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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Brustkorb öffnen …«
    »Doktor?«, unterbrach sie der an der Wand lehnende Mann — und im ersten Augenblick dachte ich, er spräche mit mir. Ruth Heller hielt sichtlich verärgert inne. Der Mann löste sich von der Wand. »Können Sie die Einzelheiten später erklären? Die Zeit drängt.«
    Sie warf ihm einen mürrischen Blick zu, ohne ihm jedoch wirklich böse zu sein. »Ich bleibe hier und behalte den Patienten im Auge«, sagte sie, »falls Sie nichts dagegen haben.«
    Dr. Heller trat einen Schritt zurück und der Mann beugte sich über mich. Sein Kopf war zu groß für seine Schultern, so dass man befürchten musste, sein Hals könnte unter dem Gewicht einknicken. Seine Haare waren kurz geschoren, nur vorne waren sie länger und hingen ihm in einer römischen Ponyfrisur über die Augen. Ein Unterlippenbart, ein hässlich hingeschmierter Haarstreifen, hing wie ein Engerling an seinem Kinn. Alles in allem sah er aus wie ein ehemaliges Mitglied einer wirklich heruntergekommenen Boygroup. Ohne jegliche Herzlichkeit lächelte er zu mir herab. »Ich bin Detective Bob Regan vom Kasselton Police Department«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie im Moment verwirrt sind.«
    »Meine Familie …«, setzte ich an.
    »Dazu komme ich gleich«, unterbrach er mich. »Aber zuerst
habe ich ein paar Fragen an Sie, okay? Bevor wir über die Details sprechen.«
    Er wartete auf eine Antwort. Ich versuchte, den Nebel beiseite zu wischen, und antwortete: »Okay.«
    »Was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern können?«
    Ich ging den Morgen noch einmal durch. Ich erinnerte mich ans Aufwachen und Anziehen. Ich erinnerte mich, dass ich Tara betrachtet hatte. Ich erinnerte mich, dass ich das schwarzweiße Mobile über ihrer Wiege anschalten wollte, ein Geschenk einer Kollegin, die mir versichert hatte, es würde die Gehirntätigkeit des Babys anregen oder so. Das Mobile hatte sich weder bewegt noch seine kurze blecherne Melodie gespielt. Die Batterien waren leer. Ich versuchte, mir zu merken, dass ich neue besorgen musste. Danach war ich nach unten gegangen.
    »Ich habe einen Müsli-Riegel gegessen«, sagte ich.
    Regan nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. »In der Küche?«
    »Ja. An der Spüle.«
    »Und dann?«
    Ich versuchte, mich zu konzentrieren, aber mir fiel weiter nichts ein. Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin vorher schon mal aufgewacht. Nachts. Ich glaube, das war hier.«
    »Mehr nicht?«
    Ich versuchte es noch einmal, kam aber nicht weiter. »Nein, mehr nicht.«
    Regan zog einen Block aus der Tasche. »Wie die Ärztin Ihnen schon gesagt hat, wurde zweimal auf Sie geschossen. Erinnern Sie sich, dass Sie eine Pistole gesehen oder einen Schuss gehört haben?«
    »Nein.«
    »Das ist wohl verständlich. Sie waren in keinem guten Zustand, Marc. Die Sanitäter dachten, Sie wären tot.«

    Meine Kehle war wieder trocken. »Wo sind Tara und Monica?«
    »Immer schön der Reihe nach, Marc.« Regan schaute nicht mich an, sondern seinen Block. Ich spürte, wie die Angst meine Brust beschwerte. »Haben Sie gehört, wie ein Fenster eingeschlagen wurde?«
    Ich fühlte mich benebelt. Ich versuchte, den Aufkleber auf dem Infusionsbeutel zu lesen, um festzustellen, womit sie mich ruhig stellten. Die Schrift war zu klein. Auf jeden Fall ein Schmerzmittel. Wahrscheinlich war Morphin im Tropf. Ich versuchte, gegen die Wirkung anzukämpfen. »Nein«, sagte ich.
    »Sind Sie sicher? Hinten war ein Fenster eingeschlagen. Vielleicht ist der Täter dort ins Haus eingedrungen.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich gehört hätte, wie ein Fenster eingeschlagen wurde«, sagte ich. »Wissen Sie, wer …«
    Regan unterbrach mich. »Nein, bisher nicht. Deshalb stelle ich Ihnen diese Fragen. Um rauszufinden, wer das getan hat.« Er blickte von seinem Block auf. »Haben Sie irgendwelche Feinde?«
    Hatte er das wirklich gefragt? Ich versuchte, mich aufzurichten, eine etwas andere Perspektive zu bekommen, doch ich hatte keine Chance. Mir gefiel das Patientendasein nicht, ich fühlte mich unwohl in dieser anderen Rolle am Krankenbett. Es heißt, Ärzte seien die schlimmsten Patienten. Wahrscheinlich liegt es an diesem abrupten Rollentausch.
    »Ich will wissen, was mit meiner Frau und meiner Tochter passiert ist.«
    »Das verstehe ich«, sagte Regan, wobei etwas in seiner Stimme lag, das mir wie ein eiskalter Stich ins Herz drang. »Aber wir müssen uns auf den Täter konzentrieren, Marc. Gedulden Sie sich noch einen Moment. Sie wollen uns doch

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