Keiner wie er (German Edition)
Appartement.
Wer blieb? Daniel kannte jede Menge Leute, unter denen sich auch der eine oder andere Freund befand. Jedoch war niemand darunter, den er in dieser Angelegenheit ins Vertrauen ziehen wollte. Er benötigte ein abgeschiedenes Haus, fern von der Zivilisation. Und so etwas besaß er nun einmal nicht.
Nach einer Weile angestrengter Grübelei, hob sich sein Kopf. Nein!, er nicht, aber ...
Schon hielt er sein Handy erneut in der Hand.
„Professor, entschuldigen Sie die späte Störung. Was genau macht eigentlich Ihr Haus am Cayuta Lake ...?“
Miller sagte erstaunlich schnell zu, wenn man bedachte, dass Daniel sich ausnehmend bedeckt hielt und ihn im gleichen Atemzug nötigte, für ein paar Tage in der Klinik einzuspringen. Jedes lästige Nachhaken blieb aus und das veranlasste ihn zu der leicht bekümmerten Frage, was während seiner Abwesenheit vor sich gegangen sei.
Aber eigentlich plagten ihn derzeit ganz andere Sorgen. Als er das Navigationsgerät endlich mit einer Adresse füttern konnte, stellte er fest, dass sein Glück wie üblich in grenzenloser Güte fungierte. Sie würden nämlich nur noch ungefähr einen Tag unterwegs sein.
Verdammter Mist!
Die einzige Alternative wäre das Flugzeug gewesen. Doch nicht einmal Daniel konnte sich erfolgreich einreden, Tina würde mit ihm widerstandslos in einen Flieger steigen. An einer der zahlreichen Sicherheitskontrollen würde sie Alarm schlagen und die netten Herren ihr diesmal sogar ohne vorheriges Zusichern einer sexy Gegenleistung helfen.
Dann beging er den Fehler, zu ihr zu sehen und stöhnte gleich noch einmal.
Reglos starrte sie vor sich hin, die Hände ruhig auf der Tasche und Daniel entschied, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Schließlich lagen vierundzwanzig Stunden in diesem Wagen vor ihnen. Und so lange wollte er das Schweigen nicht ertragen müssen.
„Wir fahren zum Haus eines Freundes. Es liegt ganz lauschig ...“
Schweigen.
„Allerdings werden wir einige Zeit unterwegs sein, ich hoffe, es macht dir nichts aus?“
Keine Reaktion.
„Ich weiß, dass du einige Aufträge absagen musst“, seufzte er. „Aber vielleicht ist ein Urlaub nicht schlecht, meinst du nicht?“
Nur ihr regelmäßiges Ausatmen durchschnitt die eisige Stille.
„Wenn du Hunger hast oder wir aus anderen Gründen anhalten sollten, dann lasse es mich wissen.“ Er wollte es wenigstens gesagt haben, als versteckten Hinweis, dass Essen auch stattfinden würde. Und das andere ... nicht einmal diese seltsame Tina konnte sich gegen die Natur wehren. Eilig warf er ihr einen Blick zu.
Konnte sie doch nicht, oder?
* * *
Tina wollte brüllen, ihn anschreien, am Kragen nehmen, ohrfeigen , vierteilen, massakrieren, rädern, teeren, federn und die Fingernägel ausreißen.
Oh, ihr fielen auch noch einige andere, durchaus schmerzhafte Foltermethoden ein, die sie an ihm ausprobieren wollte. Allein für die Frechheit, ihr gefolgt zu sein.
Niemals zuvor in ihrem Leben, war sie so wütend – so außer sich - gewesen. Dabei war nicht etwa die Eigenmächtigkeit der Auslöser, mit der er über ihr Leben bestimmte. Dies gehörte zu seiner verdammten, total verhunzten Persönlichkeit und würde sich wohl nie ändern. Doch mit welcher Dreistigkeit maßte er sich an, das mit ihr zu tun? Wie wahnsinnig und gestört musste man sein? Glaubte er tatsächlich, damit ungeschoren davonzukommen?
Lächerlich!
Darüber hinaus war ihr schleierhaft, was er eigentlich von ihr wollte! Handelte es sich hierbei vielleicht um seine neueste Prof-Nummer?
Aber warum?
Viele Pläne gingen ihr durch den Kopf, alle bezogen sich auf eine sofortige Flucht. Unter Umständen wäre die sogar erfolgreich gewesen. Nicht einmal er würde es wagen, sie zu fesseln und zu knebeln. Irgendeine Entwicklung musste der Idiot ja auch genommen haben.
Am Ende entschied Tina sich schweren, brüllenden, Herzens, durchzuhalten. Die Marschrichtung stand fest. Tauchte sie bis zum 31. nicht wieder aus der Versenkung auf, ging er ins Kittchen. Und auch wenn die Vorstellung von ihm hinter ein paar eisernen Gitterstäben etwas Phantastisches besaß, nahm sie nicht an, dass er es so weit kommen ließ.
Ein für alle Mal galt es, diesen mental äußerst fragilen Mann aus ihrem Leben zu verbannen. Mit einer Flucht erreichte sie das nicht. Dieser penetrante kleine Versager würde ihr folgen, demnach musste sie ihm verständlich machen, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Bei gewöhnlichen Männern genügte ein Blick oder eben
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