Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
Leute, die hier dauernd
     anrufen, sind gefährlich. Aber ich bin bei dir, du mußt nur auf mich hören und mir nicht widersprechen. Glaub mir, es gibt
     Dinge, von denen ich mehr verstehe. Vertrau mir einfach. In Ordnung?«
    »Ich werd mich bemühen.« Vera zuckte die Achseln. »Aber wenn sie wirklich mit ›lebender Ware‹ handeln, dann ist das in erster
     Linie Sache der Miliz und der Staatsanwaltschaft. Ich hoffe, du hast nicht vor, auf eigene Faust zu ermitteln?«
    »Ach, du bist ja so naiv, meine liebe Vera.« Er schüttelte den Kopf. »Meinst du wirklich, die Miliz und die Staatsanwaltschaft
     wüßten nicht Bescheid? Die leben doch von solchen Firmen. Die Miliz ist mit Haut und Haar gekauft, und die Staatsanwaltschaft
     genauso. Diese Schweine haben überall ihre Leute.«
    »Übertreibst du da nicht?« fragte Vera erneut. »Wenn das so eine super Mafiabande ist, warum müssen sie dann ständig untertauchen?
     Und warum lassen sie zu, daß wichtige Dokumente in fremde Hände gelangen? Das ist doch unlogisch …«
    »Verbrechen hat keine Logik. Jede kriminelle Handlung ist generell unlogisch.«
    »Beschäftigst du dich in deiner Freizeit mit Kriminologie?« fragte Vera rasch. »Oder warum bist du so gut informiert?«
    »Ich arbeite beim Wachschutz«, erklärte er ungerührt. »Also muß ich ein bißchen was von Kriminologie und Kriminalistik verstehen.«
    »Mag sein, daß du was davon verstehst, wenn du weißt, daß das verschiedene Wissenschaften sind, aber was die Logik angeht,
     da bin ich anderer Ansicht.« Vera schüttelte den Kopf. »Ein Verbrecher muß klug sein, sonst wird er schnell gefaßt.«
    »Sie werden nicht gefaßt, weil sie jeden zufälligen Zeugen beseitigen«, sagte Fjodor leise. »Das letztemal, als Star-Service
     aus einem Büro ausgezogen und eine andere Firma dort eingezogen war, wurde die Direktionssekretärin nach einem Monat ermordet.
     Sie hatte auch Star-Service-Faxe empfangen. Du mußt mir das natürlich nicht glauben. Aber ich möchte, daß du begreifst: Das
     ist eine sehr ernste Angelegenheit. Diese Leute sind brutal, Vera. Ich habe ihretwegen meine Schwester verloren und möchte
     nicht auch noch meine Braut verlieren. Was für ein unglaublicher, ungeheuerlicher Zufall, daß ausgerechnet du ihre Nummer
     bekommen hast! Das ist Schicksal …«
    »Gut« – Vera nickte –, »sagen wir, du hast mich überzeugt. Was weiter? Nicht mehr ans Telefon gehen? Das Fax ausschalten und
     nicht mehr arbeiten?«
    »Erstens mußt du die Papiere durchsehen, alles raussuchen, was du nicht weggeworfen hast, und beiseite legen. Wenn noch mal
     jemand anruft, der sich als Inhaber der Firma ausgibt, redest du ganz ruhig mit ihm. Falls er fragt, ob du noch irgendwelche
     Papiere aufgehoben hast, sagst du ja. Aber du hättest sie nicht gelesen.«
    »Und wenn er nicht mehr anruft?«
    »Er wird anrufen«, sagte Fjodor überzeugt, »das spüre ich.«
    »Wenn die Sache so gefährlich ist, sollte ich dann nicht lieber sagen, ich weiß nichts? Ich hätte keine Papier von ihnen,
     hätte alles weggeworfen? Das ist schließlich die reine Wahrheit.«
    »Meine liebe Vera« – er seufzte tief –, »du und ich, wir kennen Begriffe wie Wahrheit und Lüge. Die Leute, denen die Firma
     Star-Service gehört, haben andere Regeln. Ich verstehe, du möchtest in das alles nicht reingezogen werden. Aber du steckst
     schon mittendrin. Du hast ihre Telefonnummer. Du besitzt Informationen. Meinst du, diese ewigen Anrufe hätten keinen Grund?
     Nein, Mädchen, das gibt es nicht. Wir müssen handeln, schnell und klug. Wenn der Inhaber der Firma anruft, versprichst du
     ihm, die Papiere rauszusuchen, und verabredest dich mit ihm.«
    »Mein Gott, Fjodor, was sollen diese Spionspielchen?«
    »Wie oft soll ich es noch sagen – das ist kein Spiel! Zu der Verabredung gehen wir zusammen.«

Zwanzigstes Kapitel
    Stas Selinski gefiel nicht, wie Vera am Telefon mit ihm geredet hatte. In ihrer Stimme, ihrem Tonfall hatte etwas ganz Neues
     gelegen.
    »Nein, heute kann ich nicht. Viel zu tun.«
    Das sagte sie in letzter Zeit häufig, aber immer war die gewohnte Erregung herauszuhören, die sie verriet. In Wirklichkeit
     freute sie sich, daß er anrief. Daß sie keine Zeit habe, sagte sie nur, um sich wichtig zu machen – die üblichen Weibertricks,
     damit kannte Stas sich aus.
    »Vera, mein Sonnenschein, du solltest nicht soviel arbeiten, ab und zu muß man auch mal ausspannen.«
    »Stimmt«, sagte Vera, »aber jetzt habe ich viel zu

Weitere Kostenlose Bücher