Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Purpur Feuerwerk des Horizonts auf...
Kaum machen wir Zuhause das Licht an, kommt Jimbo herüber, und die Friedenspfeife geht wieder auf Wanderschaft. Wir sitzen um den Tisch und geben die tollsten Geschichten zum Besten. Wir lachen und lachen. Jimbo erzählt Episoden aus seiner Rocker-Zeit:
„Ich hatte eine riesen Kawasaki, schwarze Lederklamotten und mit Nieten beschlagene Stiefel. Mir gehörte die ganze Welt. Und die Frauen. Oh Mensch, die Frauen! Es gibt Frauen, die so richtig auf Rocker abfahren, herrje so hatte ich eine der größten Lieben meines Lebens kennen gelernt.
Ich stand irgendwo in San Francisco mit meinem Motorrad, da kommt eine wunderschöne Lady zu mir und sagt: ‘Ich mag dein Motorrad. Ich würde gerne auf ihm und dir re iten.’
OH, Mensch, das war DIE Frau. Ich bin gleich bei ihr eingezogen, und wir haben uns wie verrückt geliebt. Ich war die ganze Zeit so glücklich, aber wenn ich zugekifft war, hatte ich immer irgendwelchen Blödsinn von mir gelassen. Einmal in meinem Glück und Übermut, wollte ich in ihr Wasserbett springen. Ich nahm einen Anlauf, sprang hoch, aber mit so einer schönen Pirouette“ - er macht mit seiner Hand aus dem Gelenk eine Drehbewegung - „und als ich wie ein Korkenzieher mit ausgestrecktem Arsch ins Bett fiel, zerplatzte es. Das war für die Lady zuviel. Sie hat mich rausgeschmissen. Obwohl ich so in sie verliebt war.“
Mir fällt der Rocker mit seiner Harley Davidson in Garberville ein, und wie diese feine Lady zu ihm gegangen war. Da war meine Ahnung vielleicht doch richtig, dass sie sich gerade kennen gelernt hatten. Ein schönes Pärchen. Es ist einfach angenehm, an sie zu denken.
„Ach, ja Pirouetten, da fällt mir etwas ein“ lacht Boolah, „warum ich damals Ballett studierte... Einmal war ich gerade am Strand, irgendwo im Süden, da sehe ich ein athletisches, schwarzes Muskelpaket am Ufer joggen, und manchmal mitten im Laufen, springt er in die Luft, macht eine gestreckte Ballettpirouette, dann läuft er weiter. Dann, irgendwann springt er wieder hoch und lässt sich drehend in den Sand fallen, aber so, dass nur seine Hände und Füße den Boden berühren. Ich fand es sehr merkwürdig, diesen Koloss mit so feinen Schlangenbewegungen... Als er schon das dritte Mal an mir vorbeilief, bin ich ihm hinterhergelaufen und habe ihn gefragt, warum er das täte. Da sagte er mir, dass er ein Footballspieler sei, und Ballett ist die beste Methode, um biegsam zu werden. Mit roher Kraft kannst du nicht viel ausrichten, aber deine Gegner werden immer unsicher, wenn sie hinter den Muskeln plötzlich Biegsamkeit und Weichheit entdecken. Ich war von seiner Weichheit so begeistert, dass ich mir vorgenommen hatte Ballett zu studieren. Ja, der Staat war mir eine Bildung meiner Wahl schuldig. Das gehörte zur Vietnamentschädigung: Gratisstudium, oder was du wolltest.“
Na klar: Die Waffenproduzenten kassieren den Profit, und der Steuerzahler steht für die Reh abilitation ein. Hahaha...
„Apropos“ sagt Jimbo, „wie war die Demo?“
„Gut, sehr gut“ lacht Boolah. „Vor zwei Wochen waren wir erst fünfzehn Leute, und jetzt schon fünfundzwanzig.“ Und er freut sich wirklich, wie ein Kind. „Irgendwie muss man doch anfangen...“
Wir dagegen , beenden unseren Plausch...
Allerdings setzen wir ihn mit unvermindertem Frohsinn am nächsten Morgen fort. Als würden sie unseren Kaffee riechen, kaum ist er gekocht, kommen erst Brenda, sie sieht sehr munter aus, als wäre sie schon eine Weile wach, dann auch Jimbo herbei. Sie greifen mit gewohnter Natürlichkeit nach der Kanne und bedienen sich selbst. Boolah flechtet derweilen sein Haar in zwei dicken Zöpfen und dreht das Radio lauter, denn es hat gerade jemand gerufen.
„Hallo Boolah, habt ihr den Hubschrauber gesehen? Die schnüffeln schon wieder hier.“
Es wird für mich auch langsam zur Gewohnheit, und ich wache nicht mehr davon auf.
„Linda!“ ruft Boolah zurück. „Wir haben hier einen Kommie-Gast, wie wär’s, wenn wir in die Schule kämen, um ein bisschen mit den Kids zu schwatzen? Die wären bestimmt begeistert einmal einen Mann von ‘hinter dem Eisernen Vorhang’ zu sehen.“
„Ist gut! Ich ruf dich noch mal zurück und wir besprechen es.“
Das warten wir aber nicht mehr ab. Wir trinken unseren Kaffee, sie rauchen ihre Pfeife zu Ende, und wir gehen, um Rays Haus zu bauen.
Ab diesem Morgen rauche ich nichts mehr. Wozu denn, ich fühl’ mich auch ohne Kiffen wohl. Und siehe
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