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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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ich mich nicht ohnehin schon in einem? Ich versuchte, mich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen, während ich mich anschnallte, den Motor startete und auf eine Lücke im Verkehr wartete. Ha, da war eine. Ich glitt zügig hinein und probierte sofort aus, ob meine Bremsen funktionierten, sehr zum Ärger des Fahrers hinter mit. Hup du nur, du Trottel , dachte ich grimmig.
Ja, alles in Ordnung.
    Ich fuhr in Richtung Uni und hielt an einer abgelegenen, staubbedeckten Straße, an deren Rand nur drei kleine Häuser und ein paar vertrocknete, knorrige Sträucher zu entdecken waren, und sprang aus dem Wagen, um die Motorhaube zu öffnen.
Ich war zwar ein Laie, aber ich traute mir zu, etwas zu sehen, das fehlte oder kaputt war oder etwas Ähnliches. Außerdem stieg kein Dampf auf, und es roch ganz normal nach Benzin. Ich war beruhigt und fuhr los und kam schließlich unbeschadet vor dem Wohnheim an.
    Sean und Celine waren schon dabei, die Soße für Spaghetti Bolognese zu kochen, als ich in die Wohnung kam. Ich sprang mit ein und ließ meiner Sorge erst beim Essen freien Lauf. Die beiden waren von Jakes Anwesenheit genauso beunruhigt wie ich, und Sean bot mir an, nach meinem Auto zu sehen.
    „Carlos kannte sich sehr gut mit Autos aus und hat mir viel beigebracht“, erklärte er.
    „Das wär toll, danke.“

Jetzt, da ich Jake angezeigt hatte, fiel es mir leichter, den Dienstag zu meistern. Daniel tauchte nicht an der Uni auf. Meine Sehnsucht nach ihm wuchs, aber ich hatte nicht den Mut, ihm zu begegnen, weil ich so viel von ihm gesehen und ihm damit wehgetan hatte. Ein großer Teil meiner Angst und meiner Sorge drehte sich nämlich um Daniels Vergangenheit.
    In meinem Kopf spannen sich Horrorszenen zusammen: Grey, wie er ein Familienmitglied Daniels umbringt. Grey, wie er Daniels Vater foltert. Grey … Grey Grey Grey. Wenn gerade nicht Grey in meinem Kopf war, dann Jake. Daniel immerzu.
Die Kraft, die ich aus der Anzeige zehren konnte, ließ nach: Tagsüber lief ich andauernd Jake über den Weg, nachts träumte ich von Grey und zwar blutiger und grausamer, als es Stephen King in Worte fassen könnte. Der Donnerstag war noch schlimmer, weil Jake unglaublich aufdringlich wurde. Er saß am Nachbartisch, schaute immer wieder herüber, zwinkerte und lächelte mir zu und tätschelte mir beim Gehen den Kopf, als wäre ich sein Schoßhund – und vollkommen unter seiner Kontrolle.
Ich hatte vorgehabt, mit Sean und Celine und ein paar anderen von der Uni auf eine Techno-Party zu gehen, aber ich hatte mich nicht überwinden können, nach draußen zu gehen, und die beiden waren auch hier geblieben, um mich zu unterstützen. Trotz Jakes Aktion und einer durchwachten Nacht gab es aber auch gute Nachrichten – ich war eingeladen, am Freitagabend mit Sean und Celine zu ihren Eltern zu fahren, um dort eine familiäre Geburtstagsparty zu feiern. Ich fühlte mich geehrt, dabei sein zu dürfen. Geplant war, erst wieder am Sonntagabend zurückzufahren, und mir war das nur recht – Abstand von dieser Stadt und ihren Bewohnern hatte ich wirklich nötig. Denn nicht nur Jake kam mir gefährlich nah, sondern auch Thompson. Er stand vor dem Wohnheim, als Sean und ich vom letzten Tanken vor der langen Fahrt zurückkamen. Aber wir waren nicht die Einzigen auf der Straße, und für ein Verbrechen war das hier ohnehin nicht der richtige Ort; ich traute Greys scheinbar illoyalem, unfreiwilligem Schergen durchaus ein bisschen Intelligenz zu und fühlte mich nicht bedroht. Das Echo der Worte, die er an Jake gerichtet hatte, hallte zusätzlich in meinem Hinterkopf.
Nur weil Sean von Thompsons tapferer Rede wusste, ging er vor ins Haus und ließ mich mit ihm allein.
    Er kam sofort zum Punkt: „Du musst das Land verlassen. Geh zurück nach Deutschland.“
    Das traf mich wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Wie Ryans Faustschlag. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Und es aus seinem Mund zu hören …
    „W-was?“, stammelte ich überfordert.
    Thompson packte meine Oberarme, schüttelte mich kurz, aber intensiv und ließ mich dann schwer atmend wieder los.
    „Aua!“
„Entschuldigung“, sagte er atemlos.
    Eine Weile starrten wir einander an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich dachte hin und her – war das die einzige Lösung, die es gab? Verschwinden? Zurück nach Stuttgart? Flüchten?
„Geh“, sagte er noch mal. „Sonst sehe ich schwarz für dich.“

Die Eltern meiner besten Freunde wohnten in Santa Barbara. Bei dichtem Verkehr

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