Keinesfalls Liebe (German Edition)
sein.“
Ich öffnete den Knopf seiner Jeans.
„Das meinte ich nicht“, flüsterte er. „Ich – ich meinte – du, Jo – dich meinte ich.“
„Ich weiß“, flüsterte ich. Und schob meine Hand langsam in seine Hose.
Seelensplitter rieselten auf mich herab, noch bevor ich ihn umfasste.
Seelensplitter bohrten sich in mein Herz. Sie waren tief darin. Daniel war ein starker Mann. Doch er hatte nicht die Macht, mir diesen Moment zu nehmen und diese Splitter seiner Seele aus meinem Herz zu stehlen.
Das erste Ende
Ich hatte mich getäuscht. Daniel war immerhin stark genug, um das feine Band, das sich zwischen unseren Seelen geknüpft hatte, durchzuschneiden. Als ich am Samstagmorgen erwachte, zog Daniel sich gerade neben dem Bett an und Sonnenlicht flutete das große Schlafzimmer. Er bemerkte, dass ich aufgewacht war, und nickte mir kurz zu.
„Guten Morgen“, sagte er tonlos. „Ich muss los. Beeil dich, ja?“
„Was ist mit Frühstück?“, fragte ich perplex.
Panik erfasste mich, als er ungehalten die Augen verdrehte. Es tat mir weh, wie er sich meiner Nähe entzog, körperlich und seelisch.
„Du wohnst direkt unter mir. Du wirst auf dem Weg dahin kaum verhungern.“
„Kann ich noch schnell duschen?“
„Soweit ich weiß, habt ihr auch eine Dusche.“ Er ging aus dem Zimmer.
„Daniel, ich dachte –“
„Beeil dich, ich muss gleich los“, rief er aus dem Wohnzimmer. „Zieh dich an und verschwinde.“
Ich hörte, wie er die einzige weitere Tür in der Wohnung öffnete – er ging ins Bad – und wieder schloss. Mir war als könnte ich tatsächlich mein wundes Herz spüren, schwach und traurig vor sich hin pulsierend, nicht gewillt, meinen Körper weiter am Leben zu halten.
Ich hatte Daniel verloren.
Ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht heftig schluchzend in die noch nach Daniel duftenden Decken zu kuscheln, und presste die Lippen zusammen, während ich meine Kleidung einsammelte.
Ich war so dumm gewesen. Ich hätte es früher realisieren müssen. Ich hatte Daniel nicht gehabt – er war müde gewesen, voll Drang nach Gesellschaft, und er hatte mich nur gebraucht … Ja. Warum?
Ich war mir voll und ganz sicher, dass Michael Grey etwas damit zu tun hatte. Dass auch er schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht hatte. Vielleicht hatte Grey Daniel so sehr verletzt, dass er jetzt diese Seelenmaskerade aufrecht halten musste, weil er fürchtete, erneut verletzt zu werden … Schreckliche Bilder flackerten vor meinem inneren Auge auf, und ich versuchte, sie zu verdrängen.
Ich schlüpfte nur kurz in meine Unterhose. Als ich ins Wohnzimmer kam, halb nackt und zutiefst verletzt, kramte Daniel im Kühlschrank herum. Er warf mir einen kurzen Blick zu.
„Tschüss“, flüsterte ich. Mein Herz brüllte vor Qual.
„Ja, tschüss“, sagte Daniel.
Obwohl er mich so schrecklich behandelte, konnte ich nicht einfach gehen, ohne zu wissen, wann wir uns wieder treffen würden. „Fährst du mich am Montag zur Uni?“
Daniel schüttelte den Kopf. „Nein, ich geh erst spät hin.“
„Oh. Okay“, flüsterte ich. Keine Ahnung wieso, aber wenn es mir schlecht ging, schien ich zu schrumpfen und mein Stimmvolumen abzunehmen. Ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen, als ich Daniels Wohnung verließ.
Eine geschätzte Ewigkeit lang musste Sean mich im Arm halten und trösten. Ich konnte nicht aufhören zu weinen; ich krallte mich an sein Oberteil, als wäre es der einzige Anker in dieser tränenreichen Welt.
Der arme Sean. Er war der Tröster von wie vielen Leuten? Zu vielen. Der arme Kerl.
Ich erzählte ihm davon, wie ich geglaubt hatte, Daniels Seele nahe zu sein, und wie heftig mich die Erkenntnis verletzte, dass es nur Wunschvorstellung gewesen war. Dass uns nur Michael Grey verbunden hatte in diesem Moment.
„Was? Du bist Grey begegnet?“, fragte Sean überrascht.
Ich erstarrte. Uups.
Notgedrungen – und weil ich unter dem Ballast des Wissens ohnehin einzubrechen drohte – erzählte ich ihm auch von meiner ‚Begegnung‘ mit Michael Grey.
„Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll, Jo. Ich wusste zwar, dass Grey und Stewart in Kontakt sind, aber so was … Und wegen Daniel: Er wird kaum darüber im Bilde sein, dass Grey sich mit seinem Vater trifft.“
Ich sah vor meinem inneren Auge, wie Daniel mir Carlos’ Brief aus der Hand riss und brüllte, er wolle nicht mehr, dass sein Vater Grey verfolgte, er habe genug davon … Ich behielt den Gedanken im Hinterkopf.
„Und
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