Keiner kuesst so heiß wie du
schwer.“
„Wirst du ihn öffnen?“
RJ zögerte und wog den Umschlag in der Hand. In der Küche piepste die Herduhr.
4. KAPITEL
„Ich werde mal nach dem Essen sehen.“ Erleichtert nutzte Brooke die Gelegenheit, damit er in Ruhe seinen Gedanken nachgehen konnte, und verschwand in der Küche. Nachdem sie gegangen war, starrte RJ auf den Umschlag in seinen Händen. Die saubere und gestochene Handschrift war unverkennbar die seines Vaters. Vorsichtig schob er einen Finger unter die Lasche und öffnete den Umschlag.
Dann ließ er den Inhalt auf die Schreibtischplatte gleiten. Das meiste waren Papiere, aber auch Manschettenknöpfe, ein Ring und einige alte Fotos befanden sich darunter.
„Das Essen ist fertig, ich muss nur noch den Salat anrichten“, hörte er Brooke aus der Küche rufen.
„Großartig.“ Was hatten all diese Dinge zu bedeuten? Er nahm den schmalen goldenen Ring und betrachtete ihn. Als er ihn genauer ansah, kam ihm der Gedanke, dass das Schmuckstück vielleicht aus der Armeezeit seines Vaters stammte. Der Ring war alt und getragen und hatte einige Kratzspuren. Doch RJ konnte sich nicht erinnern, ihn jemals am Finger seines Vaters gesehen zu haben. Wahrscheinlich war es ein Relikt aus den Zeiten, in denen Angela die einzige Frau gewesen war, die er geliebt hatte.
„Fertig.“ Brookes Stimme brachte ihn wieder zurück in die Gegenwart.
In der Küche wartete eine wunderbare Frau auf RJ, da konnten die schmerzhaften Erinnerungen ruhig noch ein Weilchen warten. Er packte alles wieder in den Umschlag zurück und legte diesen wieder in die Schublade. „Ich komme.“
Brooke sah unglaublich schön aus, wie sie dort im Abendlicht stand. Beim Anblick ihres verheißungsvollen Körpers musste er daran denken, dass ein vielversprechender Abend vor ihnen lag. Und der Gedanke daran war sehr viel angenehmer als der an ein paar vergilbte Dokumente in einer Schreibtischschublade.
„Sieht köstlich aus.“ Er schaute ihr tief in die Augen.
Ein unwiderstehliches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Das ist es auch ganz bestimmt. Wo möchtest du essen?“
„Auf der Veranda steht ein Tisch.“ Er verteilte die Rippchen auf zwei Teller, während Brooke sich um den Salat und die Nudeln kümmerte. Aus einer Schublade holte RJ Besteck, mit der anderen Hand nahm er die beiden Weingläser, und Brooke folgte ihm mit den beiden Tellern auf die Veranda. Die Strahlen der Abendsonne fielen auf das blank polierte Holz des Tisches und der Stühle und überzogen sie mit einem warmen Goldton. RJ stellte die beiden Gläser ab und zündete eine große Petroleumlampe an.
„Das ist wirklich wie im Paradies.“ Brooke konnte sich einfach nicht sattsehen an der Natur, die sie umgab.
„Dad hat immer gesagt, die Berge und Wälder rücken einem den Kopf zurecht. Die Probleme, die man hat, werden allmählich genauso klein wie das Ego.“
Brooke lachte. „Das kann ich mir von deinem Vater gar nicht vorstellen.“
„Wenn er in der richtigen Stimmung war, konnte er ziemlich bescheiden und weise sein.“ RJ entging nicht, wie viel Eindruck er bei Brooke mit der neuen Seite machte, von der sie ihn hier kennenlernte. Normalerweise kümmerte es ihn nicht, was andere Menschen über ihn dachten. Doch in diesem Moment war er froh darüber, Brooke zeigen zu können, dass er kein abgebrühter Playboy war. „Und jetzt, wo wir wissen, wie kompliziert Dads Leben war, ist es noch einleuchtender.“
Hier draußen in der Natur erfasste ihn eine Gelassenheit, die den Schmerz der zurückliegenden Ereignisse linderte. Ihm gelang es, ruhig und gefasst über seinen Vater zu reden. Und Brookes Anwesenheit tat ihm gut. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass sie jemals wütend werden konnte. Im Büro war sie diejenige, die alle Wogen glättete, sozusagen die Stimme der Vernunft. „Habe ich mich jemals bei dir dafür bedankt, dass du die Notbremse gezogen und mich wieder zur Besinnung gebracht hast?“
„Als ich dich genötigt habe, in dein Büro zu gehen und dich zu betrinken?“ Ihre wunderschönen grünen Augen funkelten.
„Ja, genau diesen Tag meine ich. Das war eine kluge und verantwortungsvolle Entscheidung.“
„In diesem Fall würde ich sagen, eher ein Akt der Verzweiflung. Trotzdem möchte ich eines Tages in einer verantwortungsvollen und leitenden Position arbeiten.“
„Da wärst du auch gut aufgehoben. Du hast ein hervorragendes Gespür für Menschen.“ RJ nahm einen Schluck Wein. Wahrscheinlich war es eine
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