Keinesfalls Liebe (German Edition)
plaudernden Leuten, mitzuhören. Ich versuchte den Rauch auszublenden, der mir in die Nase stieg, und wappnete mich für das, was ich hören würde. Was auch immer es war.
„Du darfst nicht zulassen, dass Grey dich – dass er dich dafür … benutzt !“
Jake schnaubte belustigt. „Nur keine Sorge. Ich weiß, was ich tue.“
„Nein, das weißt du nicht.“ Thompson klang bitter. „Du kennst Grey noch nicht so lange. Und Jo erst recht nicht. Du kannst einen Unschuldigen nicht einfach – Jake.“ Er seufzte tief. „Klar, Jo hat gehört, dass wir … über ein gewisses Thema gesprochen haben. Aber glaubst du wirklich, er könnte so lebensmüde sein, jemandem davon zu erzählen? Nach dem, was Grey mir gesagt hat, wird Jo zu viel Angst haben. Und allein das ist schlimm genug für mein Gewissen!“
„Beruhig dich, beruhig dich“, sagte Jake hörbar gelangweilt.
Eine brodelnde Stille folgte diesen Worten – Thompson schien fanatisch nach noch einem Argument zu suchen. Beinahe hörte ich es in seinem Kopf klicken, bevor er lauernd fragte: „Und was ist mit George?“
Der Raucher seufzte tonlos und bewegte sich ein bisschen dabei, sodass ich sehen konnte, wie Jake erstarrte.
„Was hat Daniels Vater damit zu tun?“
„Was wird er wohl sagen, wenn er herausfindet, dass Grey, sein absoluter Erzfeind, einen der Geliebten seines Sohnes … verschwinden lassen will?“
Jake entspannte sich deutlich; als er antwortete, klang er belustigt.
„Hör mal, Thompson, George weiß nichts von Daniels … sexuellen Vorlieben. Also weiß er auch nichts von Jo, oder Ryan, oder von irgendeiner anderen Bettgeschichte Daniels. Georges einziges Ziel ist, Greys Verbrechen zu rächen oder ihn zumindest eines anderen zu überführen. Außerdem weißt du genau, dass die Polizei gegen Grey machtlos ist. War das dein letztes Ass im Ärmel? Tja, du hast verloren.“ Mit diesen Worten ging Jake fort.
Nach einem deftigen Fluch stieß Thompson sich von der Mauer ab und überquerte die Straße.
Ich fühlte mich, als wäre ich schon tot, obwohl ich ganz deutlich die Schläge meines Herzens spürte und die Luft, die meine Lungen füllte. Wo und wie, um alles in der Welt, war ich da nur hineingeraten?
Es kam gar nicht infrage, dass ich Daniel darum bat, mich nach Hause zu fahren. Ich konnte mir jetzt allerdings etwas Schöneres und Klügeres vorstellen als allein durch die Nacht zu laufen, also beschloss ich Sean anzurufen. Ich lief die Straße entlang und bog um eine einzige Ecke, um der Musik zu entkommen, die durch die Wände drang, und hatte schon mein Handy aus der Hosentasche geholt, als ich vor mir einen menschlichen Schatten aufragen sah.
Jake grinste. „Ts, ts. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich nicht bemerkt habe, oder? Du hast Glück, Jo. Wenn hier nicht so viele Leute herumstehen würden, wärst du tot. Ich wette, du hast vor, zur Polizei zu gehen. Das kannst du dir gleich abschminken. Und weißt du, warum? Weil keiner dir helfen kann.“
Wie gelähmt starrte ich ihn an. Schamlos weidete er sich an meiner Angst. Dann wirbelte ich herum; ich musste nur um eine Ecke, und ich war sicher. Da waren zu viele Zeugen.
Jake gab mir von hinten einen energischen Stoß, sodass ich der Länge nach auf den Asphalt knallte und mich die Leute vor dem Club sehen konnten. Ein Raunen ging durch die Menge. Eine junge Frau und ein Türsteher kamen zu mir gerannt und halfen mir auf. Einer von ihnen – ich weiß nicht mehr, wer – fragte mich, was passiert sei.
„Ich bin gestolpert“, sagte ich mit dünner Stimme. „Danke, mir geht’s gut.“
Ohne hinzuschauen wusste ich, dass Jake längst fort war.
Wie erwartet machte ich in dieser Nacht kaum ein Auge zu, obwohl Sean sich rührend um mich kümmerte, nachdem ich ihm von dem belauschten Gespräch und Jakes Attacke erzählt hatte. Immer wieder drehte ich mich auf eine andere Seite, in der Hoffnung, endlich schlafen zu können, aber mein Kopf platzte fast vor Fragen und Ängsten.
Verzweifelt und verdreht blieb ich liegen, mit einem Arm unter meinem Körper begraben. Ich hatte nicht mehr die Kraft, mich zu bewegen.
Abrupt zuckte ich aus einem Schlaf, der sich wie eine Sekunde angefühlt hatte. Grelles Sonnenlicht flutete das Zimmer. Wie in Trance schaute ich mich um und versuchte, Sinn in die letzten Stunden zu bringen.
Ein pulsierender Schmerz riss mich aus meinen Überlegungen. Mühevoll rappelte ich mich auf. Mein Arm war totaler Matsch und so schlimm eingeschlafen, dass ich
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