Keinesfalls Liebe (German Edition)
meinem Kopf die Tatsache wieder, dass er mich nur in seinem Bett wollte.
Irgendwann musste ich dann doch in die Uni.
In den folgenden Tagen wurde das Bedürfnis, Daniel nahe zu sein, beinahe übermächtig, aber wenn wir uns begegneten, sprach er mich nicht an – er musterte mich einfach nur begehrlich. Ich war, ehrlich gesagt, sehr überrascht und auch ein bisschen enttäuscht von seiner plötzlichen Zurückhaltung, obwohl ich mir natürlich vorstellen konnte, dass das nur etwas Vorläufiges war, somit Teil seiner Strategie und seines aufgehenden Plans mich zu bekommen . Und trotzdem …
Ich wartete angespannt auf den Tag, an dem Daniel zum nächsten Punkt seines Plans übergehen würde.
Welten zerbrechen
In der dritten Woche kam in der aus allen Nähten platzenden Mensa plötzlich Daniel auf mich zu, als ich meinen Teller abgab. Ich erstarrte und verschluckte mich fast an meinem eigenen Speichel, und bei Daniels Anblick gab es den in beträchtlichen Mengen.
Sein umwerfendes Lächeln trieb Hitze in meine Wangen. In meinem Magen tanzten Schmetterlinge und alle möglichen krabbligen Insekten den Tanz der Verliebten.
Mann, wie poetisch , dachte ich grimmig.
„Alles klar, Jo?“, fragte er lächelnd.
„Nein“, erwiderte ich kühl, „ich habe zu viel gegessen.“
„Zu viel von was?“, fragte er höflich. Überhöflich.
Ich wollte ihn schlagen, weil er mir schon jetzt wehtat. „Hackfleischauflauf“, antwortete ich, immer noch kühl.
„Tut mir leid.“
„Erzähl’s meinem toten Kater.“
Er grinste. „Du hattest mal einen Kater?“
„Ja. Er hieß Daniel, rammelte alles ab, das nicht bei drei auf dem Baum war, und wurde einfach nie stubenrein, egal, was ich versucht habe.“
Daniel biss sich auf die Unterlippe, um nicht aufzulachen.
„Aha“, presste er schließlich mühevoll hervor.
„Hmmm.“
„Schön, etwas über dich zu erfahren, Jo“, sagte er mit solch einem verführerischen tiefen Unterton, dass mir fast ein wenig schwindelig geworden wäre. Ich hielt mich mühevoll aufrecht.
„Mein Kater hieß Larry, um genau zu sein“, murmelte ich ohne mein eigenes Zutun. Irgendwie hatte es wehgetan, ihn zu belügen. Nicht gut. Gar nicht gut , sagte ich mir.
„Interessanter Name für einen Kater. Aber weswegen ich eigentlich hier bin …“
„Ja?“
Daniel lächelte wieder dieses entsetzlich schöne Lächeln. „Wegen morgen.“
„Wegen morgen – sehr informationsreich …“
„Ich wollte fragen, wann du morgen zur Uni gehst. Ich selbst hab beschlossen, mal einen Tag fernzubleiben – ich hab seit unserer Malsitzung irgendwie Schwierigkeiten, andere Maler und Modellpartner zu schätzen.“
Er grinste breit.
Ich zeigte ihm einen Vogel.
„Ja, und?“, fragte ich trotzdem, weil ich so viel wie möglich über ihn wissen wollte, solange er noch nicht böse zu mir war. Böse, abweisend …
„Ich würde dich morgen gerne zur Uni fahren, wenn du nichts dagegen hast“, sagte er verstörend, beängstigend und ärgerlich sanft.
„Öh.“
„Ist das ein Ja?“ Er grinste hoffnungsvoll.
Ich schüttelte den Kopf. He, Moment mal – Mist! Ich nickte!
Ich nickte tatsächlich!
„Ja, das ist ein Ja“, sagte ich leise. „Ich hab erst nachmittags eine Vorlesung. Aber du könntest mich zum Einkaufszentrum fahren, wenn du mich unbedingt sehen willst; ich muss Pinsel und Farbe besorgen. Komm um zehn Uhr vorbei.“
Strahlend beugte er sich zu mir und küsste meine Wange. Die Sommersprossen glühten wieder.
„Lass das“, murmelte ich halbherzig.
Daniel lachte nur und strich mir eine flammend rote Strähne hinters Ohr.
Ich schaute ihm betrübt hinterher, als er sich zu seinen Jungs zurücksetzte. Ryans Blick hätte mich in ein Häufchen Asche verwandeln müssen.
Eilig ging ich zu Sean und Celine zurück, die mich seufzend und kopfschüttelnd betrachteten.
Carlos hatte mal wieder betrunken eine Nacht auswärts verbracht, sodass Sean, Celine und ich ihm ein großes Katerfrühstück zubereiteten, auf meinen Rat typisch Englisch: Toast, Butter, Käse, gebratene Würstchen und Tomaten – ohne Pilze, denn Carlos hasste Pilze. Später ruhte Carlos sich aus, verbarrikadiert in seinem Zimmer, und Celine und Sean fuhren früh zur Uni.
Und ich wartete die restliche halbe Stunde auf Daniel.
Heute kam er zehn Minuten zu früh. Das Klopfen an der Tür sorgte dafür, dass sich mein Magen zuerst um meinen Kehlkopf schlang und dann in meinen Kniekehlen umher waberte. Ich atmete noch einmal tief ein –
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