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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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schalte auf Status 6 (außer Betrieb) und bin froh als ich im Bett liege.

02.06.: Mansilla de las Mullas – Leon (19,5km)
    Des Nächtens gibt es ja wirklich selten was zu berichten,
aber um nachfolgenden Sachverhalt komme ich wohl nicht herum: Ich schlafe
unruhig, mein Knie schmerzt wieder. Ich habe, seitdem ich ein Taschentuch unter
meine linke Ferse in die Schuhe gestopft habe, eigentlich Ruhe. Diese Nacht
nicht, die Bänder fangen an zu ziepen … Ich entscheide mich also, wo ich schon
mal wach bin, die Gelegenheit zu nutzen und dem menschlichen Bedürfnis
nachzugehen. Beim Herabklettern aus meinem Hochbett merke ich, dass etwas
anders als sonst ist … es zieht und nicht im Raum, das Fenster hat ein
besorgter Bürger mal wieder zugemacht. Es riecht wie in einem Pumakäfig – ich
mag diese Menschen, ehrlich! Aber ja, es zieht … meine gute alte Boxershorts
hat den Geist aufgegeben. In die Jahre gekommen, eigentlich nur mitgenommen
weil sie bequem ist und weit genug über die Oberschenkel geht, um einem
eventuellen Wolf vorzubeugen, hat sie die letzten Wochen Handwäsche nicht
überlebt und geht somit in wohlverdienten Ruhestand. Das eigentlich
Interessante daran ist die Folgegeschichte, die sich daraus entwickelt. Aber
der Reihe nach. Ich muss in dieser Nacht mit meinem 5-Mark großen Loch an
gewöhnungsbedürftiger Stelle erst einmal klar kommen.
    Als ich dann morgens aufwache, ist das Bett gegenüber
verlassen und schon abgezogen. Kein Sandy in Sicht, der Rest des Zimmers auch
nahezu leer. Aber Martin liegt noch im Bett und auch Sherley. Als ich dann
aufstehe und nochmals den ungewohnten „Wind“ spüre, sehe ich Sandy‘s Rucksack
fertig gepackt. Ich gucke auf die Uhr – 7:00. Mein Kamerad scheint ja früh
aufgestanden zu sein. Ich mache mich fertig, gehe runter in die Küche und
treffe ihn dort mit Paulette. Sie ist eine nette Dame, arbeitet als
Krankenschwester in San Francisco, ihr Mann ist pensionierter Feuerwehrmann und
ihr Sohn wartet auf die Anstellung (Mein Urlaub für nächstes Jahr ist
vorgeplant: Vancouver – Seattle – San Francisco, und die Besichtigung der
Feuerwache in San Francisco ist fix). Wir brechen nach einer netten kurzen
Unterhaltung auf zum nächsten Café und bestellen den obligatorischen Neapolitaner,
einen Café con leche uuuuund für unseren Vitaminspiegel – einen frisch
gepressten O-Saft. Der folgende Weg nach Leon ist unspektakulär, nicht schön,
aber weitaus besser als nach Burgos. Wir erreichen unser Hotel um 12:30 Uhr.
Ja, heute und morgen spielen wir Graf Koks von der Gasanstalt und teilen uns
ein Doppelzimmer, ohne weitere Zimmernachbarn. Ein wahrer Luxus, der zwei
ruhige entspannte Tage verspricht. Wir hängen einen Ruhetag dran, um ein
bisschen zu verschnaufen.
    Zum Mittagessen setzen wir uns auf die Haupteinkaufsstraße
der Stadt und gucken dem ganzen Treiben zu. Nebenbei müssen auch alle Pilger,
die die Stadt erreichen, an uns vorbeiziehen. So gibt es manch großes Hallo und
Wiedersehn. Mein persönliches Highlight ist das Auftauchen des Hamburger
Pärchens Simone und Eike, mit denen ich mir von Bayonne nach
St.-Jean-Pied-de-Port das Taxi geteilt habe. Welche Überraschung, habe ich sie
doch seit dem 13.05. nicht mehr gesehen. Die dritte im Bunde – Dagmar – hat
mangels Zeit ihren Weg schon beenden müssen.
    Ich entspanne nach mehreren Stunden im Café und der
Besichtigung der Kathedrale unter der Dusche. Wir haben zwar eine große
Badewanne, aber mir reicht schon die halbe Stunde duschen mit vollem
Wasserdruck und Platz, ohne ein Auge auf den Wertsachen haben zu müssen. Nach der
Körperpflege komme ich zurück auf mein Loch in der Unterhose … ich habe den
Eindruck, für mich und auch die Mitpilger ist es angenehmer, wenn ich Ersatz
besorge. Ich habe auf dem Einmarsch nach Leon, nicht weit vom Hotel, einen
Laden mit entsprechenden Artikeln gesehen. Also ziehe ich mein
Spanischwörterbuch und bilde mal wieder einen spanischen Satz. Die Verkäuferin
ist schwer begeistert und grinst, als hätte ich ihr gerade die gesamte
Geschichte der kaputten Unterhose erzählt. Sie kann kein Wort Englisch. Dafür
breitet sie eine Auswahl von 15 Exemplaren vor mir aus. Ich mache Nägel mit
Köpfen und entscheide, direkt beide Unterhosen auszutauschen, bevor es mir im
Nirgendwo die Zweite auch noch zerreißt und ich keine Chance auf Ersatz habe.
Zusammen kosten sie 20 Euro. Als ich versuche, nochmals nachzufragen, was „Was
kostet“ auf Spanisch heißt,

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