Keiner kuesst so heiß wie du
die Augen zusammen. „Du verdächtigst sie, oder?“
„Nein, ich versuche, deine Fragen zu beantworten.“ Brooke reckte das Kinn. Sie hatte doch bloß alles richtig machen wollen.
„Sie sagte, sie und Dad hätten sich gestritten, am Abend zuvor. Er ist dann offenbar schlecht gelaunt ins Büro gefahren und hat ihr mitgeteilt, dass es später werden würde. Um ihn zu besänftigen, ist sie schließlich mit seinem Lieblingsgericht zu ihm gefahren.“ RJ verschränkte die Arme vor der Brust. „Klingt nicht gerade seltsam.“
Brooke entgegnete nichts. Ihr war klar, warum die Polizei Elizabeth verdächtigte, vor allem vor dem Hintergrund von Reginalds Doppelleben, das nach seinem Tod ans Licht gekommen war. Doch das alles hatte sie nicht gewusst, als sie mit der Polizei gesprochen hatte.
Das Licht der Wohnzimmerlampe betonte RJs markante Gesichtskonturen. Warum musste er auch so unverschämt gut aussehen? Ihr Leben wäre sehr viel einfacher, wenn ihr Boss mittleren Alters wäre, mit Glatze und Bauchansatz. Selbst in diesem Moment, in dem er verspannt wirkte und seine blauen Augen matter waren, sah er immer noch hervorragend aus.
Ihr Herz zog sich zusammen. „Ich wünschte, mir wäre etwas aufgefallen. Ich bin diesen Tag unzählige Male in meinem Kopf durchgegangen, doch es war nur ein ganz normaler Arbeitstag. Bis wir erfahren haben, was passiert ist.“
„Mein Vater wurde nur einige Minuten, nachdem du gegangen warst, umgebracht. Der Mörder muss also noch im Gebäude gewesen sein.“
„Was sagt denn deine Mutter dazu? Hat sie jemanden gesehen?“
„Nein. Sie sagte, dass die Tür zu Dads Büro geschlossen war, also hat sie angeklopft. Da er sie nicht hereingebeten hat, ist sie einfach hineingegangen. Er saß an seinem Tisch und hat ihr gesagt, sie solle sofort wieder gehen.“
„Was?“ Brooke hatte Reginald niemals so rüde mit einem Menschen sprechen gehört.
„Genau. Nett, oder? Sie war total schockiert. Als sie ihm sagte, dass sie ihm Essen gebracht habe, hat er sie unfreundlich abgewiesen und nach Hause geschickt.“
„Das ist ja schrecklich.“
„Und es ist ihre letzte Erinnerung an meinen Dad. Und jetzt sitzt sie im Gefängnis, weil sie ihn umgebracht haben soll. Und das, weil du es verpasst hast, mir zu sagen, dass du an diesem Abend mit ihr im Aufzug gewesen bist.“
Sie senkte den Blick. „Es tut mir so leid, RJ.“
„Wir sollten etwas Abstand voneinander nehmen. Ich möchte dich bitten, ab sofort in Urlaub zu gehen.“ Sie blickte auf und sah, dass er die Stirn runzelte. „Ich werde dir auch das Doppelte zahlen, wenn du zu Hause bleibst, bis sich hier alles geklärt hat.“
Brookes Knie begannen zu zittern. Hieß das, sie war gefeuert? Dass ihre Beziehung mit RJ ein jähes Ende genommen hatte, hatte sie ja schon begriffen.
„In der Zwischenzeit kann Tasha deine Arbeit übernehmen.“
Sie hatte das Gefühl, einen Schlag ins Gesicht bekommen zu haben. Der verbitterte Anblick von RJ machte es nur noch schlimmer. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt, um ihn zu berühren und ihm zu versichern, dass sie seine Mom nicht hatte leiden lassen wollen. Aber er wollte, dass sie verschwand.
„Ich hole meinen Laptop. Tasha wird ihn brauchen.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Brooke tat alles, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie ging zu ihrer Arbeitsmappe, die neben dem Küchentisch stand, und nahm den Laptop heraus. Mit zitternden Händen gab sie ihn RJ, und dabei streiften ihre Finger seinen Daumen. Das Gefühl, das sie dabei verspürte, war kaum auszuhalten.
Die letzte Nacht hatte sie mit ihm in seinem Bett verbracht. Diese Nacht würde sie ganz allein sein.
„Das doppelte Gehalt wird direkt auf dein Konto überwiesen. Bis auf Weiteres wirst du nicht mehr ins Büro kommen.“ Er vermied es, sie anzusehen und zögerte, als er den Türknopf ergriff. „Aber solltest du eine … unerwartete Nachricht erhalten …“
Prompt musste sie an seine Reaktion denken, als ihm klar geworden war, ein Kondom vergessen zu haben.
„Ich rufe dich an, falls ich Neuigkeiten habe.“ Ihre Stimme klang schwach.
RJ drehte sich noch einmal zu ihr um. Seine Augen waren trübe, seine Gesichtszüge hart. Dann öffnete er die Tür, trat nach draußen und schloss sie behutsam hinter sich.
Schluchzend brach Brooke auf dem Sofa zusammen und weinte. Dies hier überstieg ihre schlimmsten Befürchtungen. Er hatte geradezu angeordnet, dass sie sich von ihm fernhielt. Er bezahlte ihr sogar ein
Weitere Kostenlose Bücher