Keiner wie er (German Edition)
künstliche Rothaarige bediente sie.
Abschätzend musterte Daniel das dürre Ding auf der anderen Seite des Tisches. „Was willst du essen?“
Da sie aus dem Fenster blickte, benötigte es geraume Zeit, bevor sie sich dazu herabließ, ihn anzusehen. Ein spöttischer Zug lag um ihren Mund. Oh Mann! „Wir nehmen zweimal das ...“ Eilig blickte er zur Menütafel neben dem Tresen. „... Jumbofrühstück. Beim Zweiten anstatt Kaffee, Orangensaft, bitte!“
Die Rothaarige warf dem dürren Ding einen besorgten Blick zu und ging. Das zeigte die erste eigenverantwortliche Regung, seitdem sie aus dem Wagen gestiegen waren. Plötzlich hielt Tina nämlich ihr Handy am Ohr. „Christina Hunt. Sagen Sie meine Termine in dieser Woche ab ... Nein, keine Begründung. Die Anweisungen in meiner vorangegangenen Mail bleiben hiervon unangetastet. Danke.“ Damit schob sie das Winzhandy zurück in die Tasche und erstarrte abermals.
Hmmm ... Ein Teilerfolg, eventuell.
Kurz darauf wurde das Frühstück serviert. Es handelte sich um eines dieser unschlagbaren Country-Breakfasts, von dem sogar ein Straßenarbeiter satt wurde. Daniel fühlte sich momentan wie einer, deshalb machte er sich augenblicklich an die Vernichtung.
Nach einer Weile sah er auf. „Iss, Tina!“
In Zeitlupe hob sich eine Augenbraue. „Nein.“
Das konnte ja heiter werden! Unvermittelt lehnte er sich über den Tisch. „Man kann nicht von Pfefferminzbonbons überleben. Iss jetzt!“
Wie auf Bestellung kehrte das spöttische Lächeln zurück. „Auf diesem Tablett befindet sich nichts, was ich freiwillig zu mir nehme. Es ist zu fett, ungesund, verursacht Magenbeschwerden und ist daher ungenießbar.“ Damit blickte sie wieder aus dem Fenster.
„Nach allen gängigen Regeln ist der Orangensaft gut verträglich, kalorienarm und nahrhaft ... Du kannst ihn bedenkenlos trinken.“
Diesmal sah sie ihn sogar an! „Ich informiere dich höflich darüber, dass ich meine eigene Vorstellung davon habe, was gut ist und was nicht.“
„Deshalb haben wir ja den Salat“, merkte er an.
Forschend betrachtete sie ihn und begutachtete schließlich wieder die Landschaft durch das Glas des Schaufensters. Mittlerweile hatte Daniel das als Art Ablenkungsmasche identifiziert. Damit galt die Audienz wohl als beendet.
Okay, den Kampf hier zu beginnen, dürfte die falsche Entscheidung sein. Das musste warten, bis sie diesen verdammten Freeway verlassen konnten.
Überhaupt schien Tina sich umfassend unter Kontrolle zu haben. Als er aufgegessen hatte, verlangte sie nicht etwa nach einem Toilettenbesuch, sondern schickte sich an, in die kleinere Gefängniszelle – sprich: den Mietwagen – zurückzugehen. Doch das war Daniel zu riskant. Das dürre Ding mit den großen Augen hätte sich wahrscheinlich eher nass gemacht, als ein Bedürfnis anzumelden. Abermals lehnte er sich zu ihr hinüber. „Ich gehe mich ein bisschen frisch machen, hast du auch so etwas in der Art vor?“
Einmal spöttischer Blick – danke! Doch sie nickte. Inzwischen wurde es wohl dringend.
Während er auf dem heruntergekommenen Herrenklo versuchte, aus sich einen Menschen zu machen, der nicht ganz so müde wirkte, wie er sich fühlte, überlegte Daniel, dass sich die Dinge vielleicht ein wenig komplizierter verhielten, als ursprünglich eingeschätzt. Nichts, was er nicht bewältigen konnte. Schließlich handelte es sich um Tina - also, irgendwie - und damit Wachs in seinen Händen.
Sicher, jetzt war sie älter und verrückter … Aber auf der Haben-Seite befand sich da immerhin der Flaschenverschluss. Über all die Jahre von ihr aufbewahrt. Nicht in irgendeiner Kiste, fernab vom Tageslicht gelagert, sondern in ihrer Handtasche. Das war ein Zeichen. Nur leider das Einzige.
Seufzend kämmte er sich mit den Fingern das Haar, sah bald ein, dass dies die Dinge nur noch verheerender gestaltete, und gab es auf.
Bevor er zurückging, teilte er Tom noch telefonisch mit, wohin der die Koffer bringen sollte. Sein Schwager befand sich bereits in Houston.
Das ging schnell, was Daniel durchaus zufrieden zur Kenntnis nahm. Allerdings dehnte er das Telefonat nicht aus, weil die Neugierde des ewig feixenden Hünen bei jedem der wenigen Worte mitschwang, die er überhaupt sagte.
Besserwisserischer Idiot!
Einschließlich spöttischem Lächeln erwartete Tina ihn am Wagen. Als wäre sie soeben nach einem entspannten Acht-Stunden-Schlaf aus dem Hotelzimmer getreten. Selbst die Kleidung saß perfekt, obwohl sie das Zeug
Weitere Kostenlose Bücher