Keinesfalls Liebe (German Edition)
halb, worum es wirklich ging. Um mein Leben. Meine Zukunft.
„Du solltest wirklich aufpassen“, murmelte er und gähnte inbrünstig. „Könnte gefährlich werden.“
Beinahe hätte ich ihm eine geklatscht. Noch einmal atmete ich tief durch, um mich endlich zu beruhigen.
„Ich will heute noch zur Polizei gehen. Ich muss jedem Hinweis nachgehen, damit ich denen beweisen kann, dass ich die Wahrheit sage. Thompson und Jake haben deinen Vater und Grey erwähnt. Was verbindet die beiden? Du hast gesagt, dein Vater jagt Grey. Wieso? Kannst du mir das sagen? Es würde mir so weiterhelfen, Daniel!“
Er starrte mich an, als hätte ich Chinesisch gesprochen.
Ein paar schmerzende Sekunden lang – mir hüpfte fast das Herz aus der Brust und in seine Hände – schwieg er.
„Das kann ich nicht sagen“, flüsterte er schließlich mit angstgeweiteten Augen. Diese Angst bohrte sich wie ein Dolch in mein ohnehin wundes Herz.
„Daniel“, sagte ich leise, „bitte sag es mir. Es würde mir vielleicht das Leben retten, wenn ich etwas gegen Grey in der Hand hätte!“ Hilfe suchend umschlang ich seine Finger mit meinen. Flehend blickte ich ihn an. „ Bitte! “
„Jo, ich kann nicht!“
Mit einem leisen Schluchzen schmiegte ich mich an ihn und umarmte ihn innig. „N-nicht mal für m-mein Leben?“
„Glaub mir, ich bin zwar kein Held, aber ich würde dich auch nicht ins offene Messer laufen lassen.“ Seine Hand rieb mit beruhigender Kraft über meinen Rücken. Unglaublich, wie sehr mich diese schlichte Berührung tröstete; sie war träge, zittrig, und er roch noch immer nach Alkohol und ein wenig nach frischem Schweiß. „Aber selbst wenn ich es dir sagen könnte, Jo, es würde nichts bringen. Die Polizei weiß das schon. Mein Vater und – mein Vater und … Grey … sind sehr vorsichtig. Es würde nichts bringen, es würde gar nichts bringen, nichts ändern. Deswegen, Jo, bitte … bitte frag mich nie wieder danach.“
Nicht nur seine Stimme zitterte, als er mich bestimmt, aber sanft von sich weg schob. Unsere Blicke kollidierten. Dieser Moment war so intim, dass ich wusste, er zuckte innerlich davor zurück.
„Daniel“, flüsterte ich zärtlich und ließ seine grünen Augen nicht entkommen. „Was hat Grey dir angetan?“
Sein panischer Blick war zwar auf mich gerichtet, sah jedoch etwas ganz anderes. Etwas, das in der Vergangenheit lag. Etwas, das ihn quälte. Das, was ihn zu dem kalten Mann gemacht hatte, der er vorgab zu sein. Gerade war er es nicht.
„Geh jetzt bitte“, presste er gequält hervor. Er wollte die Tür schließen, aber ich rammte den Fuß in die kleine Spalte.
„Daniel!“ Verzweifelt drückte ich die Tür auf.
„Ich bitte dich, Jo. Hörst du? Ich bitte dich.“ Jetzt war er derjenige mit dem flehenden Blick.
Ich sah schon, er würde es mir nicht verraten. Er würde nicht darüber sprechen.
„Du kannst immer mit mir reden“, flüsterte ich. „Ich bin für dich da.“
„Ich weiß“, erwiderte er, und plötzlich klang er ernst und gefasst.
Dann schloss er endgültig die Tür.
Ich ging zur Polizei und zeigte Jake an. Bedrohung und Verfolgung. Ich rechnete nicht mit Erfolg, aber allein die Tatsache, dass ich gehandelt hatte, machte mich mutiger.
Am Montagmorgen forderte ich mein Schicksal heraus. Todesmutig fuhr ich ins Zentrum, tankte und stöberte in einem Bücherladen und Elektromarkt nach etwas, das ich Celine und Sean zum näher rückenden Geburtstag schenken konnte, entschied mich jedoch für Gutscheine. Ich wusste zwar, dass Sean gerne Rock hörte, insbesondere Linkin Park, allerdings war ich mir sicher, dass er sämtliche CDs bereits besaß. Bei Celine war es dasselbe; sie war die wählerischste Leserin, die ich kannte. Reality ja, aber nur Krimis und Dramen, keine Liebesschnulzen. Fantasy nein, Science-Fiction schon eher, am liebsten Historisches. Gut , dachte ich mir, dann sollen sich beide selbst etwas raussuchen .
Als ich nach meinen Erledigungen wieder ins Auto stieg, sah ich Jake. Er stand mit einer Zeitschrift in der Hand an eine Straßenlaterne gelehnt. Ich erstarrte, den Gurt schon in meiner Hand. Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde er sich auf die Zeitschrift konzentrieren, doch ich wusste es besser. Mein Herz schlug so heftig, dass ich es noch im Hals spürte – so als hätte ich es geschluckt.
Plötzlich packte mich die völlig irrationale Angst, er könnte mein Auto manipuliert haben. Es erinnerte mich zwar eher an einen Krimi, aber befand
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