Keiner kuesst so heiß wie du
schrecklichen Albtraum. Und die Versuchung, in die weichen Arme eines netten Menschen zu fallen, ist groß.“ Er klopfte RJ auf die Schulter. „Sag mir, wenn du Neuigkeiten von der Polizei hörst, okay?“
„Mach ich.“
Brooke entfernte sich blitzschnell von der Tür und setzte sich klopfenden Herzens hinter ihren Schreibtisch, als Matthew aus RJs Büro trat.
Er lächelte sie freundlich an, während sie etwas zum Abschied stammelte. Vermutlich waren ihre Wangen feuerrot. Sie hatte einfach nicht widerstehen können, an der Tür zu lauschen, während RJ mit Matthew gesprochen hatte – das war sehr unprofessionell, doch die Versuchung war einfach zu groß gewesen.
Als sie gehört hatte, wie begeistert RJ über sie gesprochen hatte, war ihr das Herz übergegangen. Allerdings war Matthews Bemerkung darüber, dass sein Bruder nur Trost in den Armen einer Frau suche, wie ein Schlag in den Magen gewesen. Denn ganz falsch lag er damit nicht. Keiner von ihnen konnte wissen, wohin das Ganze führte, und es konnte durchaus böse enden.
Nun stand die Tür wieder weit offen, und Brooke bekam mit, wie RJ sich über den Schreibtisch beugte, um ein paar Papiere zu sortieren. Er sah auf. „Wirst du mich wegen sexueller Belästigung drankriegen?“
„Niemals“, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen. Wusste er, dass sie gelauscht hatte?
„Theoretisch könntest du das tun.“
Sie ging in sein Büro und schloss leise die Tür hinter sich. „Was zwischen uns passiert ist, ist absolut freiwillig passiert.“ Sie bemühte sich, sachlich zu klingen, doch ihr Herz raste. „Und ich bereue es kein bisschen.“
Obwohl ich das eines Tages bestimmt tun werde, schoss es ihr durch den Kopf.
RJ erhob sich und ging um den Schreibtisch herum zu ihr. In seinem dunklen Anzug wirkte er sehr elegant und Respekt einflößend. Ganz anders als am Wochenende, doch mindestens genauso anziehend. Er legte ihr die Hände an die Taille und zog Brooke an sich, um sie zu küssen. Sie empfand eine große Freude und fuhr ihm mit den Händen unter das Jackett, um ihm den Rücken zu streicheln.
„Das ist so gut“, hauchte er an ihrem Nacken.
„Irgendwie fühlt es sich ungezogen an.“
„Es ist ungezogen.“ Sanft drückte er ihren Po. „Ich kann mir sogar vorstellen, noch viel unerzogenere Dinge mit dir anzustellen.“
„Musst du jetzt gleich nicht zu einem Meeting?“
„Ich bin hier der Vizepräsident. Ich kann es absagen.“ Beim Anblick seines todernsten Gesichts musste sie lachen. „Aber es ist vielleicht ein neuer Kunde.“ Mit dem Finger fuhr sie langsam die Knopfleiste seines Hemdes entlang. „Ein riesiger Fabrikationsbetrieb mit Zweigstellen in China.“
„Du machst es mir wirklich nicht einfach.“
„Als deine persönliche Assistentin muss ich darauf bestehen, dass du deine Termine einhältst.“
„Ich gehe nur, wenn du mitkommst.“ Seine Augen funkelten amüsiert. Sie hätte ihn so oder so begleitet.
„Wie soll ich da Nein sagen?“ Es prickelte auf ihren Lippen, als er ein letztes Mal mit dem Mund darüberstrich. Dann riss sie sich zusammen, öffnete die Tür und ging zum Schreibtisch, um den Laptop zu holen.
Während des Meetings saß Brooke wie gewohnt neben RJ, da sie ihm ab und zu ein paar Daten auf dem Laptop zeigen oder Dokumente reichen musste. Ihnen gegenüber präsentierte eine schlanke Blondine mit großem Mund die Xingha Corporation, einen Hersteller von Kinderspielzeug, der mit großen US-Supermärkten zusammenarbeitete. Drei chinesische Geschäftsmänner saßen ebenfalls am Tisch. Da sie kaum Englisch verstanden, sprach das blonde Gift mit ihnen chinesisch.
„Oh, RJ, du musst unbedingt bald wieder nach Beijing kommen. Du wirst die Modernisierungsarbeiten in deinem Lieblingshotel lieben. Jedes Zimmer hat jetzt eine riesige Badewanne.“ Ihre dunklen Augen bildeten einen starken Kontrast zu dem blonden Haar und gaben ihr ein dramatisches Aussehen, von dem Brooke schlichtweg genervt war. Sie fragte sich beklommen, wie eng das Verhältnis zwischen RJ und Ms Claudia Daring war.
„Irgendwann sehr gerne, aber im Moment haben wir hier schon genug zu tun.“
„Das habe ich bereits gehört.“ Sie beugte sich nach vorn und ergriff seine Hände. „Das ist wirklich schrecklich. Wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann …“
Brooke hätte am liebsten die Augen verdreht. Vermutlich hatte RJ mit dieser Frau eine Affäre gehabt.
Sie versuchte, ihn unauffällig von der Seite zu beobachten.
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