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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Osten und Westen, sind von derselben Kultur geprägt aufgewachsen. Ich habe dieselbe Musik wie ihr gehört. Ja, sogar der Gorbatschow hat in seiner Jugend Elvis Presley gehört und würde vielleicht lieber an einer Russisch-Amerikanischen Rock’n’Roll-Party als einer Raketenparty teilnehmen...“
    „O.K. Typ“ sagt ein Kumpel mit einem Veteranenkäppi, „aber die Waffenproduktion ist für die Russen auch ein großes Geschäft.“
    „Nein, nein“ widerspreche ich ihm. „Hier in Amerika gibt es einen Haufen Multis, di e an jeder Rakete, zum Beispiel Millionen verdienen. Aber drüben ist jede Waffe, die nicht in der Dritten Welt verkauft wird, ein Verlustgeschäft für jeden, denn derselbe Staat produziert sie in staatlichen Betrieben, der sie auch aufkauft.“
    „Aha“ sagt ein Lehrer mit einer Brille auf der Nase, „dann ist die Aufrüstung bei euch sehr billig. Wenn hier bei uns die Herstellung zum Beispiel, ei ner Maschinenpistole, sagen wir zwanzig Dollar kostet, zahlt der Staat dafür dem Waffenproduzenten im Endeffekt fünfhundert Dollar. Von unserer Steuern!“
    „Ja, du hast völlig Recht. Im Prinzip müsste also drüben eine Waffe billiger sein. Aber die Produktion dort ist so organisiert, besser gesagt; desorganisiert, dass die Herstellung dieser ‘Zwanzig-Dollar-Waffe’ fünfhundert Dollar allein benötigt, und obendrein machen alle nur miese daran.“
    „Tja, wo Kapitalisten sind, da gibt es wenigstens auch Gewinner, hahaha...“ lacht Boolah ironisch.
    Jemand hat ein Transparent mit der Aufschrift: USA RAUS AUS MITTELAMERIKA! Ausgerollt, und unsere bunte, kleine Gesellschaft schlendert die Hauptstraße herunter. Ein Mädchen spielt Flöte, eine andere Bongos. Aber kaum gehen wir los, rollt ein Polizeiwagen gemächlich neben uns. Ein junger Mann sitzt drinnen, beugt sich aus dem Fenster und fragt, ob wir eine Genehmigung für die Demo hätten. Jemand ruft ihm zu, nein, wozu?
    „Dann bitte ich euch, auf den Bürgersteig zu gehen, und stört den Verkehr nicht“ sagt er ganz höflich.
    „In Ordnung!“
    Der kleine Demonstrationszug gegen die US-amerikanische Einmischung in Nikaragua geht frie dlich auf den Bürgersteig, der Polizist bedankt sich und pirscht in Ruhe weiter.
    Wir ziehen bis zu der ‘Halle der Veteranen’, dort packen wir die Kuchen, die vom Freitag übrig geblieben waren, ein, setzen uns in Autos und kutschen raus zu Barbara s Haus, wo sich endlich Kuchen, Tee, Cola, Politik und Kraut unter den Bäumen ins Gras mischen.
    „Für unseren Wohlstand müssen die Menschen in der Dritten Welt hungern“ sagt Frank und ve rputzt eine Schokoladentorte.
    „Wir, ‘Kommies’, leben viel bescheidener, aber ich bin beruhigt, wegen mir braucht keiner hungern“ erkläre ich und vertilge auch e ine Torte.
    „Es gibt höchstens keine Gummistiefel“ mischt sich Boolah ein und; „haha-ha...“ erzählt er den Witz. Allgemeines Wiehern und Sche nkelklopfen.
    Jemand ruft aus dem Haus, wir sollen rein, weil das! Video läuft.
    Es handelt sich um vier Veteranen, die gegen die Nikaraguapolitik einen Hungerstreik machten. Charles Liteky und George Mizo haben fünfundvierzig Tage, zwei andere Veteranen zwei Wochen weniger gehungert. Nun sitzen sie abgemagert im Fernsehen und antworten im Rahmen einer Talk Show auf die Fragen aus dem zahlreich erschienenen Publikum. Sie hatten sich entschieden, am Hungertod zu sterben, aus Solidarität mit den Getöteten in Nicaragua, für die, nach ihrer Meinung, die USA die Verantwortung trägt. Sie wollten mit ihrem eigenen, spektakulären Tod erreichen, dass die Leute in Mittelamerika sehen, es gibt auch andersdenkende US-Amerikaner. Aber sie hatten so viele Anrufe und Briefe von überall bekommen, dass sie nach eineinhalb Monaten ihre Hungeraktion abgebrochen haben.
    Es sind viele Menschen in dieser Show. Die meisten versichern ihnen ihre absolute Unterstützung. Aber es gibt dort auch eine Mu tter, die sagt:
    „Ich bin stolz auf meinen Sohn, der für Amerika kämpft, und wenn er stirbt, werde ich stolz darauf sein, dass er für die Heimat gestorben ist.“ Ihr Sohn soll Soldat sein irgendwo im Ausland. Ich glaube in Grenada, aber ich bin nicht sicher. Auf jeden Fall, sie wird augenblicklich ausgebuht, sowohl im Fernsehen, als auch von den davor Sitzenden.
    „Das ist immer wieder unser größtes, amerikanisches Dilemma: Warum zum Teufel, müssen wir im Ausland für die Heimat kämpfen?! Wir lieben unsere Freiheit und Selbständigkeit so, dass wir

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