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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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der City ist
die Hölle los. Die Stadt hat über das Wochenende einen mittelalterlichen Markt
zu Gast und es scheint, als sei jeder zweite Bewohner im Kostüm unterwegs.
Genießen kann ich den Anblick bei der Ankunft gar nicht … ich brauche eine
Dusche und ein sicheres Bett. Nach der Dusche tummeln wir uns auf dem Markt.
Sandy und mir knurrt der Magen. Zwei Falafel und einen Crêpe später, ist der
Hunger endlich gestillt. Wir treffen auch Bea wieder, die aus Leon einen Tag
vor uns abgereist ist. Um 22:00 Uhr liegen wir in der Heia und verpassen den
Rest des Spektakels mit nächtlichem Umzug etc.

05.06.: Hospital de Orbigo – Santa Catalina de Somoza
(27,1km)
    Heute wache ich spät auf … der Großteil vom Zimmer schläft
noch … entweder waren die alle noch auf Tour oder man hat uns bei der Ankunft
im Gesicht angesehen, dass wir Langschläfer sind. Es ist 7:30 Uhr. Völlig
untypisch, nicht schon von irgendwelchen Geräuschen, einem verirrten
Taschenlampenstrahl oder – schlimmer – vom angeschalteten Deckenlicht geweckt
worden zu sein. (Als Vorgriff: Ich bin froh, in den ganzen Wochen nicht einmal durch
das Anschalten der Deckenbeleuchtung geweckt worden zu sein. Im Zweifelsfall
hätte ich wohl meine Einsatzstiefel gesucht und bei ausbleibendem Gong darauf
gewartet, dass das Licht automatisch wieder ausgeht.) Wir schaffen es dann doch
um 9:00 Uhr loszulaufen … Bea‘s Stöcke sind weg … Spekulationen, was damit
passiert ist, gibt es viele, natürlich steht auch das Wort Diebstahl im Raum …
halten wir fest: Sie sind nicht da, das ist schlimm genug für Bea. Sie tauchen
auch nicht mehr auf. Dementsprechend gut ist die Stimmung, aber immerhin teilen
sich Bea und Catia bis Astorga die Stöcke von Catia. Bei der heutigen
Wegführung mit dem Auf und Ab und dem Geröll sind die Stöcke wirklich hilfreich
und der Verlust somit tragischer, als er ohnehin schon ist. Sandy ist heute
morgen nicht gut drauf, er möchte das erste Stück alleine gehen. Wir treffen
ihn beim zweiten Frühstück gegen 10:00 Uhr. Als um 10:30 Uhr die Kirchenglocken
läuten und zusätzlich über Außenlautsprecher Musik gespielt wird, um die
Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen, entscheidet er sich nachzukommen und
zuerst in die Messe zu gehen. Andreas bleibt bei ihm. Wir verabreden uns für
Murias de Rechivaldo, einen Ort hinter Astorga.
    Der Rest macht sich gegen 10:40 Uhr auf den Weg. Irgendwas
ist anders … ich weiß nicht genau was, aber ich habe keine Lust zu reden, das
Tempo ist mir zu langsam und ich habe den Impuls, an meine Grenzen zu stoßen.
Also verabschiede ich mich von den anderen und laufe los – im wahrsten Sinne
des Wortes. Die Stöcke geben die Möglichkeit her, für Pilgerverhältnisse zu
„rasen“. Ich will nur so schnell wie möglich gehen und alleine sein. Das
schaffe ich dann auch, als ich um 12:40 auf dem zentralen Platz von Astorga
stehe. 2 Stunden für 12,8km – es klingt schwer bescheuert, genossen habe ich
die Strecke auch nicht, viel gesehen von der Umgebung wohl auch eher weniger.
Aber nun geht es mir besser. Vor dem Café treffe ich sitzenderweise und
tagebuchschreibend die junge Dame, die letzte Nacht im selben Hochbett
geschlafen hat. Wir kommen ins Gespräch; Zsofi aus Ungarn ist den Camino eine
ganze Ecke später als ich gestartet, hat auch jetzt weniger Zeit, um nach
Finisterre zu gelangen. Manchmal frage ich mich, welche Zeitplanung die Leute
an den Tag legen. In Atapuerca waren zwei Jungs auf dem Weg, die planmäßig
zwischen 35 und 40 Kilometer am Tag machen mussten, um überhaupt das Soll zu
erreichen. Wahnsinn, das wäre mir zu stressig.
    Nichtsdestotrotz hat Zsofi an diesem Mittag Zeit für eine
größere Pause. Wir gehen nach knapp anderthalb Stunden zusammen los. Es dauert
nicht lange und wir sind in dem Dorf, in dem ich mich mit den anderen
verabredet habe … ich bin nicht annähernd müde und es ist gerade mal 15:30 Uhr.
Also gehe ich mit ihr weiter, bis in den nächsten Ort, der nochmals 5,3 Kilometer
weiter liegt. Wir finden sofort eine Herberge, in der wir auch waschen lassen
können. Also erstmal duschen und dann Pulli und Unterhose angezogen. Der Rest
geht in die Wäsche. Ich möchte mal alles waschen lassen. Es ist allerdings
nicht so ganz warm und lediglich mit blauer Boxershorts und Pulli bekleidet,
bleiben nicht viele Möglichkeiten den Nachmittag zu nutzen. Es hilft alles
nichts, ich muss Sandy eine Email über meinen Verbleib schreiben. Handy habe
ich ja keins mit und eine

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