Keiner wie er (German Edition)
und schwamm auf den See hinaus.
Gut!
Vielleicht wollte er ja erkunden, ob das Ding in einem direkten Zugang zum Meer mündete. Dann würde er eine Weile fort sein und Tina konnte sich unbemerkt aus dem Staub machen.
Leider lagen seine Pläne anders. Wenig später schwamm er zurück zum hiesigen Ufer, und kurz darauf durfte Tina nach langer Zeit wieder einmal live erleben, dass der Kerl immer noch alles dafür tat, um bei den Gänsen zu landen. Selbstverständlich lag kein Handtuch bereit, stattdessen lief er in aller Seelenruhe den Steg entlang und lenkte seine Schritte zum Haus. Die Haut war braun, der Körper muskulös wie eh und je.
Frieren nach wie vor ein Fremdwort.
Früher hätte er damit die dumme und naive Tina aus der Reserve gelockt, heute betrachtete sie ihn zweifelnd. Woher nahm der Mann eigentlich die Zeit? Arbeit, Training, Frauen stalken und entführen – das passte nicht zusammen. Doch diesem Idioten war nichts heilig und nichts wichtig, wahrscheinlich betrieb er seinen Beruf, wie früher das Studium.
Eher als lästiges Hobby.
Grant verließ sich auf sein gutes Aussehen und darauf, dass er mit seiner Tour schon irgendwie durchkam. Nur was würde er tun, wenn er damit einmal nicht mehr punkten konnte? Schließlich wurde man nicht jünger.
Erst jetzt ging Tina auf, dass sie ihn anstarrte ( glotzte ) und sie wandte sich hastig ab. Wenn dieser Tom-Komplize gute Arbeit geleistet hatte, musste sich irgendwo in den Koffern der Laptop befinden. Von ihren Sachen packte sie nur das Notwendigste aus, um für eine schnelle Abreise gerüstet zu sein.
Wenige Minuten später schloss Tina stöhnend die Augen.
Kein Internet.
* * *
Ausgeschlafen und ebenso ratlos wie Stunden zuvor, war Daniel erwacht.
Er genoss die Stille, die reine Luft und bemerkte, wie sehr ihm ein solches Idyll fehlte. Grübelnd stand er an seinem Fenster und blickte auf den kleinen, anheimelnden See hinaus. Ein friedliches Bild, von Ruhe geprägt, selbst von Zufriedenheit.
Letztere breitete sich unaufhaltsam in ihm aus, was ihn wirklich erstaunte. Wann war er so genügsam geworden?
Als er sich vergegenwärtigte, mit wem er hier weilte, machte sich zum ersten Mal so etwas wie frohe Erwartung in ihm bemerkbar. Einen echten Plan verfolgte er nicht, aber manchmal schien es das Beste, einfach auf das Bauchgefühl zu hören. Der Rest kam dann von ganz allein.
Und seine Intuition sagte ihm, dass er jetzt in diesem verlockenden See schwimmen wollte ...
Es fühlte sich herrlich an!
Besser, als alles, was er in den letzten Jahren erlebte. Nicht wirklich kalt, machte sich das Wasser eher angenehm und erfrischend aus. Die diesige Luft deutete darauf hin, dass es nicht einmal sieben Uhr war. Daniel schwamm einige Runden, ließ sein Hirn die letzte Müdigkeit überwinden und überlegte, wie er die Dinge am besten angehen sollte.
Frühstück!
Ein Bärenhunger suchte ihn soeben heim, und wenn er addierte, was Tina in den vergangenen Tagen zu sich genommen hatte, musste die bereit sein, einen mittleren Elefanten zu verdrücken. Plötzlich vergnügt, ging er sich abtrocknen und anziehen. Dabei verzichtete er auf jeden Schnickschnack, rasierte sich nicht, sondern passte sich ganz den gegebenen Umständen an. Und die bedeuteten:
Freiheit.
Auch sie würde es spüren. Diese besondere Atmosphäre konnte nicht an ihr vorbeigehen, davon war Daniel überzeugt. Heiter stand er wenig später in der ausladenden Küche und bereitete ein prächtiges Frühstück zu. Mit riesigen Eiern, die garantiert nicht aus dem Supermarkt stammten. Der Speck schien auch direkt vom Farmer geliefert worden zu sein. Jede Menge Brot landete in dem Toaster und er stellte Honig, Konfitüre und alles Übrige bereit. Inklusive Kakao und Orangensaft.
Nur auf den Kaffee verzichtete er. Auch für sich. Ein Leben jenseits aller Genussmittel würde zur Abwechslung nicht schlecht sein. Mit viel Liebe fürs Detail deckte er auf der offenen Veranda den Tisch. Je mehr Zeit ins Land ging, desto schöner wurde das Wetter. Offenbar bahnte sich der erste Frühlingstag des Jahres an. Dies betrachtete Daniel als durchaus gutes Omen.
Kritisch begutachtete er abschließend sein Werk und stand kurz darauf vor ihrer Tür, zum ersten Mal ein wenig in seinem ungewöhnlichen Enthusiasmus gehemmt. Vielleicht schlief sie noch? Ihre Sturheit hatte sie ja auf der Herfahrt davon abgehalten. Möglicherweise wollte – musste – sie Schlaf nachholen, neue Kraft tanken. Am Ende entschied er sich für
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