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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Getränken und einem kleinen Imbiss versorgt wurde.
    Tina sah und hörte ja nichts.
    Inzwischen nahm man regen Anteil an seiner kleinen Observation. Für keine Sekunde hatte das Hotelpersonal in ihm einen echten Detektiv vermutet. Tatsächlich fiel seine Vorstellung wohl nicht sehr professionell aus. Stattdessen ging man hier von einer kitschigen Romanze aus, und drückte ihm begeistert die Daumen, dass seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein würden.
    Das war nett, erleichterte die Geschichte auch immens. Nur ging es ihm deshalb nicht sehr viel besser. Denn als der fette Typ nach über vier Stunden zurückkehrte, beantwortete dessen Strahlen alle Fragen, sofern die überhaupt noch bestanden.
    Zum ersten Mal strauchelte Daniel. Doch am Ende ging er nicht zu ihr, um ... was auch immer er dann mit ihr angestellt hätte. Mittlerweile betrachtete er dies als eine Art Kennenlernen der besonderen Art und war entschlossen, durchzuhalten.
    Egal, was noch kam.
    * * *
    Am folgenden Morgen erschien Tina zur üblichen Zeit.
    Wie immer huschte sie durch das Foyer. Aber mochte das Make-up auch perfekt sein, die müden Augen konnte sie nicht wegschminken. Und als sie die Karte abgab, zitterte ihre Hand.
    Ein wenig übernächtigt?
    Artig biss Daniel an seiner wachsenden Wut und folgte ihr langsam, wusste er doch, wohin es ging.
    An diesem Abend gab es keinen fetten Kerl. Stattdessen fuhr Tina ins Hotel, erschien kurz darauf wieder in der Lobby und ließ sich vor einem Club absetzen. Ergo entschloss auch Daniel sich für einen Besuch.
    Es handelte sich um eine große Discothek, somit konnte er folgen, ohne Gefahr zu laufen, gesehen zu werden. Schwieriger wurde es, sich die Mädchen vom Hals zu halten. Aber nachdem er drei ziemlich rüde abblitzen ließ, hatten es die anderen begriffen und ließen ihn in Ruhe.
    Von seiner dunklen Ecke aus beobachtete er sie.
    Der kühle Blick verschwand nie, die emotionslose Miene auch nicht. Doch warum Tina hier weilte, daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß sie im grellen Licht am Rand der Bar, den Cosmo vor sich und mit kerzengeradem Rücken. Vermutlich, damit jeder sah, was sie zu bieten hatte. Ungefähr dreißig Sekunden musste sie ausharren, dann fand sich der erste potenzielle Anwärter ein.
    In den kommenden Stunden wurde Daniel Zeuge des seltsamsten Auswahlverfahrens, dem er jemals beiwohnen musste. Jene Männer, die seiner Meinung nach halbwegs akzeptabel wirkten, ließ sie reihenweise wegtreten. In vorderster Front die schüchternen, was Daniel ja verstanden hätte, also theoretisch. Praktisch überlegte er, wohin er sie entführen konnte, um sie ... darüber musste er nachdenken, wenn ihm sein Zorn nicht mehr derart zusetzte. Sonst standen die Dinge zu gefährlich – für Tina.
    Die Cosmos schüttete sie wie Wasser hinunter, weshalb er zum ersten Mal neben Nymphomanie Alkoholsucht in Betracht zog. Als ein Typ auftauchte, wie es mieser unmöglich schien, lächelte sie matt. In ihren Augen machte Daniel aber etwas anderes aus, was ihn nur noch mehr an den Rand der Tobsucht trieb.
    Mutwillen!
    Um die ein Meter siebzig groß, mochte der Kerl mit dem kahlrasierten Schädel ungefähr dreißig sein. Die Muskeln wirkten viel zu auffällig ausgeprägt, das Gesicht recht feist. Der Körper schien noch bulliger, weil er die Arme immer ein wenig gespreizt hielt. Zu allem Überfluss sprach er recht gepresst, denn unter dem karierten Hemd machte sich ein deutlicher Bauchansatz bemerkbar, den er tunlichst verbergen wollte.
    Es handelte sich um die grausamste Karikatur eines Mannes, die Daniel je gesehen hatte.
    Den schickte sie irgendwann fort. Offenbar entsprach er nicht ganz ihren Auswahlkriterien, wie auch immer die sich gestalteten. Der Typ ging sogar, wie Daniel begeistert beobachtete. Gleichzeitig fragte er sich, was sie wohl andernfalls getan hätte.
    Wollte sie erreichen, dass jemand sich nicht abwimmeln ließ?
    Beinahe schien es so. Denn Tina verteilte weiterhin Körbe und vernichtete dabei ihren Cosmo. Die Miene zeigte keine Regung. Nur manchmal, wenn ein besonders ekelhaftes Exemplar auftauchte, erschien wieder dieser seltsame Ausdruck in ihrem Blick.
    Wie in jener Nacht. Sie wollte sich schaden, tat das mit Berechnung. Einen Grund dahinter konnte er nicht ausmachen, aber das wirkte wie ...
    Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich, während er die simpelste mathematische Aufgabe aller Zeiten löste. Man musste nur eins und eins

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