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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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vor Denise Vanechs Leiche und betrachtete das Blut, das noch immer aus den Wunden herauströpfelte. Rachel blieb still sitzen. Heshy hatte ihr die Hände mit Klebeband hinter dem Rücken gefesselt. Lydia wandte sich an Rachel.
    »Macht bestimmt eine Heidenarbeit, den Fleck da wieder rauszukriegen.«
    Rachel starrte sie an. Lydia lächelte.
    »Finden Sie das nicht komisch?«
    »Innerlich«, sagte Rachel, »lach ich mich tot.«
    »Sie haben heute ein junges Mädchen besucht. Tatiana, stimmt’s?«
    Rachel antwortete nicht. Heshy fing an, die Jalousien herunterzulassen.
    »Sie ist tot. Ich dachte bloß, das könnte Sie interessieren.« Lydia setzte sich neben Rachel. »Erinnern Sie sich an die Fernsehserie Family Laughs ?«
    Rachel fragte sich, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Diese Lydia war zweifellos verrückt. Vorsichtig erwiderte sie: »Ja.«
    »Waren Sie ein Fan?«

    »Die Serie war kindisch und albern.«
    Lydia warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ich habe Trixie gespielt.«
    Sie lächelte Rachel an. Die sagte: »Darauf können Sie ja wirklich stolz sein.«
    »Oh, das bin ich auch.« Lydia schwieg, legte den Kopf schief und kam ganz nah heran. »Ihnen ist doch klar, dass Sie bald sterben?«
    Rachel zuckte mit keiner Wimper. »Dann können Sie mir ja auch erzählen, was Sie mit Tara Seidman gemacht haben.«
    »Ach, bitte.« Lydia stand auf. »Ich war Schauspielerin, vergessen Sie das nicht. Ich war beim Fernsehen. Was soll das jetzt? Ist das der Teil der Sendung, in dem wir uns alles erzählen, damit es auch der letzte Trottel im Publikum mitbekommt und der Held sich ungestört anschleichen kann? Tut mir Leid, Schätzchen.« Sie wandte sich an Heshy. »Knebel sie, Pu Bär.«
    Heshy nahm das Klebeband und wickelte es Rachel über den Mund und um den Kopf herum. Er trat wieder ans Fenster. Lydia beugte sich zu Rachel herunter. Rachel spürte den Atem der Frau an ihrem Ohr.
    »Eins kann ich Ihnen sagen«, flüsterte sie, »weil es eigentlich ziemlich komisch ist.« Sie beugte sich noch etwas näher heran. »Ich habe keine Ahnung, was mit Tara Seidman passiert ist.«

    Okay, ich hatte nicht vor, an der Tür vorzufahren und anzuklopfen.
    Mal ehrlich. Die wollten uns umbringen. Meine einzige Chance bestand darin, sie zu überraschen. Ich kannte den Grundriss des Hauses nicht, ging aber davon aus, dass irgendwo an der Seite ein Fenster war, durch das ich versuchen konnte, mich einzuschleichen. Ich war bewaffnet. Ich traute mir zu, ohne jedes Zögern
schießen zu können. Ich hätte mir wirklich einen besseren Plan gewünscht, aber selbst mit mehr Zeit wäre mir wahrscheinlich nicht viel mehr eingefallen.
    Zia hatte auf mein typisches Chirurgen-Selbstbewusstsein angespielt. Zugegeben, es machte mir Angst. Ich glaubte tatsächlich, dass ich es schaffen würde. Ich war clever. Mir war klar, dass ich vorsichtig sein musste. Ich musste auf eine günstige Gelegenheit warten. Wenn die sich nicht ergab, konnte ich ihnen einen Handel anbieten – mich gegen Rachel. Ich würde mich nicht von Gerede über Tara einlullen lassen. Ja, ich wollte glauben, dass sie noch am Leben war. Ich wollte glauben, dass die Täter wussten, wo sie war. Aber ich würde Rachels Leben nicht mehr wegen eines Hirngespinsts aufs Spiel setzen. Mein Leben? Kein Problem. Aber nicht Rachels.
    Ich näherte mich Denise Vanechs Haus, wobei ich versuchte, mich hinter den Bäumen zu verstecken, ohne allzu großes Aufsehen zu erregen. In einem so exklusiven Viertel war das praktisch unmöglich. Die Menschen schlichen hier nicht herum. Ich stellte mir vor, wie die Nachbarn mich durch die geschlossenen Vorhänge beobachteten, während sie die Finger auf der Kurzwahltaste ihres Telefons für den Polizeinotruf hatten. Darum durfte ich mich jetzt nicht kümmern. Egal, was geschah, es würde auf jeden Fall so oder so zu Ende sein, bevor die Polizei eintraf.
    Als mein Handy klingelte, traf mich fast der Schlag. Ich war noch drei Häuser weit entfernt. Ich fluchte leise. Dr. Cool – Dr. Selbstbewusst – hatte vergessen, sein Handy auf Vibrationsalarm umzustellen. Mit steil abfallender Selbstsicherheit stellte ich fest, dass ich mir etwas vormachte. Das war nicht meine Welt. Man brauchte sich nur mal vorzustellen, was passiert wäre, wenn das Telefon direkt vor dem Haus geklingelt hätte.
    Ich sprang hinter einen Busch und klappte es mit einer kurzen Bewegung des Handgelenks auf.

    »Das mit dem Anschleichen musst du noch mal üben«, flüsterte Verne.

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