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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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seines breiten Körpers, den ich nun seit wenigen Stunden so intim kannte – wie vermutlich zig andere Menschen – Kälte und unwillkürliche Abscheu aus. Ich sah schon, es würde nichts werden. Die Maske konnte nur mit dem heruntergerissen werden, vor dem sie ihn schützte: Liebe. Wahre Gefühle. Zuneigung. Warum auch immer man sich dagegen schützen wollte.
    Mir kam nur ein Grund in den Sinn, doch ich wollte keine Sekunde darüber nachdenken. Es tat zu weh, mir auszumalen, was Daniel erlitten hatte.
    Plötzlich bremste Daniel; der Gurt verhinderte grob, dass ich gegen die Scheibe knallte.
    „Hey, was soll denn das?!“, rief ich erschrocken.
    „Wir sind da!“, schnauzte Daniel und stellte abrupt den Motor ab. „Hau ab und kümmere dich um deinen Freund!“
    Völlig belämmert schaute ich mich um. Wir parkten tatsächlich hinter dem Krankenhaus. Der Himmel spannte sich blau über uns und auch die Sterne waren verschwunden.
    „Was ist denn auf einmal los?“
    „Geh einfach“, knurrte er. Starr schaute er aus der Frontscheibe. Seine Augen waren Abgründe im orangefarbenen Schein einer Straßenlampe, die drei Meter von uns entfernt wie ein mahnender Zeigefinger in die Luft ragte, Abgründe inmitten eines unerforschten Dschungels, in dem sich allerlei Gefahren verbargen.
„Ich verstehe dich nicht“, beharrte ich ruhig, „aber ich würde dich gerne verstehen. Erklär es mir, und ich gehe.“
    „Lass es, Jo!“
    „Ich will dir nichts Böses, Daniel!“ Intuitiv nahm ich seine Hand.
    Er kniff die Augen zusammen, als hätte er Kopfschmerzen. Lange rührte er sich nicht, dann drückte er kurz meine Hand.
„Tut mir leid“, wisperte er heiser. „Ich wollte nicht …“
    „Ich weiß.“
    Langsam, um ihm die Zeit zu lassen, mir auszuweichen, beugte ich mich zu ihm rüber. Als er verharrte, küsste ich sanft seinen Mundwinkel.
„Hmpf.“
Mein Lachen entlockte auch ihm ein leises, belustigtes Geräusch. Plötzlich umfasste er mein Kinn, und mein Mund lag fest auf seinem. Ein gewaltiger Blitz schlug brutzelnd in meinem Schoß
    ein. Doch da drängte mich Daniel erbarmungslos von sich weg. Sein hektischer Atem streichelte mein Gesicht. Er war mir so schrecklich nah, dass ich eine Wiederholung der letzten Stunden sofort herbeisehnte. Ich spürte unmittelbar seine Wärme, und sein Blick – Gott, dieser Blick! Dunkel, durchbohrend, drohend, über jeden Zweifel an seiner Überlegenheit erhaben.
    „Ich bringe dich um, wenn du dich nicht meldest“, wisperte ich rau. „Das meine ich ernst.“
    „Ich bringe dich um, wenn du keine Zeit hast“, raunte er zurück.
Noch einmal drängte er mich energisch fort von sich; seufzend fügte ich mich meinem Schicksal, schnallte mich ab und stieg aus.
Kurz winkte ich ihm durch das Fenster. „Danke, Daniel. Bis bald, ja?“
    Er lächelte, drehte den Zündschlüssel und rollte Sekunden später vom Parkplatz.
    Erst als die Lichter seines Autos um die Ecke eines eintönig grauen Gebäudes bogen und das letzte Widerhallen der Motorgeräusche verklungen war, umhüllte mich die Kälte des immer noch sehr frühen Morgens. Auch innere Kälte machte sich nun, da Daniel fort war, in mir breit – halb wegen des schmerzenden Verlustes, halb wegen der neu aufwallenden Sorge um Carlos.
Ich schaute mich flüchtig um. In dem Licht einer weiteren Straßenlaterne parkte Seans goldene Schrottkarre. Oje, ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es um Carlos’ alten schwarzen Renault-irgendwas stand. Oder um den Wagen des Unfallpartners. Hoffentlich ist er versichert , dachte ich besorgt.
    Eilig schritt ich über den Parkplatz und schmiegte mich fröstelnd enger in … Daniels Mantel! Ich trug Daniels Mantel! Ich war so überrumpelt, dass ich stehen blieb, und dann musste ich prusten. Hatte ich doch tatsächlich verpennt, dass ich Daniels Mantel trug! Ich nahm den herrlichen Duft wahr, der an dem schweren schwarzen Stoff hing. Ehrfürchtig ließ ich meine Hand über einen der riesigen, golden schimmernden Knöpfe wandern, spielte damit, malte mir aus, wie Daniels kundige Hände sie in die dazugehörenden Löcher geschoben hatten. Oh nein, nicht gut.
    Nicht über Daniel nachdenken! , ermahnte ich mich, während ich ins Krankenhaus trat. Davon bekommst du nicht nur Herzschmerz, sondern auch Schwellungen an Stellen, die nicht im Vordergrund stehen sollten. Es geht um Carlos.
    Weißes Neonlicht erhellte den Eingangsbereich und drei lange Flure, die von hier abzweigten. Die Schwester am Tresen wirkte

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