliche Weiber handelte. Ehrlich, die konnten froh sein, wenn sich überhaupt jemals ein Mann für sie interessierte. Neuste Erkenntnis: Daniel Grant gab sich mit Abfall ab, haha! Nun ja,
wenn
das auf die Unimädchen zutraf, stellte Tina Hunt vermutlich strahlenden Sondermüll dar, aber das nur am Rande.
Die große, schlanke Brünette mit den Modellmaßen schlug alle um Längen.
Zu schön, um allzu lange hinzusehen – jedenfalls nicht, wenn man Christina hieß. Dann wurde einem nämlich schlagartig übel, die Nase begann zu triefen und die Brillengläser beschlugen. Ihrer Ansicht genügte es. Doch eigentlich hätte sie es besser wissen müssen.
Denn neben der Schönheit, die
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