Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
zu ihr zu gehen.
Der Grund lag auf der Hand:
Daniel.
Ohne den Blick von Scott zu nehmen, wandte der den Kopf nach links. „Chris ...?“
„Hmmm?“
„Du magst Tina doch, oder?“
„Sag mal, was stimmt mit dir eigentlich nicht? Fängst du schon ...“
„Nein! Nichts in der Richtung. Keine Panik. Das Problem ist folgendes ...“
Und – oh Wunder! Chris hörte ihm tatsächlich zu.
* * *
Tina
wäre lieber in Ithaka geblieben.
Was auch immer das mit Scott war, es gefiel ihr. Mittlerweile hatte er sogar verstanden, dass es sich bei Christina Hunt um keine Schlampe handelte, die in der ersten Nacht mit einem Mann im Bett landete. Übrigens auch nicht in der zweiten, dritten oder siebten.
Erst einmal wollte sie sichergehen, ihn wirklich zu lieben. Und so lauerte Tina auf dieses tiefe Gefühl, das unmissverständliche 'Ja', in sich, den Wunsch, ihn unbedingt zu bitten, über Nacht zu bleiben.
Bisher konnte sie so etwas in der Art nicht verzeichnen.
Auf der Haben-Seite verbuchte sie, dass sie sich gern mit ihm unterhielt, ihn gern ansah und küsste. Auch wenn er sich im Aussehen nicht mit gewissen umherhurenden Professoren messen konnte – ihr gefiel, was sie sah. Außerdem zählten die inneren Werte weitaus mehr und die schienen nicht übel. Nur befürchtete sie, Daniel würde ihre Abwesenheit nutzen, um sich einzumischen. Immer häufiger erhielt Tina den Eindruck, er sah sich als ihr verkappter Dad. Schon allein, um ihm begreiflich zu machen, dass sie bereits einen Vater hatte, begrüßte sie, von Scott zum Zug gebracht zu werden.
Dessen Kuss fiel leidenschaftlich aus und für eine winzige Sekunde überlegte Tina zu bleiben, aber dann fiel ihr Georges Geburtstag ein und sie seufzte.
Scott hob ihr Kinn. „Was ist los?“ Seine Augen waren braun, ganz ohne Pünktchen. Tina schüttelte den Kopf und lehnte sich an ihn. „Ich wäre gern geblieben.“
„Dann bleib.“
„Geht leider nicht.“ Lächelnd küsste sie ihn noch einmal, jedoch nur flüchtig. „Bis dann.“
Auch seine Niedergeschlagenheit gefiel Tina außerordentlich. „Bye!“
Diesmal befand sich niemand in ihrem Abteil. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, schob sie das Fenster auf und blickte zu Scott hinaus.
„Meldest du dich?“
„Klar.“
„Holst du mich ab?“
„Auch klar.“
„Ich vermisse dich schon jetzt.“ Es klang abgedroschen, aber etwas anderes fiel ihr nicht ein. Scott machte immer noch keine Anstalten zu gehen.
„Ich auch.“ Sein Blick wirkte bekümmert und aufrichtig, nicht so aufgesetzt wehmütig, wie bei gewissen, total gehirnamputierten Professoren. Trotzdem war Tina froh, als endlich der Pfiff ertönte und der Zug sich in Bewegung setzte.
Und nachdem Bahnhof und Scott nicht mehr zu sehen waren, ließ sie sich in die Polster fallen und schloss die Lider.
Nein, sie liebte ihn nicht, aber verliebt war sie allemal in ihm.
Demnach besaß die Angelegenheit das eine oder andere Entwicklungspotenzial. Es musste ja nicht immer Liebe auf den ersten Blick sein, oder?
Tina hatte einen Trick entwickelt, um sich diesen Dämon aus dem Kopf zu schlagen. Wann immer sich sein Gesicht in ihre Gedanken schlich, konzentrierte sie sich auf Scott. Anfänglich gestaltete es sich schwierig, weil sie die beiden dummerweise miteinander verglich. In der Zwischenzeit hatte sie hinzugelernt und es funktionierte bei sieben von zehn Versuchen.
Unähnlich zu Scott
wusste
Tina, was ihr der arrogante Prof bedeutete. Verständlicherweise fiel es ihr nicht leicht, sich emotional von ihm zu lösen. Außerdem musste sie ihn ja gar nicht vollständig vergessen, sondern nur lernen, in ihm zu sehen, was er in ihrem Leben darstellte:
Ihren besten Freund.
Nicht unbedingt wenig, wenn man bedachte, dass sie bis vor einigen Monaten über nichts Derartiges verfügte. Das Handy summte.
Vermisse dich schon jetzt.
Lächelnd tippte sie.
Dito …
* * *
Während
der Zugfahrt summte Tinas Handy unzählige Male.
Auch auf der Fahrt nach Gilman, mit ihrer endlos schwatzenden Mom und ihrem zufrieden aussehenden Dad, regte es sich einige Male. Am Abend streikte der Speicher wegen Überfüllung.
In der ersten Nacht in ihrem alten Zimmer kam sie kaum zu Schlafen, zu beschäftigt damit, Scotts Textnachrichten zu beantworten. Irgendwann schaltete sie das Handy in einem Akt der Verzweiflung ab. Vor dem Einschlafen registrierte sie jedoch mit einem Grinsen, nicht an den Prof gedacht zu haben. Jedenfalls nicht sehr häufig.
Am Morgen empfing Tina eine
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