Keiner wie er (German Edition)
Cops weiterleiten, sollte ich mich bis zum 31.03. nicht gemeldet haben. Christina Hunt.“ Damit verschwand das Telefon wieder in ihrer Hosentasche und sie musterte ihn ausdruckslos.
„Nach dir“, nickte Daniel. „Dort hinten steht mein Wagen.“
Wortlos machte sie kehrt und ging mit hoch erhobenem Kopf davon.
Und Daniel betete zum Himmel, das Richtige zu tun. Seine Hand umschloss das kleine runde Plastikgebilde in der Hosentasche.
Es war neongrün.
9.
Tina sagte kein Wort und hielt den Blick starr aus dem Seitenfenster gerichtet.
Vorrangig beschäftigte Daniel die Frage, was bitte er nun überhaupt tun wollte! Die Geschichte lief bisher überraschend unkompliziert. Nie hätte er gedacht, sie so einfach zum Mitkommen bewegen zu können, nur, um jetzt einsehen zu müssen, dass überhaupt nichts gewonnen war. Sein Glücksgefühl, als er diesen verdammten Flaschenverschluss sah, gehörte längst der Vergangenheit an. Genau genommen handelte es sich nur um ein billiges Stück Plastik, das von jeder x-beliebigen Flasche stammen konnte. Nun musste sie ja nur noch aus dem Reich der Fast-Toten zu den Lebenden zurückgeführt werden, und wenn es ging, direkt zu ihm.
Interpretierte er jedoch die feindliche Stille zwischen ihnen richtig, verspürte Tina momentan so gar keinen Wunsch, sich freiwillig von ihm irgendwohin führen zu lassen.
Nach flüchtiger Überlegung ließ er das Hotel links liegen und lenkte den Wagen sofort auf den Freeway.
Es dauerte eine Weile, aber dann wachte Tina tatsächlich auf. „Was soll das?“
Noch etwas verbissener ignorierte er sie – was natürlich dem größten Bullshit entsprach. Inzwischen saß sie kerzengerade. „Fahre sofort in das Hotel! Meine Sachen ...“
Einhändig tippte er eine Kurzwahl in sein Handy. „Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug?“
Tom schien kein Problem mit seinem späten Anruf zu haben. „Immer!“
„Fein! Fahr nach Houston. Ich spreche von der hübschen Stadt in Texas. Dort gehst du ins Intercontinental zu Ben, dem Conférencier, das ist ein guter Kumpel von mir. Du checkst zwei Zimmer aus. Eines läuft auf meinen, das andere auf den Namen Christina Laura Hunt. Die Sachen bringst du ...“ Zum ersten Mal geriet Daniel ins Schwanken. „Das sage ich dir später. Und am besten setzt du dich augenblicklich in Bewegung. Verstanden?“
Am anderen Ende herrschte beängstigende Stille. Erst nach geraumer Zeit ertönte ein verblüfftes: „Klar.“
Damit war das Gespräch beendet und anstatt zu ihr zu sehen, konzentrierte Daniel sich tunlichst auf die Straße. Immer noch auf der verzweifelten Suche nach Antworten auf einige dringende Fragen. Und es verging eine ganze Weile, bevor wieder ihre Stimme ertönte. Kühl und distanziert. „Was auch immer du planst, es hat keinen Sinn. Abgesehen davon, dass du im Kittchen endest.“
Ja, mit diesem Gedanken sollte er sich wohl auch anfreunden. Denn wenn ihm bis zum 31. nicht gelang, sie in einen Menschen zu verwandeln, würde er nach relativ kurzer Verhandlung im Knast einziehen.
Fein!
Blicklos starrte er in die dunkle Nacht und trat das Gaspedal durch, ohne zu wissen, wohin es eigentlich ging.
* * *
Für keine Minute schlief Tina.
Aufrecht saß sie neben ihm, die Hände lagen scheinbar ruhig auf ihrer Tasche und sie zeigte nicht die geringste Gemütsbewegung. Da Daniel nicht damit umgehen konnte, verdrängte er in den kommenden zwei Stunden ihre Gegenwart. Womit ihm ausgiebig Zeit blieb, über ihr Ziel nachzudenken.
Sein Appartement konnte er als möglichen Zufluchtsort ausklammern. Es lag in einem der vielen New Yorker Mietshäuser. Dort würde sie schnell einen Weg finden, sich seinem Einfluss zu entziehen.
Seine Eltern kamen nicht infrage. Sobald Jonathan erkannte, dass Tina so gar keine Lust verspürte, bei Daniel zu bleiben, würde er seinem Sohn ins Gewissen reden. Verständlich, aber leider wusste sein Vater nicht, mit wem Daniel hier dealte.
Tina, nur ziemlich durchgeknallt, stellte bereits damals eine Herausforderung dar. Die heutige Christina war nicht nur das, sondern befand sich zu allem Überfluss derzeit auf einem Selbstzerstörungstrip. Allein lassen durfte er sie nicht, egal, was die Gesetze im Allgemeinen vorschrieben. Niemand hatte bei deren Verfassen einen solchen Fall berücksichtigt.
Okay, die kannten auch Tina nicht.
Tom und Fran? Die besaßen zwar ein eigenes Haus, doch da rannte die kleine Clara herum, ihre Tochter.
Carmen und Chris? Die bewohnten wie er ein
Weitere Kostenlose Bücher