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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Drama.
    Erstens: Kurz nach unserem Eintreffen kam, wie erwartet, die Polizei vorbei, doch wir wurden nur gebeten, die Musik etwas leiser zu drehen.
    Zweitens: Ich entdeckte Carlos immer wieder bei betrunkenen Leuten, die in den meistens abgedunkelten, nur von Discokugeln und Lichtmaschinen erhellten Räumen saßen oder tanzten. Er war jedes Mal nüchtern.
    Drittens: Ich leider nicht. Die gute Laune aller Partygäste riss mich mit. Ich empfand ein heftiges Gefühl der Lebenslust und der Freiheit, vor allem, als die Party auf den Garten mit Pool ausgeweitet wurde. Anfangs hatte ich Angst um die Besoffenen, bis ich selbst so zu war, dass mich das nicht mehr juckte und ich mich zu gewagten Sprüngen ins Wasser verführen ließ – Gott sei Dank noch bekleidet. Ich war so dermaßen betrunken wie noch nie zuvor in meinem Leben.
    Viertens: Bevor ich die kritische Phase des Betrunkenseins erreichte, bekam ich einen lauten Streit zwischen Paul und Carlos mit, der in einem Raum neben dem Bad eskalierte, aus dem ich nach einem Toilettengang kam. Zuerst flogen die Fetzen; sogar Paul brüllte, obwohl ich fühlte, dass er normalerweise kein lauter, impulsiver Mensch war. Das führte zu einer wilden Knutscherei, von der mir ganz heiß wurde, und erst nachdem ich herausfand, dass Carlos interessanterweise der Passive war, huschte ich davon. Also viel zu spät.
    Fünftens: Ich habe keine Ahnung, wie er aussah oder wie er hieß, aber ich küsste tatsächlich einen Mann. Zum Glück war ich noch nicht so blau, dass ich nicht mehr denken konnte und war in der Lage, seine grapschenden Hände fortzuschieben, mich schleunigst zu verziehen und weiter zu trinken und zu tanzen.
    Sechstens: Als mir zum tausendsten Mal die Blase drückte, stand die Tür eines der Schlafzimmer weit offen, so als hätte es jemand gerade überstürzt verlassen. Paul saß auf dem Bett und schluchzte leise. Er hatte die Hände in seinen gewaltigen Locken vergraben und schien mich und meinen belämmerten Blick nicht zu spüren. Ich war zwar sturzbetrunken, doch etwas an dieser Szene – unabhängig von den Tränen eines verliebten, seelisch verletzten jungen Mannes – trieb mich zu ihm. Ich stieß die Tür weiter auf, es quietschte ein wenig. Paul zuckte zusammen und starrte mich halb überrascht, halb ärgerlich an. Seine Augen waren gerötet und wirkten wie Meere, die alles, was in ihrer Nähe war, überschwemmten und mit sich in den Tod rissen.
    Ich kam auf ihn zu, nicht wirklich mit geraden Schritten. Immerhin schaffte ich es ihn zu erreichen und setzte mich neben ihn aufs Bett.
    „Tut mir so leid“, sagte ich leise und leicht lallend.
    Er atmete zittrig ein, dann lehnte er sich für einen kurzen Moment gegen mich. Es war nur dieser kurze Augenblick und das Gefühl der Verbundenheit wurde zu nicht mehr als zu dem Echo einer Erinnerung, als Paul den Zauber brach. Er löste sich wieder von mir, noch bevor ich meinen schweren Arm um ihn legen konnte, flüsterte leise danke und ging aus dem Zimmer, schleichend, als wäre er auf der Suche nach etwas und hätte gleichzeitig Angst vor dem, was er finden könnte.
    Achtens: Ab hier verschwimmen meine Erinnerungen völlig. Denn nach dem was weiß ich wievielten Tequilla und einer heftigen Kotzattacke war ich so neben mir, dass ich nicht mehr denken konnte.

Ich erwachte mit den schrecklichsten Kopfschmerzen und dem widerlichsten Geschmack im Mund. Kurz gesagt, ich hatte einen unerträglichen Kater.
    Stöhnend rollte ich mich auf die Seite und durchforstete mein Gehirn. Ich hatte keinen totalen Blackout, nur ab einem gewissen Moment, kurz nachdem ich Paul hatte weinen sehen, war alles schwarz, alles weg, als hätte es diese Zeit nicht gegeben.
    Paul. Paul. Paul. Eine Erinnerung flackerte irgendwo auf.
„Ach fuck it , verdammt“, fluchte ich.
    „Nanana“, tadelte Carlos.
    Ich fuhr urplötzlich in eine aufrechte Position und war hellwach – von dem Kater einmal ganz abgesehen. Ich befand mich auf einer Isomatte in einem Raum. Leere Flaschen lagen auf dem Boden und es stank penetrant nach Alkohol. Auf der Matte neben mir saß Carlos, an einen Schrank hinter ihm gelehnt, und tippte auf seinem Nokia-Handy herum. Es gab sogar ein Bett hier; darauf schnarchten eine junge Frau und zwei Kerle.
    „Scheiße, wo bin ich und wie heiße ich?“, murmelte ich und fasste mir an den pulsierenden Kopf.
    Aus den Augenwinkeln sah ich Carlos schwach grinsen. „Du bist Jo Müller aus Stuttgart in Deutschland und befindest dich auf Nick

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