Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
von der Straße. Daniel wartete, bis sie fertig war, bevor er ihr die Tasche mit einem raschen Griff entwendete.
    Das provozierte sie doch endlich zu einer Reaktion. „Was glaubst du eigentlich ...“
    „Mund halten, Hunt“, murmelte er und wühlte in dem ledernen Behältnis. Stirnrunzelnd betrachtete er die Tabletten und sah auf. „Reines Koffein? Und was haben wir hier? Migränepillen? Nun ja, verständlich. Wenn auch nicht gleich einen Herzinfarkt – der lässt eine Weile auf sich warten. Aber ohne das Migränezeug überstehst du mit dem Cocktail keinen Tag.“
    „Gib mir meine Tasche zurück.“ Klar und deutlich.
    „Sicher.“ Damit trat Daniel an einen Müllbehälter, in dem er die Tabletten und ihr Hauptnahrungsmittel entsorgte. Nur die Anti-Baby-Pillen blieben verschont. Als er ein wenig wühlte, fand er sogar noch eine siebte Packung von den Pfefferminzdragees. Auch diese nahm den Weg in den Abfall.
    Dann sah er auf und sein Blick fiel auf die beiden Rausschmeißer, die mit verschränkten Armen vor der Tür des Clubs standen und das Schauspiel beobachteten. Die beiden grinsten, demnach hielten sie die Vorstellung für einen Ehestreit. Einige Passanten waren gleichfalls zugegen, größtenteils zukünftige Besucher des Clubs – auch sie fanden echt witzig, was sie sahen.
    Trotzdem suchte ihn zunehmende Ratlosigkeit heim. Hier lassen konnte er Tina nicht, freiwillig begleiten würde sie ihn jedoch auch nicht. Ihren dämlichen Vortrag hatte er zwar weitestgehend ignoriert, soweit er sich jedoch erinnerte, lautete die Zusammenfassung, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte. Entführung stand seines Wissens unter Strafe, was allerdings nicht einmal sein derzeit größtes Problem darstellte.
    Dies verkörperten die zwei riesigen Türsteher. Was, wenn Tina hysterisch um sich schlug? Wenn sie Hilfe brüllte oder Ähnliches?
    Okay, momentan glich sie eher einer Statue, keine Emotion erreichte ihr Gesicht. Doch es signalisierte auch unendliche Müdigkeit. Bei ihrem Make-up zeigten sich auch erste Ermüdungserscheinungen, es offenbarte dunkle Ränder unter den toten Augen. Die Hände an ihren Seiten bebten leicht. Möglicherweise fiel es ihr nicht auf, aber Daniel sah es sofort.
    Totale Erschöpfung, er hatte zu lange gewartet.
    Aber bestand denn überhaupt die Gefahr, dass sie hysterisch wurde? Also dafür, dass er soeben ihre Tasche gefilzt und die Hälfte des Inhaltes eigenmächtig vernichtet hatte, blieb sie sogar überraschend gelassen. Zum ersten Mal kalkulierte Daniel mit dieser neuen, fremden Tina. Soweit er das einschätzen konnte, stellte Ausrasten für die eine Todsünde dar.
    Beiläufig schob er eine Hand in seine Hosentasche. Was jetzt? Alles auf eine Karte?
    „Gib mir die Tasche zurück“, forderte sie verhalten und beherrscht. „Das ist Diebstahl. Ich vermute, die beiden netten Herren dort werden mir bestimmt behilflich sein, wenn ich sie darum bitte.“
    „Mit Sicherheit“, nickte er. „... wenn du ihnen dafür einen deiner legendären Ficks versprichst.“
    „Richtig.“ Total emotionslos. „Jeder wird von mir gleichbehandelt. Ob hässlich, dumm oder auch der größte Arsch des Planeten. Die beiden bekommen es sogar gemeinsam, ist eine meiner leichtesten Übungen.“
    „Yeah ...“ Auch sein Lächeln führte bei ihr zu keiner nennenswerten Reaktion. „Danke übrigens. Es war wirklich ganz nett .“ Er nickte knapp. „Ich bin Arzt, wie du weißt. Dein Verhalten insgesamt lässt vermuten, dass du momentan eine Gefahr für dich selbst darstellst. Es ist meine Pflicht, einzugreifen, bevor du ernsthaften Schaden nimmst.“
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem halbwegs spöttischen Lächeln. „Ach was, Entmündigung auf offener Straße?“
    „Nein, so etwas kann ich nicht vornehmen. Es gibt zwei Alternativen: Entweder, du begleitest mich oder ich informiere umgehend die zuständigen Behörden. Die nehmen dich auf jeden Fall erst einmal mit, und dann folgen eine vorsorgliche Einweisung und eine lange Untersuchung.“ Während er sprach, nahm Daniel das Handy aus seiner anderen Hosentasche und musterte sie abwartend.
    „Oh, übst du dich in Erpressung?“ Ihr Lächeln wurde sogar noch zynischer – und kälter.
    „Ich kann dich in diesem Zustand nicht dir selbst überlassen“, beharrte er leise. „Jonathan versprach deinem Vater ...“
    Zum ersten Mal seit ihrem Wiedersehen, zeigte sie Emotionen. Und zwar Beachtliche. „Wage es ja nicht, über meinen Vater zu sprechen, du mieses

Weitere Kostenlose Bücher