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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Gores Party in San Bernardino, California, United States of America. Wir haben einen Freitagmorgen, draußen hat es angenehme zwanzig Grad und es ist elf Uhr, das heißt, solltest du eine Vorlesung haben, bist du längst zu spät dran. Du hast mehr Alkohol gekippt als ich in den letzten zwei Wochen und das will was heißen. Keine Sorge, ich war nüchtern und habe mitbekommen, dass du nichts Peinliches und/oder Ungewöhnliches getan hast. Ich stelle dir die Diagnose: unfassbar schmerzhafter, unangenehmer Kater, zu erkennen an den Kopfschmerzen, den bleischweren Knochen deines erschlafften Körpers und deinen lichtempfindlichen, zusammengekniffenen Augen. Noch eine Frage?“
    Belämmert versuchte ich ihn anzuschauen, doch meine Sicht verschwamm immer wieder. „Ich glaub … nicht … du hast … gut gesprochen …“
    Er runzelte mit amüsiertem Blick die Stirn. „Gut gesprochen? Hey, Alter. Du bist echt neben dir. Ich würde sagen, du nimmst hier noch schnell eine Dusche und dann erwischen wir bestimmt einen Bus zurück zum Wohnheim, alles klar, Jo?“
    „Ayeayecaptäääään“, sagte ich gedehnt.
    Carlos verdrehte die Augen, und als ich mich mühevoll auf alle viere hochgerappelt hatte, tätschelte er mir liebevoll und mitfühlend den Po.
    „Du schaffst das, das kenn ich, das geht vorbei“, motivierte er mich.
Ich grunzte und robbte auf die geschlossene Tür zu. „Oh verdammt“, stöhnte ich, nachdem ich mehrmals versucht hatte, mich aufzurichten.
    Seufzend steckte Carlos sein Handy weg, kam zu mir, öffnete die Tür und hob mich kurzerhand in die Arme.
    „Huch …“
    „Gewöhn dich nicht dran“, sagte er gutmütig und verständnisvoll und trug mich ins Bad. Dort ließ er mich ein paar Sekunden allein und ich klammerte mich ans Waschbecken, bis er mit frischer Kleidung in der Hand zurückkam.
    „Nick hat gesagt, wir können das mitnehmen.“
    Dieser Satz erschien mir nicht bedeutsam genug, um darauf zu antworten.
Carlos zog erst mich aus und setzte mich aufs Klo, wo ich allerdings nicht lange blieb. Ich rutschte runter, klappte den Deckel auf und übergab mich inbrünstig. Es war widerlich, aber danach ging es mir besser. Währenddessen schlüpfte Carlos aus seiner eigenen Kleidung, zog mich dann hoch und half mir, in die Wanne zu steigen. Er folgte mir und stützte mich, bis ich alleine stehen konnte, und im nächsten Moment kreischte ich wie ein Mädchen, als eiskaltes Wasser aus dem Duschkopf strömte. Es wirkte ein wenig; als Carlos das Wasser wieder abstellte und mir Haarshampoo reichte, war mir zwar kalt und immer noch danach, verrückte Sachen zu sagen, doch der Kopfschmerz hatte sich erheblich gebessert.
    „Haare waschen?“, fragte ich mit schwerer Zunge. „Muss das sein?“
„Ja“, sagte Carlos sanft, aber bestimmt. „Du hast Wodka drin.“
„Im Mund?“
    „Nein, im Haar.“
    „Im M-Magen?“
    „Im Haar, Jo.“
    „Was …? Bart …? Baaaart. Laufen die Simpsons ? Ich will gucken … guckengucken … gucken …“
    Seufzend spritzte Carlos sich Shampoo auf die Hand und begann, es in meine Haare einzumassieren.
    „Danke“, murmelte ich.
    „Man hilft sich im Suff“, erwiderte Carlos amüsiert.
    „Ich bin … nicht betrunken …“
    „Du hast einen – wie sagt man auf Deutsch?“ Er räusperte sich und erklärte mit heftigem Akzent: „ Du hast einen Mörderkater . Nein, warte mal, ich würde sagen, du bist noch ein bisschen beschwipst. Wart nur, du wirst heute noch mal richtig schön kotzen.“
„Was? Nein, mein Kater Larry ist kein Mörder. Er hat nur ab und zu eine Maus gemampft, sonst nichts!“
    Abschließend kann man wohl sagen, dass ich den stärksten Suff meines Lebens hatte.
    Selbst als ich wieder bei klarem Verstand war, brachte ich es nicht über mich, Carlos auf Paul anzusprechen. Angesichts von Pauls Weinkrampf flüsterte eine Stimme irgendwo in mir, ich dürfte einfach nicht darüber reden. Zumindest nicht heute. Ein andermal vielleicht. Nein, nicht heute.

Ich war froh, nur eine Nachmittagsvorlesung zu haben, obwohl ich es auch unter anderen Umständen mit voller Absicht herausgezögert hätte, zur Uni zu gehen. Ich wollte nicht an einen Ort zurück, an dem ich jederzeit Daniel begegnen könnte. Soweit ich wusste, studierte er wenigstens nicht Bildende Kunst, sonst hätte ich schon längst einen Kurs mit ihm gehabt. Der Gedanke, ihn nach unserer Nähe, die ihm nur schwanzbetreffend etwas bedeutet hatte, nun wiederzusehen, quälte mich. Unaufhörlich hallte in

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