Keiner flirtet so wie du
er immer abgeblockt, hatte Hectors Zwischenstopps in London und gelegentliche Anrufe zähneknirschend ertragen.
Ihr Verhältnis war distanziert, und das war ihm nur recht. Familie bedeutete ihm nichts. Allerdings hatte er die Befürchtung, dass Hector vorhatte, seine sorgsam errichtete Fassade der Gleichgültigkeit zu durchbrechen.
„Ich hätte dich gar nicht als Naturliebhaber eingeschätzt.“
Beim Klang von Charlis Stimme drehte er sich um, ein undefinierbares Stechen in der Brust. Er tat es als Folge des schweren englischen Frühstücks ab, das er gegessen hatte, und nahm ihre Hand.
„Hast du Stift und Papier weggelegt?“
„Die Informationen über den Garten speichere ich hier oben.“ Lächelnd tippte sie sich an die Stirn. „Außerdem brauche ich frische Luft.“
Sie sah sich um, und ihre Augen weiteten sich anerkennend. „Hier ist es wunderschön.“
„Und wir sind ganz allein.“
Sie lachte über seinen übertriebenen Wink, genau wie beabsichtigt, und er zog sie weiter. „Komm mit, hinter der Pagode dort hinten ist es gemütlicher.“
Sie verdrehte die Augen, folgte ihm jedoch durch den Regen. Die meisten der gepflasterten Wege waren überdacht, und so wurden sie nicht allzu nass.
Charli mochte Regen, mochte die Frische, das Gefühl, als würde man reingewaschen.
Schon als Kind hatte sie Regen geliebt, hatte stundenlang draußen gespielt, war durch Pfützen gesprungen, hatte Matschkuchen gebacken. Ihrer Mutter war das egal gewesen. Je mehr Zeit sie draußen verbrachte, desto besser. So konnte Sharon sich voll und ganz auf ihren aktuellen Liebhaber konzentrieren, statt sich um die Tochter zu kümmern, die sie am liebsten fortgewünscht hätte.
An Tagen wie diesem, wenn der Regen Erinnerungen weckte, fragte Charli sich, warum ihre Mutter sie überhaupt bekommen hatte.
„Was auch immer der Grund für diese Trauermiene ist, hör sofort auf, daran zu denken, sonst …“, sagte er streng.
Gequält lächelnd sah ihn an. „Sonst was?“
Er beugte sich vor, das Gesicht gefährlich nah an ihrem. „Willst du das wirklich wissen?“
Oh, sie wollte noch ganz andere Dinge wissen.
Mit einem aufgesetzt finsteren Blick tippte sie den Finger an seine Brust. „Du machst mir keine Angst, Luca Petrelli.“
„Nein? Das wollen wir doch mal sehen“, knurrte er, und sie floh kreischend in den Regen.
„An deiner Stelle hätte ich auch Angst. Große Angst“, sagte er und verlangsamte seinen Schritt, sodass sie ihm eine Armeslänge voraus blieb. Bis ihr vor Lachen die Lungen wehtaten und sie schließlich stehen blieb, um sich die Seite zu halten.
„Friede!“, keuchte sie und krümmte sich. Ihr Lachen beruhigte sich, als er von hinten die Arme um sie schlang und sie an sich drückte.
„Glaubst du, so leicht kommst du mir davon?“
Als er sie zu sich umdrehte, verebbte ihr Lachen ganz.
Regentropfen glänzten in seinen Wimpern, umrahmten seine Augen wie Kristall, und Charli hatte das Gefühl, in ihrem tiefen Blau zu versinken. Sie hätte schwören können, dass Dampf von ihren Körpern aufstieg. Die Hitze der Leidenschaft schien ihre durchnässten Kleider zu trocknen.
„Wer mich herausfordert, muss mit dem Schlimmsten rechnen“, drohte er.
„Oh … ich habe solche Angst.“
Ihr Lachen verstummte, als sein verlangender Blick zu ihren Lippen wanderte.
„Das solltest du auch.“
Bevor sie antworten konnte, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie. Verschloss ihren Mund zu einem leidenschaftlichen, verzehrenden Kuss, der alles änderte.
Sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Er war ihr Anker in einer Welt, die völlig außer Kontrolle zu geraten drohte.
Alle Vorbehalte verpufften in diesem schwülen Sommerregen, denn sie beide wussten, dieser Kuss war nicht das Ende.
Er war ein Anfang.
Die Tür flog krachend auf, als sie ins Apartment stolperten – die Lippen miteinander verschmolzen, die Hände suchend, blind für alles andere als ihr Verlangen.
Charli konnte sich nicht an die fünfminütige Fahrt vom Museum zum Apartment erinnern, konnte sich nur erinnern, wie Luca schmeckte und roch, wie er sich anfühlte.
Er stieß die Tür hinter sich zu und presste Charli an die Wand. Sein Körper wärmte sie wie eine heiße Dusche.
„Wir ziehen dir die nassen Sachen lieber aus“, murmelte er in ihr Ohr, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte, daran saugte, es liebkoste, bis sie stöhnte.
„Solange kann ich nicht warten“, stieß sie hervor und öffnete in einer
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