Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Jimmi ist blauäugig und hellhäutig und unterlässt sofort die Gummibärenvertilgung. Er kommt zu uns zum Küchentisch.
Boolah stellt mich den beiden mit den Worten vor: „ Seht diesen Kerl hier, er kommt aus einem bösen Land. Schaut ihn an, so sehen die Kommunisten aus!“ und er lacht.
„Ja, ja“ sage ich, „und genau solche blonden Kinder sind mein Lieblingsfrühstück. H aha...“
Jimmi zieht seine Augenbrauen zusammen, macht einen Schritt in meine Richtung und kneift mir in meinen Schenkel.
„Ich bin kein Gummibär!“
Da lachen wir wieder eine Runde, und er stopft erneut eine Han dvoll Gummibären in sich.
Jimbo raucht mit uns eine Friedenspfeife, und die beiden gehen frühstücken. Sie wohnen gleich hier auf Boolah s Land, fünfhundert Schritte vom Haus in einem, nicht sehr großen, Zelt.
„Sie hausen jetzt schon seit zwei Jahren in dem kleinen Zelt, Jimbo, seine Frau und die zwei Kids...“
Ich sah sie ab und zu, wenn ich auf die Toilette, besser gesagt Donnerbalken ging. Diese besteht aus drei Planken und ist vorne und oben offen, zwei Balken über einem Loch bilden die Sitzfläche und das Ganze befindet sich genau zwischen dem Haus und dem Zelt auf einem Hügel. Während ich da herumthrone, kann ich den dichtbewaldeten Berghang, der auf der offenen Seite vor meinen bammelnden Beinen beginnt, bewundern. Gleichzeitig bin ich aber selber für jeden zu bewundern, denn die Bretterwände reichen sogar beim Sitzen nur bis zu meinen Schultern. Vom Haus aus rechts, also in der anderen Richtung, auch am Fuße des Berghangs, sind noch zwei kleine Holzhütten. In der einen wohnt eine Frau, Brenda. Sie möchte aber nur bis zum Herbst bleiben. Die andere wird von ihr und von Jimbos Frau als Küche benutzt.
Aber ich habe heute nicht viel Zeit, um mich weiter umzuschauen, denn wir beeilen uns, um bei Ray und Meggie weiterzubauen. Bevor wir aber das Haus verlassen, kommt ein Ruf in Boolahs Radio:
„Hallo, Boolah, Boolah! Bist du Zuhause? Hier ist Frank. Hast du den Helikopter heute Morgen gesehen? Die schnüffeln schon wi eder hier in der Gegend rum.“
„Ja, ja ich habe ihn gehört, er flog hier über mir“ antwortet er.
Und ich fange an zu kapieren, was das bedeutet.
„Weißt du“ hilft mir Boolah dabei, „die gehören zur Anti-Drog en-Abteilung, DEA, und versuchen, mit Helikoptern die Marihuanafelder aufzuspüren. Wenn sie irgendwo Kraut finden, steigen sie ab und verbrennen die Pflanzen. Tja, und wenn sie jemanden dort erwischen, geht der ins Kittchen und auch der, auf dessen Land sich die Plantage befindet. Deswegen gehen die Leute, um Kraut zu züchten dort in den Wald, wo der dem Staate gehört. Wenn sie dort vorsichtig sind, verlieren sie, im Unglücksfall nur die Ernte. Aber ach, keiner macht es hier im großen Stil... Doch nicht sehr weit von unserer Gegend, gibt es Typen, die besitzen riesige eingezäunte Grundstücke, von bewaffneten Wächtern geschützt. Diese Arschlöcher züchten ganz im Großen, und machen Hunderttausende Profite. Die scheißen auf unsere Gemeinde. Die sind hierher gekommen, um Millionäre zu werden. Die Arschlöcher! Keiner kennt sie persönlich... Aber los, wir müssen uns beeilen, wir fahren heute auch noch nach Garberville, zu einer Demo...“
Wir kommen mit dem Bau sehr schnell voran, was hauptsächlich daraus besteht, dass wir die ursprüngliche Version von gestern völlig umbauen. Wir tauschen hier und dort den Ausschnitt der Fenster, versetzen den Aufgang an eine günstigere Stelle. Ja, das ist eine echte Schöpfung, eine Kunstwerk, mit ständig ändernden Vorstellungen und Ideen. Ich sehe es Ray und Boolah an, dass die jetzt abgesprochene ‘endgültige’ Fassung am Ende doch noch anders aussehen wird. Aber etwas steht felsenfest: Wenn dieses Haus fertig ist, wird es spitze sein! Also bis Mittag ziehen wir durch, dann ziehen wir weiter, zur Demo. Denn heute ist Sonntag.
Boolah und ich sind die einzigen aus ‘unserer’ Gegend, die anderen, vielleicht fünfundzwanzig Teilnehmer, kommen aus anderen Gegenden. Wir stehen um das kleine Rondell am Ende des Städtchens. Auf einer langen Stange in der Mitte weht die US Flagge, und wir bilden Hand in Hand einen Kreis. Wir unterhalten uns über dies und das. Boolah kann es natürlich nicht lassen, mich als Kommie vorzustellen... Na, das löst eine ganze Kettenreaktion aus. Ich vertrete nun die ganze Außenwelt, und sie erwarten, dass ich kluge Reden von mir gebe.
„Nun schaut, unsere Generationen, im
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