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Keiner flirtet so wie du

Keiner flirtet so wie du

Titel: Keiner flirtet so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marsh
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KAPITEL
    Kaum war Charli durch die schweren roten Türen getreten, die ins Dragon Museum führten, verspürte sie einen inneren Frieden. Das hatte weniger mit der leisen chinesischen Musik zu tun, die im Hintergrund lief, oder mit dem schwachen Duft nach Räucherstäbchen, sondern eher damit, dass Luca einen Umweg durch den Park nahm.
    Sie brauchte Zeit für sich.
    Wann immer sie sich umdrehte, war er da, kam ihr zu nahe, und für eine Einzelgängerin wie sie war das ziemlich verstörend.
    Als wäre das der wahre Grund dafür, dass sie Abstand brauchte!
    Gestern Abend wieder ein ausverkauftes Haus, heute Morgen eine Autogrammstunde in Bendigos größtem Plattenladen, vor dem die Fans zwei Blocks weit Schlange standen, gratis Musikunterricht mit der Band im Jugendzentrum – und ein Rockstar, der sich von seiner besten Seite zeigte.
    Eigentlich sollte sie glücklich sein. Stattdessen war sie seit dem Intermezzo mit Luca während der spontanen Jamsession der Band total nervös. An jenem Abend war er ihr gefährlich nahegekommen, dem Geheimnis auf der Spur, was sie tagtäglich antrieb. Er durfte die Wahrheit nicht erfahren. Schon gar nicht, wenn er nach der Tournee wieder in sein altes Leben zurückkehrte.
    Sie mochte viele Fehler haben, doch sie war keine Masochistin. Luca konnte flirten, wie er wollte. Damit konnte sie umgehen. Womit sie nicht umgehen konnte, war der aufmerksame, vielschichtige Mann, der mehr sah, als ihr lieb war.
    Mit finsterem Blick betrat sie das Museum – froh, dass sie den Musikern den Nachmittag freigegeben hatte – und steuerte zielstrebig auf Sun Loong, den weltweit größten kaiserlichen Drachen zu. Sie riesiger Kopf, bedeckt mit Schuppen, Spiegeln und Perlen, glitzerte im gedämpften Licht, und Charli reckte den Hals nach dem hundert Meter langen Körper, der sich die Treppen hinaufschlängelte.
    Als Kind hatte sie Drachen geliebt, hatte sich in den fantastischen Geschichten von Prinzen, Prinzessinnen und Feuer speienden Drachen verloren, um ihrem kummervollen Dasein zu entrinnen.
    Obwohl Hector nicht ganz der stattliche Prinz war, den sie sich als ihren Retter erträumt hatte, war er in ihren Augen in jeder Hinsicht ein Prinz. Er hatte sie gerettet. Ohne ihn wäre sie nicht hier, und mit diesem ernüchternden Gedanken begann sie, Informationen zu sammeln und sich Notizen zu machen.
    „Immer fleißig?“
    Vor Schreck ließ sie ihren Stift fallen, als sie sich zu Luca umdrehte. „Bist du schon fertig?“
    Er verschränkte die Arme, ein jungenhaftes Lächeln auf den Lippen – Lippen, die sie nur zu gut in Erinnerung hatte.
    „Das klingt aber nicht, als würdest du dich freuen, mich zu sehen“, befand er.
    Irritiert hob sie den Stift auf und steckte ihn hinters Ohr, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. „Haben sich die Gärten gelohnt?“
    „Ja, dort draußen ist es geradezu paradiesisch. Du musst sie dir auf jeden Fall noch ansehen, bevor wir wieder gehen.“
    „Na gut, dann beeile ich mich lieber.“
    „Kann ich dir helfen?“
    Ja, konnte er. Indem er sie in Ruhe ließ, damit sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren konnte, ohne sich von seinem frischen Aftershave, seinen hypnotischen blauen Augen und seinem verführerischen Lächeln ablenken zu lassen.
    Doch zu ihrer eigenen Verwunderung hörte sie sich sagen: „Das wäre nett.“
    Er rieb die Handflächen aneinander. „Na, dann los. Wo soll ich anfangen?“
    Ihr Blick wanderte zu seinen Händen, den breiten Handflächen, den langen Fingern, den gepflegten Nägeln, während ihr Magen sich im freien Fall zu befinden schien.
    „Ich erstelle eine Liste der Drachen und mache Notizen für eine Art Schnitzeljagd für Tiger. Storm und er haben morgen Vormittag nur eine Stunde Zeit, und ich möchte, dass es sich für sie lohnt. Vielleicht könntest du die Informationen vorlesen, und ich schreibe mit?“
    „Klar.“
    Leider entpuppte sich dieser Zeitvertreib als nicht so unverfänglich wie erhofft. Während sie sich zwischen den Ausstellungsstücken bewegten, folgte Luca ihr auf Schritt und Tritt, stand so nah neben ihr, dass ihre Finger zitterten, während sie sich Notizen machte.
    „Wow, hör dir das an“, sagte er, viel zu dicht an ihrem Ohr. „Sun Loong ist mit viereinhalbtausend Schuppen, neunzigtausend Spiegeln und dreißigtausend Perlen bedeckt. Sein Kopf wiegt neunundzwanzig Kilo. Und er wurde von irgendeinem Hundertjährigen gesegnet und zum Leben erweckt, indem er seine Augen mit Hühnerblut besprenkelt

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