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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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ab, ob sie fünfhundert oder tausend ‘Ohm mani Padme Hum’ wert waren. Die Menschen kamen und warfen sich nieder vor mir. Am Anfang habe ich versucht, das zu verhindern und sie immer gebeten aufzustehen. Dann habe ich aber begriffen, das gebührt einem Lama. Sie haben damit nicht mich, sondern Buddha verehrt. Ich war nur der Vermittler.“
    Seine Augen verweilen in der Vergangenheit:
    „Sie sind glückliche Menschen, weil sie einen Glauben haben.“
    Er hält eine Weile inne und nickt nachdenklich. Ich fühle, wie ich von etwas ergriffen werde, das mein Inneres ausfüllt. Jedes seiner Worte strahlt Liebe und Heiterkeit aus. Um nichts auf der Welt könnte er trübsinnig werden. Das Leben ist ein Abenteuer, voller Segen in der Seele, und je mehr wir das vor Augen haben, desto mehr können wir dieses Abenteuer genießen. Wenn unsere Seelen losgelöst sind, füllen sie unseren Geist und Körper voll mit Frohsinn und Zufriedenheit.
    „Diese Menschen dort“ fängt er wieder an, „lachen für ihr Leben gern, über alles. Ich bin dort einmal eine Weile zusammen mit einem Australier gewandert, und wenn die Kinder uns erblickten, rannten sie immer gleich zu ihren Müttern und versteckten ihre Köpfe. Sie schrieen: der Yeti, der Yeti… Du weißt, der Yeti hat Augen wie der Himmel, und wir waren beide blauäugig. Mein Freund war ein riesen Kerl, mit langen, kräftigen Armen, voll behaart. Er hatte seine Ärmel hochgekrempelt, sich nach vorn gebeugt und gehüpft und gestrampelt wie ein Affe. Die Erwachsenen zeigten auf meinen Freund: ‘Schaut, dort ist der Yeti’, die Kids haben umso mehr rumgeschrieen und sich versteckt. Wir haben uns mit den Eltern krumm gelacht.“
    Lachend lege ich mich auf das Sofa und schlafe mit angenehmen Gefühlen ein.
    Ich träume, dass ich einer der verlorenen vierunddreißig Lamas bin, denn der fünfunddreißigste ist schon bekannt, und er ist mein kapitalistischer Bruder. Und das ist nicht ganz aus der Luft gegriffen:
     
    Morgens, wie wir da an dem Haus von Ray und Meggie herumwerkeln, kommt eine Freundin, um Meggie zu besuchen. Als sie aus ihrer betagten Karosse steigt und uns erblickt, ruft sie überrascht aus:
    „Ich wusste gar nicht, Boolah, dass du einen Bruder hast!“
    Da sagt Boolah:
    „Ich weiß es auch erst seit ein paar Tagen, dass ich einen kleinen Kommie-Bruder habe. Hahaha...“
    Als wir mit der Tagesportion Arbeit fertig sind, greift Ray, auf das gestrige Thema z urück:
    „Im Großen und Ganzen ist hier fast alles dasselbe wie bei Euch, mit dem Unterschied, dass ich hier machen kann, was ich will. Ich bin hier ein freier Mensch. Das ist mein Haus. Wenn ein Fremder hier hereinkommt, kann ich ihn jeder Zeit abknallen. Nicht mal die Polizei hat hier was zu suchen. Mich kann nicht irgendeine offizielle Person so einfach belästigen und schikanieren, wie bei euch da drüben. Die Freiheit ist mein staatsbürgerliches Recht.“ Er öffnet selbstbedauernd seine Arme und seine Stimme wechselt in einen ironisch-entschuldigenden Ton. „Das ist natürlich eine andere Sache, wenn zum Beispiel, drei Agenten hier hereinplatzen, mich erstmal gründlich zusammenschlagen, dann ein halbes Kilo Hashish in meinen Schrank stecken und behaupten, sie hätten es dort gefunden. Nun soll ich erst mal das Gegenteil beweisen, und dass sie diejenigen waren, die mich zusammengeprügelt haben. Aber das ist ein anderes Thema.“ Er zieht mit überbetont gespielter stolzer Miene sein Fazit: „Also, im Wesentlichen bin ich der Freiere.“ Er zieht seinen Hals ein: „Natürlich solange man mir keine kräftigen Tritte in die Eier verpasst. Ist es nicht so? He häch he...“
    Meggie nickt zustimmend und zieht einen kräftigen Zug an dem Joint. Sie reicht ihn dann zu mir weiter, aber es fällt ihr ein, dass ich nicht rauche. Ich lache ohne zu rauchen genauso über alles, wie sie, und ich bin genauso locker, wie sie, warum sollte ich diesen Zustand ändern. Ich werde davon nur hungrig, und Boolahs Küche muss dann wieder darunter leiden. Ich habe sowieso schon seine halbe Monatsration verputzt.
     
    Diese „Heldentat“ wird von mir am späten Nachmittag noch mal, fast sagenreif vervollkommnet. Aber diesmal nicht ohne Grund. Wir hacken Holz, da braucht man die Energie.
    Es sind zwei umgeknickte Bäume auf dem Hügel, vor dem Haus, und die müssen klein gehackt werden. Brenda hatte einen Freund bestellt, der seine mit Benzinmotor betriebene Kettensäge mitgebracht hat. Er schneidet in schnellem Tempo die

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