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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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auf der linken Seite.“
    An der Haustür aus weißem Holz brannten zwei große Lichter und ein junger Mann stand davor. Er hatte die heftigsten Engelslöckchen, die ich je gesehen hatte. Er drückte gerade auf die Klingel und drehte sich um, als er unsere Schritte und Stimmen hörte. Vielleicht hatte er uns einfach nur gespürt, denn das ganze riesige Haus pulsierte, so laut hatte man die Musik aufgedreht. Es würde mich nicht wundern, wenn die Polizei hier gleich vorbeischaut , dachte ich noch, aber dann erkannte ich den jungen Mann als Ryans Bruder – der nette Kerl, der mir vorm Mexican Café aufmunternd zugezwinkert hatte. Gerade wirkte er gänzlich unglücklich und schien sich unwohl zu fühlen; er hatte eine Flasche Wasser in der Hand und klammerte sich daran, als wäre sie sein einziger Anker angesichts der schrecklich wilden Party, die sich in dem Haus abspielte. Ich fragte mich, warum er sich das antat. Und dann öffnete sich sein Mund in einem stummen Schrei, als sein Blick auf Carlos fiel. Erst da bemerkte ich, dass Carlos stehen geblieben war.
    Oh. Ich verstand.
    Unschlüssig drehte ich mich zu Carlos um.
    Einen solchen Blick hatte ich noch nie gesehen. Das Licht der Lampen neben der Tür, zu der ein paar Treppenstufen hinaufführten, erhellte auch uns und somit Carlos’ Augen. In ihnen funkelte Furcht, Entsetzen, Qual, Liebe und Sehnsucht, eine Mischung, die mein Herz verkrampfen ließ – wie die beiden Körper der Männer, die sich anstarrten.
    Ich packte Carlos entschlossen an der Hand und zog ihn mit mir die Treppe hinauf. Er wehrte sich nicht, aber er war steif, und Paul schoss tiefe Röte in die Wangen, als wir ihn erreichten.
    „Hallo“, begrüßte ich Paul überschwänglich. „Ich bin Jo.“
    Er blinzelte und aus seinen blassblauen Augen – aus Ryans Augen – schlug mir Verwirrung entgegen. „Ich bin Paul. Guten Abend“, sagte er distanziert und sehr höflich. Dann huschte sein Blick zu dem Mann, dessen Handgelenk ich umfasste. „Carlos“, sagte er so leise, dass ich es kaum hörte, und schaute auf den Boden.
Carlos erwiderte nichts.
    Ich ließ seine Hand los und drückte auf den Klingelknopf. „Sag mal, Paul, wieso macht keiner auf?“
    „Weil sie unmöglich sind“, erwiderte er ohne eine Spur von Trotz, sondern nur voller Wut und Enttäuschung. „So sind sie immer. Sie trinken und sie benehmen sich wie Kinder.“ Ein wütend-trauriger Blick traf Carlos, und es war klar, was Paul damit meinte. Ich spürte, wie Carlos hinter mir zusammenfuhr.
„Du weißt, warum ich trinke“, sagte Carlos scharf, so grob, dass es sogar mir wehtat.
    Pauls Augen, in denen sich Tränen der Wut und des Kummers sammelten, bohrten sich tapfer in Carlos’, als er flüsterte: „Natürlich, ich bin daran schuld, dass du dich besinnungslos trinkst und du lallst und umher torkelst, wann immer wir uns begegnen.“
    Es erschreckte mich, als mir bewusst wurde, wie tief Pauls Selbstwertgefühl gesunken war. Er ließ vor mir, einem Wildfremden, seine Tränen zu.
    „Halt die Klappe“, zischte Carlos.
    „Shut the fuck up“, sagte ich zu ihm, bevor ich noch mal auf den Klingelknopf drückte. So langsam hatte ich das Gefühl, es könnte sich ein Gespräch ergeben, wenn ich nicht da wäre und als Hemmer fungierte.
    Ich drückte so lange auf die Klingel, bis Paul meine Hand nahm und sagte: „Das bringt nichts. Wir müssen zur Terrasse rein.“
    „Wo ist die?“, fragte ich. Ich klang heiser und räusperte mich rasch.
„Hinten.“ Paul lächelte mich leicht an.
    „Okay, lass uns gehen.“ Ich drehte mich zu Carlos um. „Kommst du?“
    Wortlos setzte er sich in Bewegung und lief an uns vorbei, um das Haus herum, über gepflegt aussehendes Gras, das ohne liebevolle Pflege längst eingegangen wäre.
    Paul und ich schauten ihm hinterher.
    „Tut mir leid“, sagte ich leise.
    Paul wirkte ein bisschen überrascht, aber er lächelte noch mal. „Ich liebe ihn von ganzem Herzen“, sagte er, plötzlich ohne Kummer in der Stimme. „Und ich weiß, er liebt mich auch. Alles andere ist nicht wichtig.“ Auf einmal wirkte er verwirrt. „Warum erzähle ich dir das überhaupt? Wie heißt du noch mal? Jo? Ich habe keine Ahnung, wie das sein kann … Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir uns kennen.“

Die Party in diesem riesigen Haus voller schöner Räume – einschließlich solcher, in die man sich für ganz bestimmte Handlungen zurückziehen konnte – wurde in vielerlei Hinsicht zu einem absoluten

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