Keiner wie er (German Edition)
Schwein!“ Ihre Fäuste waren geballt.
Daniel runzelte die Stirn. „Wa...?“
Aber sie hatte sich bereits gefangen. „Gib mir die Tasche und dann gehe ich.“
„Ich wiederhole mich ungern, aber das ist leider unmöglich.“
„Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass du mit dem Scheiß durchkommst, oder?“
Gott, sie kam, wenn auch langsam. Ohne den Blick von ihr zu nehmen, schüttelte er langsam den Kopf. „Kein Scheiß, nur das Ergebnis von drei Tagen Beobachtung. Du bist stark unterernährt, lieferst dich den Männern als Freiwild, Harakiri, Tina?“ Ihre Augen verengten sich um einen Bruchteil. „Und du schluckst einen Tablettencocktail, der dich umbringen wird“, nickte er. „Zusammen mit der nicht existenten Ernährung ist das dein Todesurteil. Ich verkneife mir ein Längerfristig, denn es trifft nicht zu.“ Sein Blick streifte ihren Körper. „Wie viel wiegst du? Fünfzig Kilo? Fünfundvierzig?“
„Das geht dich einen Scheißdreck an!“
Yeah! „Ich bin Arzt, ich muss eingreifen. Das gebietet mir die Ethik.“
„Aus deinem Mund das Wort Ethik zu hören, ist, als würde ein Messie über Ordnung referieren.“
„Du kennst mich nicht, warum maßt du dir ein Urteil über mich an?“, erkundigte er sich höflich.
Diesmal geriet das halbe Lächeln bitter. „Erfahrungswerte.“
„Zwischen damals und heute liegen zehn Jahre“, erinnerte er leise.
„Die einen verändern sich, die anderen bleiben, wer sie waren.“ Sie hob die Schultern.
„Niemand bleibt vom Leben unberührt“, widersprach er. „Manchmal wird ein Mensch sogar bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.“
„Du sprichst offensichtlich von dir, ich fühlte mich nämlich nie wohler in meiner Haut.“
„Ich bezog mich nicht auf dein Äußeres.“
„So?“, erwiderte sie mit erhobener Augenbraue. „Willst du mir tatsächlich verkaufen, dich tangiert nicht nur neuerdings, was in deinen Mitmenschen vorgeht, sondern, dass du dein Wissen darüber hinaus per Fernsondierung ausmachen kannst? Ich bitte dich!“
So kamen sie nicht weiter. Außerdem standen sie unweit der beiden Gorillas. Auch wenn Daniel bestimmt nicht der Schwächste war, gegen die Hünen rechnete er sich keine großen Chancen aus. Seine Miene wurde strikt. „Diskussion überflüssig. Entscheide dich!“
„Was, wenn ich auf beide Alternativen dankend verzichte?“
„Eine Dritte existiert für dich momentan nicht.“
„Und du meinst ehrlich, dass ich dir den Müll abkaufe?“
„Stell mich auf die Probe!“
Lange und verdammt ausgiebig betrachtete sie ihn. Und dann geschah das, was Daniel zeigte, dass er nicht bluffte, um sie endlich hier fortzuschaffen, irgendwie hinzubiegen und bei sich zu haben. Diese Frau hatte tatsächlich einen echten Riss!
Mit einem Mal war Tina ihm sehr nah und reckte sich zu ihm empor. „Vergessen wir den Mist und gehen auf mein Zimmer. Du wirst es nicht bereuen“, wisperte sie an seinen Lippen.
„Bestimmt nicht. Aber du.“ Flüchtig küsste er sie und gab dann die Nummer der Auskunft ein. „Dr. Daniel Grant. Verbinden Sie mich bitte mit der Sozialbehör...“
Hastig zerrte sie seinen Arm herunter. „Du verstehst das nicht!“, zischte sie panisch. „Ich habe Verpflichtungen. Ich muss ...“
„Dein Auftrag hier ist beendet.“
„Woher ...“ In plötzlichem Begreifen stöhnte sie auf. „Wenn du das weißt, dann auch, dass ich morgen Abend ...“
„Sag es ab!“
„Aber das kann ich nicht!“
„Die Welt geht deshalb nicht unter.“ Interessant, wie gleichmütig er klingen konnte, obwohl es selten angespanntere Situationen in seinem Leben gegeben hatte. Jedenfalls im westlichen Teil dieser Welt. „Entweder, du begleitest mich und verzichtest auf ein paar deiner tollen Aufträge, oder ...“
„Du bist ein mieser Hund!“
Als er ihr eine Antwort schuldig blieb, betrachtete sie ihn mit jenem kalten Blick, der noch immer eisige Schauder über seinen Rücken jagte. Dann zog sie ein winziges Handy aus ihrer Hosentasche, tippte ein paar Mal auf das Display und begann plötzlich zu sprechen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Heute ist der 25. März, mein Name ist Christina Laura Hunt. Meine Sozialversicherungsnummer lautet 798 1111 555 48. Ich gebe zu Protokoll, dass Mr. Daniel Victor Grant, geboren am 25.06.19** in Ithaka/New York mich unter Androhung von Zwangsmaßnahmen nötigt, ihn zu begleiten. Ich gehe darauf ein, weil mir keine Wahl bleibt. Ende der Mail. Als Anhang zu Folgender versenden: Bitte an die
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