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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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»Das machst du echt miserabel.«
    »Wo bist du?«
    »Guck mal rüber zum Fenster im ersten Stock. Ganz hinten.«
    Ich blickte zu Denise Vanechs Haus hinüber. Verne stand am Fenster. Er winkte mir zu.
    »Die Hintertür war auf«, flüsterte Verne. »Ich bin einfach reingelatscht.«
    »Was geht da vor?«
    »Ein eiskalter Mord. Sie haben erzählt, dass sie das Mädchen im Hotel umgebracht haben. Und diese Denise haben sie auch ermordet. Einfach abgeknallt. Rachel sitzt direkt neben der Leiche.«
    Ich schloss die Augen.
    »Das ist eine Falle, Marc.«
    »Ja, das ist mir auch klar.«
    »Sie sind zu zweit – ein Mann und eine Frau. Hör zu, du schaust jetzt, dass du so schnell wie möglich zu deinem Wagen zurückkommst. Dann fährst du vors Haus und parkst auf der Straße. Da bist du weit genug weg, ich glaub nicht, dass die dich treffen würden. Bleib da. Komm nicht näher. Du sollst nur ihre Aufmerksamkeit auf dich ziehen. Ist das so weit klar?«
    »Ja.«
    »Ich versuch, einen am Leben zu lassen, aber ich kann nichts versprechen.«
    Er brach die Verbindung ab. Ich lief zum Wagen zurück und tat, was er mir gesagt hatte. Ich spürte, wie das Herz in meiner Brust hämmerte. Aber jetzt gab es Hoffnung. Verne war da. Er war im Haus und bewaffnet. Ich fuhr vor die Einfahrt zu Denise Vanechs Haus. Jalousien und Vorhänge waren geschlossen. Ich holte tief Luft, öffnete die Autotür und stieg aus.
    Stille.

    Ich rechnete damit, Schüsse zu hören. Doch das war nicht das Erste. Als Erstes hörte ich Glas splittern. Und dann sah ich, wie Rachel aus dem Fenster fiel.

    »Er ist gerade vorgefahren«, berichtete Heshy.
    Rachels Hände waren immer noch hinter dem Rücken zusammengebunden, und sie hatte das Klebeband über dem Mund. Sie wusste, dass dies das Ende war. Marc würde zur Tür kommen. Sie würden ihn reinlassen, diese Bonnie-und-Clyde-Mutanten, und dann würden sie ihn und sie erschießen.
    Tatiana war schon tot. Denise Vanech war tot. Sie hatten keine Wahl. Heshy und Lydia durften keine Mitwisser am Leben lassen. Rachel hatte gehofft, Marc würde das begreifen und zur Polizei gehen. Sie hatte gehofft, er würde nicht kommen, doch das hatte für ihn natürlich überhaupt nicht zur Debatte gestanden. Jetzt war er also hier. Wahrscheinlich hatte er irgendeinen tollkühnen Plan – oder er war noch immer so geblendet von der Hoffnung, Tara zu finden, dass er einfach in ihre Falle tappte.
    Sie musste ihn jedenfalls aufhalten.
    Ihre einzige Chance bestand darin, die beiden zu überrumpeln. Selbst dann, selbst wenn alles perfekt lief, konnte sie, nüchtern betrachtet, bestenfalls darauf hoffen, Marc zu retten. Alles andere war Träumerei.
    Also los.
    Sie hatten ihr die Füße nicht gefesselt. Was hätte sie geknebelt und mit hinter den Rücken gebundenen Händen auch tun sollen? Sie anzugreifen wäre Selbstmord. Sie wäre ein leichtes Ziel.
    Und genau darauf zählte sie.
    Rachel stand auf. Lydia drehte sich um und richtete die Pistole auf sie. »Hinsetzen.«
    Sie setzte sich nicht. Und jetzt hatte Lydia ein Problem. Wenn
sie abdrückte, würde Marc den Schuss hören. Er würde wissen, dass etwas nicht in Ordnung war. Eine Pattsituation. Aber Rachel würde das Patt brechen. Sie hatte eine Idee – wenn auch keine besonders gute. Sie rannte los. Lydia musste entweder schießen, sie verfolgen oder …
    Das Fenster.
    Lydia sah, was Rachel vorhatte, konnte sie jedoch nicht aufhalten. Rachel senkte den Kopf wie einen Rammbock und hechtete geradewegs durch die Scheibe. Lydia hob ihre Pistole. Rachel biss die Zähne zusammen. Sie wusste, dass es wehtun würde. Das Glas zerbrach überraschend leicht. Rachel flog hindurch, doch sie hatte nicht bedacht, wie hoch sie über dem Boden war. Ihre Hände waren noch hinter dem Rücken gefesselt. Sie konnte den Sturz nicht abfangen.
    Sie drehte sich zur Seite und prallte auf die Schulter. Etwas knackte. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihr Bein. Eine Glasscherbe steckte in ihrem Oberschenkel. Marc würde den Krach auf jeden Fall hören, und er konnte sich in Sicherheit bringen. Doch als Rachel weiterrollte und auf dem Rücken liegen blieb, packte sie die Angst – ungeheure, heftige Angst. Ja, sie hatte Marc gewarnt. Er hatte gesehen, wie sie aus dem Fenster gestürzt war.
    Aber jetzt rannte Marc auf sie zu, ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden.

    Verne kauerte auf der Treppe. Er wollte gerade in Aktion treten, als Rachel plötzlich aufstand. War sie verrückt

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