Keinesfalls Liebe (German Edition)
würde. Am kommenden Freitagabend hatte er mich zu sich eingeladen. Der bloße Gedanke machte mich ganz kribbelig, vorfreudig und … so vieles andere. Und verängstigte mich.
Mein erstes Mal! Ausgerechnet mit Daniel!
Ich huschte den Rest der Woche auf leisen Sohlen durch die Uni, in der Hoffnung, Daniel nicht zu begegnen. Ich sehnte mich schrecklich nach ihm, aber ich wollte lieber im Verborgenen die Wunden meines verletzten Stolzes lecken, als ihm zu begegnen und ein triumphales Glitzern in seinen immerzu lebendigen Augen zu sehen.
Ich hungerte regelrecht, um nicht in die Mensa zu müssen, und trank erst zu Hause, damit ich nicht auf die Toilette musste.
Du Feigling , schalt ich mich selbst. Wie stellst du dir das eigentlich vor? DU willst mit IHM Sex haben? Ich lach mich schräg, Mann! Du wirst ohnmächtig werden vor Angst!
Das Gebrüll drang aus heiterem Himmel aus dem Wohnzimmer in die Küche, in der Sean und ich den Salat für das Abendessen putzten. Erstaunt und beunruhigt schauten wir einander an; die Tür wurde aufgerissen, es krachte, als sie gegen die Wand knallte, und wir hörten männliches ungehaltenes Knurren, bevor Carlos die Wohnung verließ, und dann stürzte sich Celine schluchzend ins Badezimmer.
Sean und ich lauschten, aber durch die Badtür drang kein Geräusch.
Es war besser, Carlos nicht hinterher zu gehen – er würde sich von der vorprogrammierten Sauftour nicht abhalten lassen. Mit Celine war das etwas anderes. Ich klopfte sacht an die geschlossene Tür.
„Celine …?“
Ein Schluchzen. „J-Jo, bitte lass mich kurz in Ruhe. Ja?“
„Okay. Wenn was ist, ruf uns einfach, wir sind für dich da“, sagte ich behutsam.
Als ich zurück in die Küche kam, stellte Sean seufzend das gelbe Sieb voller Salatblätter beiseite.
„Ich nehme an, das Abendessen wird später stattfinden“, sagte er trocken.
Mein Magen rumorte schon den ganzen Tag – vor Aufregung. Weil ich hoffte, das Knurren mit etwas zu essen besänftigen zu können, plünderte ich etwas später den Kühlschrank.
Es half leider kaum merklich.
Celine kam nicht mehr aus ihrem Zimmer heraus, sodass das Bad um acht Uhr für mich bereit war. Unschlüssig stand ich vor dem großen Spiegel, ganz nackt, und starrte mich an. Ich sah nur weiß und rot, dazu das Blau meiner Augen. Ich fuhr zaghaft mit einer Hand über meinen Bauch. Weich, warm, schlank.
Immerhin hatte ich eine Figur, die ihm gefallen würde. Skeptisch drehte ich mich um und war zufrieden, einen knackigen Po mit vollen Backen zu sehen. Das war es doch, was schwule Männer liebten, oder? Ich selbst hatte mich bisher davor gehütet, solche Gedanken zuzulassen.
Ich flüchtete mich unter die Dusche, um mich abzukühlen und den Schweiß der Aufregung von meinem zittrigen Körper zu waschen.
Dann widmete ich mich den Dingen, die ich – als Mann ohne Schminke nur wenig, aber immerhin etwas – beeinflussen konnte. Ich ging stark davon aus, dass Daniel meine Natürlichkeit mochte. Wenn man flammend rote Haare und milchfarbene Haut als ‚natürlich‘ bezeichnen kann. Ich sah aus wie ein Hexer nach der Wasserprobe mit großen, ängstlich aufgerissenen Augen und nass an mir klebenden roten Strähnen. Ich föhnte mich gründlich und beschloss, die Haare offen zu lassen, schließlich mochte er sie so sehr. Wieder bohrten sich Eissplitter, die jemand in Gift getaucht hatte, in mein ohnehin wundes Herz. Er
interessierte sich nur für meinen Körper. Nur für meinen Körper.
Wenn meine Seele darunter leiden würde, was todsicher war, würde es ihm egal sein.
„Auf in den Selbstmord“, murrte ich grimmig. Dazu im Gegensatz stand das vorfreudige Leuchten in meinen Augen. Es war Zeit, diesen Schritt zu wagen. Und einen Blick in den Schritt eines anderen Mannes. Ha … ha … ha.
Ich nutzte die verbleibenden zähen Minuten, um Sean davon zu erzählen. Er wirkte nicht sonderlich überrascht und auch nicht wütend, aber sehr besorgt. Er versuchte erst gar nicht, mir das auszureden, aber sein skeptisch bekümmerter Blick sprach Bände.
Das Klopfen an der Wohnungstür verwandelte mich in ein hektisches Eichhörnchen. Sean musste mich einfangen, was eine Meisterleistung war, weil ich so ziellos durch die Wohnung wuselte, dass der beste Jäger sich hätte anstrengen müssen. Er hielt mir zwei abgespreizte Finger an die Schläfe wie eine Pistole und murmelte Befehle aus der Welt der Soldaten, während er meinen zitternden Körper zur Tür drängte.
„Ordentlich arbeiten,
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